Frankreich

Antisemitismus auf dem Schild

Am Wochenende demonstrierten in ganz Frankreich zahlreiche Menschen gegen die Einführung eines Impfpasses. Foto: imago images/NurPhoto

Die Staatsanwaltschaft in Metz hat strafrechtliche Ermittlungen gegen eine Frau eingeleitet, die am Wochenende bei einer Demonstration gegen die Coronapolitik der französischen Regierung demonstriert hatte.

Bei dem Umzug, an dem knapp 4000 Personen teilnahmen, trug die Frau ein selbst gemachtes Schild in der Hand, welches nach Ansicht des französischen Innenministers Gérald Darmanin eindeutig antisemitischer Natur war.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Darauf standen die Namen mehrerer Politiker, Geschäftsleute und Intellektueller, von denen einige jüdisch sind. In der Mitte des mit Verpackungskarton erstellten Schildes war in weißer Schrift das Wort »Traitres!« (»Verräter«) zu lesen. Medienberichten zufolge handelt es sich bei der Demonstrantin um eine 34-jährige Lehrerin und ehemalige Kommunalpolitikerin des rechten Rassemblement National, die mittlerweile aber mit der von Marine Le Pen geführten Partei gebrochen habe.

REAKTIONEN Innenminister Darmanin schrieb auf Twitter, er habe den Präfekten des Départment Moselle angewiesen, bei der Justiz Strafanzeige zu stellen. Antisemitismus sei keine Meinung, sondern ein Verbrechen, so Darmanin. Die Frau wurde am Montag vorübergehend von der Polizei festgenommen, ihr Haus durchsucht. Das berichtete die Nachrichtenagentur AFP. Schon im September soll ein Gericht über den Fall befinden.

Auch die Internationale Liga gegen Rassismus und Antisemitismus (Licra) kündigte an, bei der Staatsanwaltschaft Beschwerde einzureichen. »Wir haben es hier eindeutig mit einem Zeichen zu tun, dem Antisemitismus zugrunde liegt. Wir müssen kompromisslos sein«, so die Organisation. Das Schild sei eine Art zu sagen, dass man Juden nicht möge.

GESETZ Neben Darmanin zeigten sich auch andere Politiker entsetzt und empört. Auch die israelische Botschaft in Paris sah sich zu einer Stellungnahme veranlasst. Man sei »entsetzt über einen derartigen Ausdruck abgrundtiefen antisemitischen Hasses«.

Seit 1972 ist in Frankreich die öffentliche Aufstachelung zum Hass gegen eine bestimmte ethnische, nationale oder religiöse Gruppe unter Androhung von bis zu einem Jahr Gefängnis oder Geldstrafe verboten. mth

Nachruf

Die zwei Leben des Thomas Buergenthal

Seine Kindheit endete abrupt, als er nach Auschwitz deportiert wurde. Nun ist der Richter des Internationalen Gerichtshofs im Alter von 89 Jahren gestorben

von Imanuel Marcus  31.05.2023

Frankreich

Die Suche nach den verlorenen Klavieren

Pascale Bernheim spürt geraubte Instrumente jüdischer Familien auf

von Christine Longin  31.05.2023

USA

Neue Strategie gegen Judenhass

Das Weiße Haus hat den Entwurf eines Plans gegen Antisemitismus vorgestellt. Jüdische Organisationen kritisieren das Papier

 30.05.2023

Jubilare

Henry Kissinger: Die Welt wird sehr turbulent werden

Eine besondere Rolle dabei spiele der Einsatz von Künstlicher Intelligenz. »Heute wissen wir nicht mehr, was die Maschinen wissen«, sagte er

 25.05.2023

Ukraine

Jüdische Gemeinde holt gestohlene Grabsteine zurück

Die Steine aus dem 18. Jahrhundert wurden unlängst auf dem Hof einer Fabrik gefunden

 25.05.2023

Cannes

Scarlett Johansson: Nutze meine Träume für die Arbeit

Die Darstellerin spielt eine Rolle im neuen Film »Asteroid City« von Regisseur Wes Anderson

 25.05.2023

Porträt

Elder Statesman

Der frühere Außenminister Henry Kissinger ist 100 Jahre alt – und bis heute ein gefragter Mann

von Sebastian Moll  30.05.2023 Aktualisiert

Schweiz

70 Euro für einen Käsekuchen

In den Tagen um das Wochenfest steigt in den Koscherläden der Verkauf heimischer Milchprodukte stark an

von Peter Bollag  25.05.2023

Österreich

»Antisemitismus hat im Islam keinen Platz«

Erstmals besuchten Spitzenvertreter der muslimischen und jüdischen Gemeinschaften gemeinsam Auschwitz-Birkenau

 24.05.2023