Großbritannien

Corbyn und der »Schwarze September«

Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu Foto: Flash 90

Mit scharfen Worten hat Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu den britischen Labour-Chef Jeremy Corbyn kritisiert. Hintergrund ist die Teilnahme des Oppositionsführer Corbyn an einer Kranzniederlegung für die palästinensischen Terroristen des Münchner Olympia-Attentats 1972.

»Die Niederlegung eines Kranzes durch Jeremy Corbyn auf die Gräber der Terroristen, die das München-Massaker verübt haben, verdient eine eindeutige Verurteilung von jedem – links, rechts und alles dazwischen«, teilte Netanjahu am Montagabend auf Twitter mit. Corbyn hatte zuvor laut Medienberichten bestätigt, an einer entsprechenden Gedenkveranstaltung auf einem Friedhof 2014 in Tunis teilgenommen zu haben.

Bestätigung »Ich war da, als der Kranz niedergelegt wurde«, erklärte Corbyn. »Ich denke aber, dass ich nicht wirklich involviert gewesen bin.« Er habe an der Gedenkveranstaltung teilgenommen, »weil ich ein passendes Denkmal sehen wollte, für jeden, der bei einem terroristischen Vorfall gestorben ist«. Es sei nicht möglich, Frieden durch einen Kreislauf der Gewalt zu erreichen, sondern allein durch Dialog.

Beim Olympia-Attentat hatte die palästinensische Terrororganisation »Schwarzer September« 1972 im Olympischen Dorf in München israelische Sportler als Geiseln genommen, um Gefangene in Israel freizupressen. In einem Apartment und bei einer anschließenden Befreiungsaktion auf dem Flugplatz Fürstenfeldbruck starben elf israelische Sportler und ein Polizist. Fünf Terroristen kamen ums Leben.

Corbyn wird regelmäßig vorgeworfen, Antisemitismus in seiner Partei zu tolerieren und sogar zu befördern. Kritik an der Teilnahme des Politikers an der Gedenkzeremonie kommt auch aus Corbyns eigener Partei. »Dabei zu sein, bedeutet, beteiligt zu sein«, sagte die Labour-Abgeordnete Luciana Berger. »Wo ist die Entschuldigung?«

Warnungen Zuletzt hatten Ende Juli in Großbritannien drei jüdische Zeitungen ihre Titelseite mit derselben Überschrift aufgemacht und vor einer »existenziellen Bedrohung jüdischen Lebens« durch Corbyn gewarnt. In dem von ihnen gemeinsam verfassten Leitartikel heißt es unter anderem: »Es gibt eine klare und präsente Gefahr, dass ein Mann, der für die Ängste der jüdischen Community blind ist, ein Mann, der nicht sieht, dass hasserfüllte Rhetorik gegenüber Israel einfach zu Antisemitismus führen kann, unser nächster Premierminister wird.«

Zuvor hatten Corbyn und seine Partei beschlossen, eine international anerkannte Antisemitismusdefinition der International Holocaust Remembrance Alliance durch eine eigene zu ersetzen. Die Labour-Definition erkennt und verurteilt keinen israelbezogenen Antisemitismus. ja

USA

Zurück an den Herd

Der Tradwife-Trend feiert ein traditionell-konservatives Frauenbild. Aber was fasziniert junge Mütter am Dauerbacken, an Wäschebergen und Unterwürfigkeit?

von Alice Heim  21.05.2025

Jerusalem

Lauder für fünfte Amtszeit als WJC-Präsident wiedergewählt

Vertreter aus mehr als 70 jüdischen Gemeinden weltweit waren zur Vollversammlung des Jüdischen Weltkongesses nach Jerusalem gekommen

 21.05.2025

Jerusalem

Mosche Kantor wieder Präsident des EJC

Priorität Kantors ist der Kampf gegen den Antisemitismus: »Wenn wir diesem wachsenden Hass nicht Einhalt gebieten, wird er das soziale Gefüge unserer Gesellschaften untergraben«, sagt er

 21.05.2025

Ehrung

Sami-Rohr-Preis für jüdische Literatur geht an Sasha Vasilyuk

Der Preis ist eine der höchstdotierten Literatur-Auszeichnungen Nordamerikas. Vasilyuks Gewinner-Roman spiegelt eine jüdische Familiengeschichte in den totalitären Wirren des 20. Jahrhunderts

 20.05.2025

Nahost

Meisterspion Eli Cohen: Mossad bringt Dokumente und Fotos von Syrien nach Israel

60 Jahre nach der Hinrichtung des Meisterspions in Damaskus liegen Briefe in seiner eigenen Handschrift an seine Familie und Fotos von seiner Tätigkeit in Syrien vor

 20.05.2025

Paju

Südkorea eröffnet Holocaust-Museum

»Das Gedenken an den Holocaust ist keine Wahl, sondern eine moralische Verpflichtung gegenüber den Opfern«, sagt der israelische Botschafter Rafi Harpaz bei der Eröffnung

 20.05.2025

Campus

Von der Zielscheibe zur Influencerin

Vor einem Jahr kämpfte die jüdische Studentin Tessa Veksler öffentlich gegen Antisemitismus an US-Universitäten. Sie wurde angegriffen – doch ihr Aktivismus hat ihr auch Türen geöffnet

von Katja Ridderbusch  18.05.2025

Yuval Raphael

»Dem Land eine Sekunde des Friedens zu schenken«

Die zweitplatzierte ESC-Sängerin sagte es sei erst dann ein wirklicher Sieg für sie, wenn Geiseln zuhause sind

 18.05.2025

Basel

Drei verletzte Polizisten

Die Beamten seinen mit Verdacht auf ein Knalltrauma ins Krankenhaus gebracht worden

 18.05.2025