Frankreich

Antisemitische Ausfälle bei Wahl von Miss France

Im einhundertsten Jahr seines Bestehens sorgte der Miss-France-Wettbewerb für Schlagzeilen der anderen Art. Foto: Patrick Cannaux / DPPI / dpa

Die Zweitplatzierte des wichtigsten Schönheitswettbewerbs in Frankreich sieht sich antisemitischen Beleidigungen in sozialen Netzwerken ausgesetzt, nachdem sie bekannt gegeben hatte, dass sie »italienisch-israelische« Wurzeln habe.

BELEIDIGUNGEN April Benayoum, amtierende Miss Provence, war lange Zeit Favoritin des Publikums. Als sie aber in einem Einspieler während der Show am Samstagabend ihren aus Israel stammenden Vater erwähnte, entbrannte in den sozialen Netzwerken eine heftige Diskussion.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Vor allem auf Twitter sah sich Benayoum zahlreichen üblen Kommentaren ausgesetzt. »Miss Provence, sie war solange schön, bis sie ihre Wurzeln erwähnt hat«, schrieb ein User. Andere wurden noch ausfälliger: »Onkel Hitler hat vergessen dich umzubringen«, twitterte einer. In zahlreichen anderen Botschaften wurde Benayoum aufgefordert »abzuhauen«.

Aus vielen politischen Parteien erfuhr Benayoum hingegen Zuspruch. Der ehemalige Premierminister Manuel Valls sprach von »unerträglichen antisemitischen Beleidigungen« und fügte hinzu: »Der Hass auf Israel sucht unsere Gesellschaft seit Jahren heim.«

UNTERSTÜTZUNG Die Ministerin für Staatsbürgerschaftsangelegenheiten, Marlène Schiappa, teilte mit, sie habe die Angelegenheit der Staatsanwaltschaft gemeldet. »Der #MissFrance2021 ist kein Antisemitismus-Wettbewerb«, schrieb sie auf Twitter. Auch das Antirassismusnetzwerk Licra erklärte, man werde Strafanzeige gegen die Urheber der antisemitischen Tweets erstatten.

Die Miss-France-Wahl anlässlich des hundertjährigen Bestehens des Schönheitswettbewerbs wurde wegen der Corona-Pandemie virtuell veranstaltet. Am Ende landete die 21-jährige Benayoum, deren Großmutter bereits zur Miss Marseille gewählt worden war, auf dem zweiten Platz.

Und Amandine Petit aus der Normandie, die am Samstag die Krone der schönsten Frau Frankreichs gewann, verteidigte ihre bisherige Konkurrentin. Petit nannte die Kommentare in den sozialen Netzwerken »extrem enttäuschend« und sicherte Benayoum ihre volle Unterstützung zu. mth

Spanien

Mallorca als Vorbild

Das Stadtparlament von Palma hat eine Antisemitismus-Resolution verabschiedet – anders als der Rest des Landes

von Sabina Wolf  26.07.2024

Sport

Der Überflieger

Artem Dolgopyat ist in Israel ein Star. Bei den Olympischen Spielen 2021 in Tokio gewann der Turner Gold, 2023 wurde er Weltmeister. Nun tritt er in Paris an

von Martin Krauß  26.07.2024

Europäisches Parlament

»Zittert. Das hier ist nur der Anfang«

Die frisch gebackene französische Abgeordnete Rima Hassan hetzt gegen Israel

von Michael Thaidigsmann  25.07.2024

Ausstellung

Olympioniken im KZ Buchenwald

Auf dem Ettersberg bei Weimar treffen unterschiedlichste Biografien aufeinander

von Matthias Thüsing  25.07.2024

Frankreich

»Man ist schließlich französisch«

Ganz Paris feiert die Olympischen Spiele. Ganz Paris? Nicht alle Juden fühlen sich vom erwünschten »Wir-Effekt« angesprochen. Denn das Land bleibt zerrissen

von Sophie Albers Ben Chamo  25.07.2024

USA

Die zweite Wahl?

Mit dem Rückzug von Joe Biden und der Kandidatur von Kamala Harris könnte das Rennen um die Präsidentschaft noch einmal richtig spannend werden

von Michael Thaidigsmann  24.07.2024

Jüdische Emigration

Die Niederlande - Ein Ort der Zuflucht für Juden?

Die Historikerin Christine Kausch nimmt das Leben jüdischer Flüchtlinge in den Blick

von Christiane Laudage  24.07.2024

Vor 80 Jahren

Von Rhodos nach Auschwitz

1944 wurden 2000 Jüdinnen und Juden von Rhodos nach Auschwitz deportiert. Nur wenige überlebten

von Irene Dänzer-Vanotti  23.07.2024

Jerusalem

Nach Gaza entführter Holocaust-Experte für tot erklärt 

Der Historiker Alex Dancyg ist in der Geiselhaft umgekommen

 22.07.2024