Österreich

Attacke auf Rabbiner in Wien

Foto: imago

In Wien ist am Donnerstag ein antisemitisch motivierter Angriff auf einen Rabbiner verübt worden. Eine Frau habe den Mann mit einem Messer bedroht, ihm die Kippa vom Kopf gerissen, getreteten und dabei judenfeindliche Parolen wie »Schlachtet alle Juden« geschrien, berichtete die österreichische Nachrichtenagentur APA unter Berufung auf das Innenministerium.

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Nach der Tat sei die Täterin geflüchtet. Verfassungsschutz und Polizei fahnden nach der Frau. Der Vorfall ereignete sich gegen 16 Uhr an einer Straßenbahnhaltestelle am Rennweg, im 3. Bezirk der Stadt. Der Generalsekretär der IKG Wien, Benjamin Nägele, forderte mögliche Zeugen des Angriffs auf, sich bei der Polizei zu melden. Die Antisemitismus-Meldestelle der IKG teilte mit, dass die Frau dem Rabbiner Hut und Kippa vom Kopf gerissen und einen Tritt versetzt habe. 

Laut dem Nachrichtenportal »Oe24« gab der angegriffene Rabbiner bei seiner Befragung durch die Polizei an, Passanten hätten weggeschaut, anstatt ihm zu helfen. Verletzt wurde niemand. IKG-Präsident Oskar Deutsch erklärte, die jüdische Gemeinde werde sich »nicht einschüchtern lassen«. Der Angegriffene werde in vollem Ausmaß durch die IKG unterstützt. In Wien leben rund 10.000 Juden, davon sind rund 7000 Mitglied der Israelitischen Kultusgemeinde.

REAKTIONEN »Dieser Angriff ist eine Attacke auf das jüdische Leben in Wien«, schrieb Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) nach dem Vorfall im Wiener Bezirk Landstraße auf Twitter. »Neben dem bereits angeordneten verstärkten Schutz der Synagogen werden alle Maßnahmen getroffen, um diesen offensichtlich antisemitisch motivierten Angriff rasch aufzuklären. Es gibt keine Toleranz bei Antisemitismus - egal ob dieser politisch oder religiös motiviert ist.«

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Auch Bundeskanzler Sebastian Kurz meldete sich via Twitter zu Wort: »Ich verurteile den heutigen antisemitischen Angriff auf einen Rabbi in Wien auf das Allerschärfste. Wir müssen den Antisemitismus mit aller Entschiedenheit bekämpfen und alles dafür tun, um jüdisches Leben hier in Österreich in Sicherheit zu ermöglichen. Denn Europa ohne Juden ist nicht mehr Europa.«

Wiens Bürgermeister Michael Ludwig erklärte: »Antisemitisch motivierte Übergriffe nehmen auf beunruhigende Weise zu. Ich kann nur immer wieder betonen: @StadtWien ist eine weltoffene Stadt, in der Toleranz und Religionsfreiheit großgeschrieben & gelebt werden. #Antisemitismus hat in unserer Stadt keinen Platz!«

Auch aus Deutschland gab es Reaktionen. Bundesaußenminister Heiko Maas verurteilte den Angriff. »Wir werden niemals schweigen, wenn Jüdinnen und Juden angegriffen werden. Die leider tagtäglichen antisemitischen Übergriffe sind beschämend für unsere Demokratie - in Deutschland und jedem anderen Land. Jeder Bedrohung jüdischen Lebens ist eine Bedrohung für uns alle«, schrieb Maas auf Twitter.

Rabbiner Avichail Apel von der Orthodoxen Rabbinerkonferenz Deutschland (ORD) erklärte: »Die Gewaltspirale gegen Juden dreht sich immer weiter. Erschreckend ist, dass solche Taten und Angriffe auf offener Straße zunehmen - in einer Gesellschaft, die sich immer mehr in einem permanenten Stresstest befindet. Was mich besonders betroffen macht, ist die traurige Tatsache, dass Passanten dem angegriffen Rabbiner nicht geholfen haben. Niemanden darf so ein Angriff gleichgültig sein, er ist genauso eine Attacke auf unsere Gesellschaft, ihre Vielfalt und Werte. Wir brauchen mehr Zivilcourage und dürfen solche Angriffe nicht hinnehmen.« dpa/ja

Shlomo Graber anlässlich eines Vortrags in einer Schule in Rosenheim im Jahr 2017.

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