Schweden

Angst in Malmö

Eine ohrenbetäubende Explosion weckte Ende Juli die Nachbarschaft der Synagoge in Malmö. Unbekannte hatten in der Nacht einen Feuerwerkskörper auf den Eingangsstufen deponiert. Acht Glasfenster gingen zu Bruch. Menschen wurden bei dem Anschlag nicht verletzt. Die Polizei ermittelt wegen Sachbeschädigung.

Die drittgrößte Stadt Schwedens war bereits vor einem halben Jahr Schauplatz antisemitischer Krawalle, die weltweit für Schlagzeilen sorgten. Die Angriffe, denen Juden in der Hafenstadt im Alltag ausgesetzt sind, gehen meist von muslimischer Seite aus. Laut Angaben des Beirates für Kriminalitätsverhütung hat sich die Anzahl antisemitischer Straftaten im Jahr 2009 gegenüber dem Vorjahr verdoppelt.

antisemitismus Randale in jüdischen Läden und die Drohung, jüdische Jugendliche »halal« zu schlachten, gehören ebenso dazu wie Dosen mit der Aufschrift »Zyklon B« vor dem jüdischen Friedhof. Die Krawalle hatten die schwedische Politik aktiv werden lassen. In einem Monat finden die Reichstagswahlen statt. Die Lage sei ruhiger geworden, man habe sich wieder sicherer gefühlt, beschreibt der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Judiska Forsamelingen Malmö, Fred Kahn, die Stimmung unter Malmös Juden.

Nachdem Malmös Bürgermeister Ilmar Reepalu sich von seinen als antisemitisch verstandenen Äußerungen distanziert und ein Dialogforum eingerichtet hatte, hätten viele Gemeindemitglieder auf ruhigere Zeiten gehofft. Stattdessen verunsichere der jüngste Anschlag Malmös Juden erneut. Die Hoffnung auf eine friedliche jüdische Zukunft in Malmö hat wieder einmal einen Dämpfer bekommen. »Wir dachten, mit so etwas sei nun Schluss«, sagte Gemeindechef Kahn.

Auch in Stockholm ist der Anstieg antisemitisch motivierter Straftaten alarmierend. Nur wenige Tage nach dem Feuerwerksattentat erstattete Stockholms orthodoxer Rabbiner Isak Nachman Strafanzeige wegen antisemitischer Todesdrohungen während eines Spaziergangs mitten in der Stockholmer Innenstadt. »Nach diesem Erlebnis werde ich es mir gut überlegen, ob ich abends spazieren gehe«, erklärte Nachman im Schwedischen Rundfunk.

Erinnerung

Erstes Schweizer Mahnmal für ermordete Juden am UN-Standort Genf

Am UN-Standort Genf soll das erste Schweizer Mahnmal für die im Holocaust ermordeten Juden entstehen

 19.03.2023

Erinnerung

Holocaust-Museum in Rom kann gebaut werden

Zehn Millionen Euro will der italienische Staat in das Projekt investieren

von Robert Messer  19.03.2023

Polen

Promoviert mit 70 Jahren

Der Journalist und Regisseur Mieczy­slaw Abramowicz legt ein Buch über das Jüdische Theater Danzig vor – und erhält dafür einen Doktortitel

von Gabriele Lesser  19.03.2023

USA

Mit Skalpell und Kippa

Michael Salzhauer ist Schönheitschirurg, orthodoxer Jude, Social-Media-Star – und sehr umstritten

von Katja Ridderbusch  19.03.2023

Nachruf

»The Non-Jewish Jewish Philosopher«

Wahrheit und Verständigung über Wahrheit, so Tugendhat, gibt es nur in der Sprache, in propositionalen Sätzen, deren Richtigkeit und Zutreffen man überprüfen, in Frage stellen oder diskutieren kann

von Christoph Schulte  17.03.2023

Vilnius

Litauen begeht erstmals Gedenktag für Retter von Juden

Der 15. März war Ende 2022 vom Parlament als Gedenktag festgelegt worden

 16.03.2023

Italien

Kritik, Protest, rabbinische Worte

Wie die jüdische Gemeinde auf den Besuch von Israels Premier Benjamin Netanjahu in Rom reagierte

von Andrea M. Jarach  16.03.2023

Spanien

Magnet Madrid

Die jüdische Gemeinde in der Hauptstadt zieht Zuwanderer aus Südamerika und Osteuropa an

von Alicia Rust  14.03.2023

Ungarn

Israel an der Donau

In einem Freilichtmuseum nördlich von Budapest soll ein Gebäude aus einem Kibbuz aufgebaut werden

von György Polgár  14.03.2023