Kanada

Chanukka ohne Gäste?

Die Kerzen kann man auch alleine anzünden. Hauptsache, man sieht sie im Fenster: Chanukkaleuchter in Jerusalem im Dezember 2019 Foto: Flash 90

Viele Juden in Quebec sind schwer enttäuscht: Wegen der Corona-Pandemie sollen kleine Zusammenkünfte im Dezember nur an Weihnachten erlaubt sein – nicht aber an Chanukka.

PROVINZ Laut dem Plan sollen die Einwohner der flächenmäßig größten Provinz von Kanada sich während des Weihnachtsfestes vier Tage lang in Gruppen von zehn Menschen treffen können. Premier François Legault hatte die Entscheidung damit begründet, dass sich Menschen vor und nach den Feiertagen in Quarantäne begeben können. »Weihnachten ist eine spezielle Zeit im Jahr, und erinnern wir uns daran, dass die Familie die Grundlage unseres Lebens ist«, sagte er.

Ausnahmen für andere Religionsgemeinschaften wurden nicht gemacht – auch nicht für Juden, die ab dem Abend des 10. Dezember acht Tage lang das Chanukkafest feiern, zu normalen Zeiten gerne im Kreis der erweiterten Familie oder mit Freunden.

BEDÜRFNISSE Michael Mostyn, Geschäftsführer von B’nai Brith Canada, kritisierte diese Entscheidung scharf. Der Premier habe die Bedürfnisse verschiedener Minderheiten in Quebec, darunter die Juden, missachtet, sagte er. Niemand dürfe bevorzugt oder benachteiligt werden.

»Wir hoffen und erwarten, dass die Freiheiten, die der christlichen Gemeinschaft gewährt werden, gleichermaßen mit anderen Glaubensgemeinschaften geteilt werden.«

Rabbiner Reuben Poupko, Co-Vorsitzender des Centre for Israel and Jewish Affairs Quebec, schloss sich dem an und erklärte: «Wir hoffen und erwarten, dass die Freiheiten, die der christlichen Gemeinschaft gewährt werden, gleichermaßen mit anderen Glaubensgemeinschaften geteilt werden.«

BEFÜRCHTUNGEN Lakonischer äußerte sich Rabbinerin Lisa Grushcow vom Temple Emanu-El-Beth Sholom. »Ich habe leider eine Menge Beerdigungen während der ersten Welle dieser Pandemie gesehen. Ich möchte nicht, dass das im Januar wegen dieser Regierungsentscheidung wieder passiert«, sagte sie über die Aussicht, dass mehr und größere Treffen an Weihnachten erneut zu mehr Covid-19-Toten führen könnte.

Insofern könnte sich die jüdische Gemeinschaft sich trotz Chanukka-Frust damit trösten, dass wenigstens sie an ihren Feiertagen nicht zur Verbreitung des Corona-Virus beiträgt. Vielleicht mehr als ein schwacher Trost. ag

Erinnerung

Erstes Schweizer Mahnmal für ermordete Juden am UN-Standort Genf

Am UN-Standort Genf soll das erste Schweizer Mahnmal für die im Holocaust ermordeten Juden entstehen

 19.03.2023

Erinnerung

Holocaust-Museum in Rom kann gebaut werden

Zehn Millionen Euro will der italienische Staat in das Projekt investieren

von Robert Messer  19.03.2023

Polen

Promoviert mit 70 Jahren

Der Journalist und Regisseur Mieczy­slaw Abramowicz legt ein Buch über das Jüdische Theater Danzig vor – und erhält dafür einen Doktortitel

von Gabriele Lesser  19.03.2023

USA

Mit Skalpell und Kippa

Michael Salzhauer ist Schönheitschirurg, orthodoxer Jude, Social-Media-Star – und sehr umstritten

von Katja Ridderbusch  19.03.2023

Nachruf

»The Non-Jewish Jewish Philosopher«

Wahrheit und Verständigung über Wahrheit, so Tugendhat, gibt es nur in der Sprache, in propositionalen Sätzen, deren Richtigkeit und Zutreffen man überprüfen, in Frage stellen oder diskutieren kann

von Christoph Schulte  17.03.2023

Vilnius

Litauen begeht erstmals Gedenktag für Retter von Juden

Der 15. März war Ende 2022 vom Parlament als Gedenktag festgelegt worden

 16.03.2023

Italien

Kritik, Protest, rabbinische Worte

Wie die jüdische Gemeinde auf den Besuch von Israels Premier Benjamin Netanjahu in Rom reagierte

von Andrea M. Jarach  16.03.2023

Spanien

Magnet Madrid

Die jüdische Gemeinde in der Hauptstadt zieht Zuwanderer aus Südamerika und Osteuropa an

von Alicia Rust  14.03.2023

Ungarn

Israel an der Donau

In einem Freilichtmuseum nördlich von Budapest soll ein Gebäude aus einem Kibbuz aufgebaut werden

von György Polgár  14.03.2023