Spanien

Auschwitz in Madrid

Es ist ein prägnantes Bild: Die Menschenschlange vor der Kasse der großen Auschwitz-Ausstellung No hace mucho. No muy lejos (Nicht lange her. Nicht weit weg) im Centro de Exposiciones Arte Canal in Madrid. Die spanische Hauptstadt ist die erste Station einer musealen Rundreise durch weltweit 14 Städte. Seit einigen Monaten werden zum ersten Mal viele der 1150 Exponate außerhalb des Museums Auschwitz-Birkenau gezeigt.

»Nicht lange her. Nicht weit weg« ist eine Initiative des spanischen Unterneh­mens Musealia und der polnischen Gedenkstätte. Direkter Anlass waren die Me­moiren eines Schoa-Überlebenden, die Musealia-Chef Luis Ferreiro vor einigen Jahren las und die ihn tief bewegt haben.

Idee Die Idee hatte Ferreiro schon 2009, aber eine solche Ausstellung lässt sich nicht von heute auf morgen organisieren. Den Stein ins Rollen brachte Anfang 2014 die Beteiligung des niederländischen Historikers Robert Jan van Pelt, der vor allem durch seine architekturhistorischen Arbeiten zum Thema Auschwitz bekannt geworden ist.

»Mir lag viel daran, meinen Landsleuten die Geschichte von Auschwitz zu erzählen und zu erklären, wie es dazu kommen konnte«, sagt Ferreiro. »In Spanien gibt es kein Museum, das vom Holocaust erzählt, an diesem Thema besteht hier jedoch großes Interesse.«

Dies belegen auch die Besucherzahlen. Seit der Eröffnung der Ausstellung im Dezember sind mehr als 250.000 Karten verkauft worden. Was Ferreiro, der große Besucherzahlen gewohnt ist, vor allem beeindruckt, ist die Reaktion der Besucher. »Viele verbringen hier mehr als drei Stunden, vor allem Jugendliche. Das Gezeigte berührt die Leute und stimmt sie nachdenklich.«

Man sollte tatsächlich nicht auf die Uhr schauen, denn in 25 Kabinetten auf einer Fläche von 2500 Quadratmetern wird so viel erklärt und präsentiert – Exponate, Fotomaterial und Audiovisuelles –, dass man seine Zeit braucht. Dabei sind gerade auch kleine Gegenstände aus dem Alltag beeindruckend, wie das groteske Brettspiel »Juden raus«, eine seltene Leihgabe der Wiener Library in London.

»Juden raus« ist eine Art antisemitisches »Mensch ärgere Dich nicht«, mit dem im Deutschland der 30er- und 40er-Jahre schon den Jüngsten spielerisch das Hassen beigebracht wurde.

Den Initiatoren war es wichtig zu zeigen, wohin solcher Hass führen kann. »Deshalb liegt der Fokus der Ausstellung auf dem Vernichtungslager Auschwitz«, sagt van Pelt. »Wir möchten ein umfassendes Bild vermitteln vom Genozid an den Juden, an Sinti und Roma, von der Verfolgung von Polen und vom Massenmord an russischen Kriegsgefangenen.« Die Besucher bekämen außerdem einen Einblick in das Alltagsleben der SS-Männer und -Frauen in Auschwitz und erfahren, »wie es geschehen konnte, dass gewöhnliche Menschen zu Massenmördern wurden«.

Videobotschaften In Madrid ist die Ausstellung noch bis zum 17. Juni zu sehen. Danach wird sie weiterziehen. Van Pelt wünscht sich, sie auch außerhalb Europas und Nordamerikas zu zeigen. »Wir sind im Gespräch mit einer australischen Stadt und schließen auch Städte wie Shanghai oder Johannesburg nicht aus.« Voraussetzung sei jedoch, dass es vor Ort eine Institution gibt, die sich mit dem Holocaust beschäftigt. »Denn in jeder Stadt wollen wir besondere Akzente setzen und das, was wir erzählen, mit der örtlichen Geschichte verweben«, so van Pelt.

Das letzte Wort aber haben auf jeden Fall immer Holocaust-Überlebende. In emotionalen Videobotschaften rufen sie die Besucher dazu auf, sich dafür einzusetzen, dass es niemals wieder so etwas wie den Holocaust geben wird.

Mexiko

Präsidentschaftskandidatin von Bewaffneten aufgehalten

Steckt ein Drogenkartell hinter dem bedrohlichen Zwischenfall?

 22.04.2024

Meinung

Antisemitische Verschwörungen, Holocaust-Relativierung, Täter-Opfer-Umkehr: Der Fall Samir

Der Schweizer Regisseur möchte öffentlich über seine wirren Thesen diskutieren. Doch bei Menschenhass hört der Dialog auf

von Philipp Peyman Engel  22.04.2024

USA/Israel

Biden: Pessach-Fest ist besonders hart für Familien der Geiseln

Die abscheulichen Gräueltaten der Hamas dürften niemals vergessen werden, sagt der Präsident

 22.04.2024

Ukraine

Mazze trotz Krieg

Kyivs älteste Synagogen-Bäckerei produziert seit Jahrzehnten, und nun auch bei Raketenbeschuss

von Michael Gold  22.04.2024

Pessach

Der eigene Exodus

Wie erlangt der Mensch persönliche Freiheit? Wir haben sechs Jüdinnen und Juden gefragt

von Nicole Dreyfus  22.04.2024

London

Initiative gegen Antisemitismus: Polizeichef soll zurücktreten

Hintergrund ist ein Vorfall bei einer antiisraelischen Demonstration

 22.04.2024

Columbia University

Nach judenfeindlichen Demos: Rabbiner warnt eindringlich

Jüdische Studierende sind auf dem Campus nicht mehr sicher, sagt Elie Buechler

 22.04.2024

London

Polizeichef steht in der Kritik

Die »Initiative Campaign Against Antisemitism« fordert den Rücktritt von Sir Mark Rowley

 21.04.2024

Großbritannien

Der erste Jude in 1000 Jahren

Nick Rubins ist neuer Sheriff von Nottingham – und hat nur bedingt mit Robin Hood zu tun

von Sophie Albers Ben Chamo  20.04.2024