Diplomatie

Yair Lapid rügt Botschafter in Albanien

Yaid Lapid Foto: Flash 90 / POOL

Die Einmischung in lokale bosnische Politik durch einen israelischen Gesandten hat Premierminister Yair Lapid als »neuen Tiefpunkt der israelischen Diplomatie« bezeichnet und seinen Botschafter in Albanien, Noah Gal Gendler, offiziell getadelt. Gendler ist auch für Bosnien-Herzegowina zuständig.

Über den Vorfall hatte zuerst die israelische Tageszeitung »Haaretz« berichtet. Er hatte für Entrüstung bei der Regierung des Balkanlandes gesorgt. Am Mittwoch hatte der Generaldirektor im Außenministerium, Alon Ushpiz, die Rüge auf Anweisung von Lapid, der gleichzeitig Außenminister ist, bekannt gegeben.

EINFLUSS Vor etwa zwei Wochen war ein Memo aus der israelischen Botschaft in der albanischen Hauptstadt Tirana an die Öffentlichkeit gelangt, in dem Botschafter Gendler laut Zeitungsbericht einen umstrittenen Plan für eine Wahlreform in Bosnien befürwortet. Der wird von der lokalen Regierung abgelehnt, aber von nationalistischen Parteien unterstützt. Die Reform des Wahlsystems würde Berichten zufolge den politischen Einfluss von Juden, Roma und anderen Minderheiten im Land minimieren.

Das Memo sei als Reaktion auf einen Wahlplan herausgegeben worden, der vom Büro des Hohen Repräsentanten gefördert wurde, einer von der EU unterstützten Institution, die nach den Balkankriegen in den 90er- Jahren gegründet wurde, um die zivilen Aspekte der Umsetzung des Abkommens zur Beendigung des Krieges in Bosnien zu überwachen.

»Das jüdische Volk ist seit Jahrhunderten ein integraler Bestandteil des Gefüges, das Bosnien ausmacht.«

bosniens aussenministerin Bisera Turkovic

Zunächst hatte das Außenministerium in Jerusalem erklärt, das Memo der Botschaft habe »Unterstützung für die Wahrung der Rechte der jüdischen Gemeinde im Land« zum Ausdruck gebracht und sei im Anschluss an eine lokale Initiative zur Änderung des Wahlgesetzes und der Befürchtung, dass dies erfolgt sei, versandt worden.

MINDERHEITEN »Doch das vorgeschlagene Gesetz würde das derzeitige diskriminierende System gegenüber Minderheiten in Bosnien zementieren«, erklärte die bosnische Außenministerin Bisera Turkovic gegenüber Haaretz.

Weiter machte sie klar: »Das jüdische Volk ist seit Jahrhunderten ein integraler Bestandteil des Gefüges, das Bosnien ausmacht, und war während seiner schwierigsten Zeit der Unabhängigkeit einer seiner stärksten Befürworter seiner Integrität und Souveränität. Jeglicher Ausschluss von ihnen ist nicht verhandelbar.«

Kurz nach Bekanntwerden des Memos hatte sie sich bereits geäußert: »Es ist schwer vorstellbar, wie die offizielle Politik des Staates Israel darin bestehen könnte, die Diskriminierung von Juden zu begrüßen, damit sie kein Amt in Bosnien und Herzegowina ausüben können.«

Am Mittwoch begrüßte die Ministerin die Reaktion des israelischen Premiers. Auch der Präsident der jüdischen Gemeinde in dem Land, Jakob Finci, meinte, er sei froh, dass »Gerechtigkeit gesiegt hatte«.

Er sei erstaunt gewesen, von der Angelegenheit zu hören und dass es so aussah, als ob sich Israel in interne Angelegenheiten Bosniens einmische. »Es ging nicht um die jüdische Gemeinde oder fand auf Ersuchen der jüdischen Gemeinde statt«, so Finci, »sondern war Hilfe für eine politische Partei im Land«.

Diplomatie

Israel berät sich mit Griechenland und Zypern

Israel, Griechenland und Zypern wollen noch enger kooperieren – von Verteidigung bis Energie. Grund dafür ist auch die israelfeindliche Haltung der Türkei

 22.12.2025

Jerusalem

Israel will Armeesender schließen - Protest der Opposition

Ist die angestrebte Schließung nur der Anfang? Vor der Wahl im kommenden Jahr sieht der Oppositionschef die Meinungsfreiheit in Gefahr

 22.12.2025

7. Oktober

Netanjahu soll Untersuchungskommission auswählen

Scharfe Kritik am neuen Gesetzesvorschlag zu den israelischen Versäumnissen vor dem verheerenden Hamas-Massaker

von Sabine Brandes  22.12.2025

Internet

Völkermord-Vorwurf in Wikipedia-Eintrag zu Israel als Fakt dargestellt

In der Enzyklopädie heißt es ausdrücklich, Israel begehe einen Genozid an den Palästinensern. Die deutsche Version ist ebenfalls parteiisch

 22.12.2025

Gedenken

Die letzte Kerze für die letzte Geisel

»Wo ist unser Rani«, rufen die Angehörigen von Ran Gvili verzweifelt und fordern die Rückführung seiner Leiche

von Sabine Brandes  22.12.2025

Medienbericht

Israel soll die USA vor erneuten Angriffen des Iran gewarnt haben

Die Wahrscheinlichkeit dafür soll unter 50 Prozent liegen. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu will derweil Präsident Donald Trump militärische Handlungsoptionen präsentieren

 22.12.2025

Tel Aviv

Lindsey Graham fordert Erhöhung des Drucks auf die Hamas

Der Senator sagt, die Regierungen in Washington und Jerusalem müssten der palästinensischen Terrororganisation ein Ultimatum setzen und damit drohen, »Israel auf sie loszulassen«, falls es keine Bewegung gebe

 22.12.2025

Tel Aviv

6. Oktober 2023: Armee ignorierte Geheimdienst-Infos über bevorstehenden Terrorangriff

Am Vorabend des Hamas-Massakers vom 7. Oktober haben die IDF laut KAN einen Warnhinweis erhalten, diesen jedoch nicht als akute Bedrohung eingestuft

 22.12.2025

Gaza/Westjordanland

Umfrage: Mehr als die Hälfte der Palästinenser befürwortet die Massaker vom 7. Oktober 2023

Klare Mehrheit der Palästinenser zudem gegen Entwaffnung der Hamas

 21.12.2025