Judenhass

Alarmierende Zahlen

Die »J7 Task Force« wurde im Jahr 2023 gegründet. Foto: J7

Judenhass

Alarmierende Zahlen

J7 stellt ersten Jahresbericht über Antisemitismus in den sieben größten Diaspora-Gemeinden vo

 07.05.2025 20:11 Uhr

Die Zahl antisemitischer Vorfälle hat alarmierende Ausmaße erreicht. Dies unterstreicht die zunehmende Gefährdung jüdischer Gemeinschaften weltweit. »Die hier vorgelegten Daten sind beunruhigend«, heißt es im ersten Jahresbericht der J7-Taskforce, der am Mittwoch in Berlin vorgestellt wurde. Der Bericht dokumentiert den dramatischen Anstieg judenfeindlicher Ereignisse in den sieben größten Diaspora-Gemeinden – in Argentinien, Australien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Kanada und den USA.

Der Bericht macht deutlich, dass nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 die Zahl im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um Hunderte, in einigen Fällen sogar um Tausende Prozent angestiegen ist.

Von 2021 bis 2023 nahmen judenfeindliche Ereignisse um 75 Prozent in Deutschland, 185 Prozent in Frankreich und 227 Prozent in den Vereinigten Staaten zu. Im Jahr 2024 verzeichnete man beispielsweise in Australien einen Anstieg antisemitischer Vorfälle um 317 Prozent. Darüber hinaus deuten vorläufige Daten von J7-Mitgliedern, darunter Kanada und Deutschland, darauf hin, dass antisemitische Vorfälle entweder weiter zugenommen haben oder auf einem historisch hohen Niveau geblieben sind.

Zudem zeigt der Bericht gemeinsame Trends in den J7-Ländern, etwa wiederholte Angriffe auf Synagogen, Schulen und Gemeindezentren sowie eine Eskalation des Hasses im Internet. Die wachsende Unsicherheit veranlasse Jüdinnen und Juden dazu, ihre Identität zu verbergen. Zudem zeige sich auch das Versagen der Regierungen, »diejenigen zur Rechenschaft zu ziehen, die sich an antisemitischer Gewalt beteiligen oder Terrorismus gegen den jüdischen Staat unterstützen«.

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Schuster: »Es ist wichtig, sich zu Wort zu melden«

Josef Schuster, der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, nahm am Mittwoch Bezug auf den 80. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs. Er sagte: »Es ist wichtig, sich zu Wort zu melden, insbesondere an diesen Tagen des Gedenkens. In Bezug auf die Erinnerungskultur beobachten wir in Deutschland eine wachsende Gleichgültigkeit, die sogar bis zur Relativierung der Schoa reicht.« Und dies habe Konsequenzen, zum Beispiel, dass ein großer Teil der jungen Generation in Deutschland von dieser Zeit völlig uninformiert ist, so Schuster. »Ähnliche Entwicklungen beobachten wir in allen J7-Ländern, und ich bin froh, dass es diese starke Task Force gibt. Wir müssen diese Entwicklung gemeinsam mit unseren Partnern bekämpfen.«

Marina Rosenberg von der Anti-Defamation League (ADL) machte deutlich: »Der bedeutendste Tribut an die Opfer des Holocaust findet sich nicht in Denkmälern, sondern darin, dass wir dafür sorgen, dass sie ohne Angst leben können. 80 Jahre nach der Befreiung erfordert unsere Realität mehr als nur Gedenkfeiern. Sie erfordert Taten.« Alle Länder seien dazu aufgerufen, die Globalen Leitlinien zur Bekämpfung von Antisemitismus zu verabschieden und umzusetzen, um sicherzustellen, dass jüdische Gemeinden in Sicherheit und Würde leben können.

Alex Ryvchin vom Exekutivrat der australischen Juden meinte, dass die vergangenen 18 Monate in Australien eine Warnung an die Welt seien: »Sie zeigen, dass selbst in einer friedlichen und erfolgreichen multikulturellen Gesellschaft Antisemitismus Fuß fassen und innerhalb weniger Monate den Charakter eines Landes grundlegend verändern kann.«

Tagung in Berlin

Die J7-Mitglieder sind auf Einladung des Zentralrats der Juden nach Berlin gekommen. Sie nehmen unter anderem am Gedenken an den 80. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs teil. Den Opfern der Schoa gedachten sie bei einem Besuch im ehemaligen Konzentrationslager Sachsenhausen. Am Mittwochnachmittag fand ein Treffen mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier statt.

Die J7-Taskforce wurde im Juli 2023 in New York als Reaktion auf die wachsende Besorgnis über das Wiederaufleben des Antisemitismus gegründet. Die weltweit größten jüdischen Dachverbände der Diaspora haben sich damit vernetzt, um Erfahrungen auszutauschen und gemeinsam neue Strategien zur Bekämpfung von Judenhass zu entwickeln.

Neben dem Zentralrat, der derzeit den J7-Vorsitz innehat, sind der argentinische Dachverband jüdischer Gemeinden, der Executive Council of Australian Jewry, das kanadische CIJA, der französische CRIF, das Board of Deputies of British Jews sowie die Conference of Presidents of Major American Jewish Organizations Teil des Bündnisses. ddk

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