London

Bericht: Briten wollen Roman Abramovich loswerden

Roman Abramovich Foto: picture alliance/dpa/POOL

London

Bericht: Briten wollen Roman Abramovich loswerden

Der russische Oligarch soll sich künftig nicht mehr dauerhaft in Großbritannien niederlassen dürfen

 25.02.2022 13:05 Uhr

Mit einer großzügigen Gabe von 10 Millionen Dollar an die israelische Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem machte der russische Milliardär Roman Abramovich Anfang der Woche Schlagzeilen. Damit ist Abramovich der zweitgrößte Einzelspender nach dem im vergangenen Jahr verstorbenen amerikanischen Casino-Mogul Sheldon Adelson.

Der Betrag soll über die kommenden fünf Jahre hinweg ausgezahlt werden. Künftige Generationen dürften niemals vergessen, wohin Antisemitismus, Rassismus und Hass führen könnten, wenn wir uns nicht dagegen aussprechen«, so Abramovich.

PÄSSE Doch in Großbritannien ist der 55-jährige jüdische Oligarch, der als Vertrauter des russischen Staatschefs Wladimir Putin gilt und neben der russischen auch die israelische und seit einigen Monaten die portugiesische Staatsbürgerschaft besitzt, seit einiger Zeit weniger gut gelitten. Dort ist er in erster Linie als Besitzer des Londoner Fußballclubs FC Chelsea bekannt, den er 2003 kaufte.

Jetzt berichtete die »Sun«, Abramovich werde es künftig behördlich untersagt sein, sich dauerhaft in Großbritannien niederzulassen. Dem Vernehmen nach, so das Boulevardblatt, werde der Fall von einer Spezialeinheit des Innenministeriums bearbeitet, die der Abteilung für Sicherheit und Terrorismusbekämpfung zugeordnet sei.

Zwar gebe es keine Anhaltspunkte dafür, dass Abramovich mit terroristischen Aktivitäten in Verbindung stehe oder in Straftaten verwickelt sei, so die Zeitung weiter. Dennoch wollen die britischen Behörden nach dem Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine an Abramovich und anderen russischen Oligarchen in London ein wohl ein Exempel statuieren. Im Unterhaus hatte Premierminister Boris Johnson am Dienstag gesagt, Abramovich sei Gegenstand von Sanktionen der Regierung. Diese Aussage musste Johnson aber wenig später wieder korrigieren.

VERMÖGEN Im vergangenen Oktober hatte der Chelsea-Besitzer seinen israelischen Pass für eine Stippvisite in London benutzt. Der erlaubt ihm – im Gegensatz zum russischen Ausweis – zwar die visumsfreie Einreise in das Land, gibt ihm aber keine dauerhafte Aufenthaltserlaubnis. Nach dem Austritt des Vereinigten Königreichs aus der Europäischen Union ist auch der portugiesische Pass in dieser Hinsicht nicht mehr wert.

Abramovich besitzt im Londoner Stadtteil Kensington eine Villa, deren Wert auf mehr als 180 Millionen Euro geschätzt wird. Sein Gesamtvermögen beträgt über 10 Milliarden Euro. Der Labour-Abgeordnete Chris Bryant zitierte im Unterhaus aus einer Aktennotiz der britischen Behörden von 2019. Demzufolge seien die britischen Grenzschutzbehörden angewiesen, Abramovich daran zu hindern, sich dauerhaft wieder in Großbritannien niederzulassen.

»Im Rahmen der Russland-Strategie des britischen Außenministeriums, die darauf abzielt, illegale Finanzierungen und bösartige Aktivitäten ins Visier zu nehmen, bleibt Abramovich aufgrund seiner Verbindungen zum russischen Staat und seiner öffentlichen Verbindung zu korrupten Aktivitäten und Praktiken für das Ministerium von Interesse.

Ein Beispiel dafür ist, dass Abramovich in einem Gerichtsverfahren zugegeben hat, dass er für politischen Einfluss bezahlt hat. Daher konzentriert sich die Regierung ihrer Majestät darauf, sicherzustellen, dass Personen, die mit illegaler Finanzierung und bösartigen Aktivitäten in Verbindung stehen, sich nicht im Vereinigten Königreich niederlassen können, und wird die ihm zur Verfügung stehenden Instrumente - einschließlich der Einwanderungsbefugnisse - nutzen, um dies zu verhindern«, steht laut Bryant in der Akte. mth

Ukraine

Mit Tränen in den Augen

Die Weltordnung zerfällt, doch eine sinnvolle Gestaltung des 80. Jahrestags zum Ende des Zweiten Weltkriegs ist möglich, sagt unser Autor

von Vyacheslav Likhachev  04.05.2025

Österreich

Pita und Krautrouladen

Haya Molcho hat sich im Laufe der Jahre von Wien aus ein Imperium erkocht. Ein Gespräch über Familie, Politik und Balagan in der Küche

von Nicole Dreyfus  04.05.2025

Florenz

Judenretter und Radsportheld

Als Gigant der Landstraße ging Gino Bartali in die Geschichte des Radsports ein. Was der im Jahr 2000 gestorbene Italiener abseits der Rennen leistete, nötigt mindestens ebenso viel Respekt ab

von Joachim Heinz  02.05.2025

Japan

Jüdisch in Fernost

Etwa 1500 Juden sind im Land der aufgehenden Sonne zu Hause. Koscheres Leben ist schwierig. Und sogar hier hat sich seit dem 7. Oktober 2023 einiges verändert

von Eugen El  01.05.2025

Bern

Schweizer Juden reagieren auf Verbot der Terrororganisation Hamas

Deutschland hat die Terrororganisation schon kurz nach dem Angriff vom 7. Oktober 2023 verboten. Die Schweiz zieht jetzt erst nach

 30.04.2025

Großbritannien

Nike hat es »nicht böse gemeint«

Der Sportartikel-Konzern hing zum London Marathon ein Banner auf, das aus Sicht von Kritikern die Schoa lächerlich gemacht hat. Jetzt hat sich das Unternehmen entschuldigt.

 29.04.2025

Schweiz

Junger Mann wegen geplanten Anschlags auf Synagoge Halle verhaftet

Die Anschlagspläne soll er laut Staatsanwaltschaft zwischen Juli 2024 und Februar 2025 wiederholt in einer Telegram-Chatgruppe angekündigt haben

 29.04.2025

Sport

Nach Anti-Israel-Eklat: Jetzt sprechen die Schweizer Fechter

Bei der Nachwuchs-EM der Fechterinnen und Fechter kommt es in Estland zu einer viel diskutierten Szene. Nun haben sich die verantwortlichen Schweizer erklärt

 28.04.2025

Fecht-EM

Schweizer Fechter schauen bei israelischer Hymne demonstrativ weg

Nachdem die U23-Mannschaft der Schweizer Fechter gegen Israel protestierte, äußert sich nun der Schweizer Fechtverband und verurteilt den Vorfall

von Nicole Dreyfus  28.04.2025