Jerusalem/Berlin

Yad Vashem: Neues Erinnerungszentrum eingeweiht

Kai Diekmann und Wirtschaftsvertreter am neuen Campus Foto: Freundeskreis Yad Vashem

Deutsche Spenden haben den Bau eines neuen Erinnerungszentrums der israelischen Gedenkstätte Yad Vashem ermöglicht. Das Gebäude des Moshal Shoah Legacy Campus in Jerusalem wurde heute eingeweiht.

Nach Angaben des Freundeskreises Yad Vashem in Berlin waren großzügige Zuwendungen von Borussia Dortmund, der Deutschen Bahn, der Deutschen Bank, von Mercedes-Benz und der Volkswagen Group ausschlaggebend. Sie spendeten jeweils eine Million Euro.

»Diese Spenden sind ein eindrucksvolles Zeugnis ihres Engagements für das Gedenken an den Holocaust und die Auseinandersetzung mit der historischen Verantwortung für die Verbrechen des deutschen NS-Regimes und seiner Kollaborateure«, heißt es in einer Erklärung des Freundeskreises Yad Vashem.

Wachsende Sammlung

An der Einweihung in Israel nahmen unter anderen Präsident Isaac Herzog, Vertreter der deutschen Wirtschaft und Holocaust-Überlebende teil. Auch der Vorsitzende des Yad-Vashem-Rates, Rabbi Israel Meir Lau sowie der Vorsitzende von Yad Vashem, Dani Dayan, waren dabei.

Das Shapell Family Collections Center ist ein wichtiger Teil des neuen Campus. Hier sollen Yad Vashems wachsende Sammlung von weit über 200 Millionen Seiten an Archivdokumenten aufbewahrt werden. Hinzu kommen fast ebenso viele Fotos, Artefakte und Kunstwerke. Auch Alltagsgegenstände, die von KZ-Häftlingen genutzt wurden, werden künftig im Collections Center aufbewahrt.

Die Objekte in der Sammlung von Yad Vashem kommen aus ganz Europa und Nordafrika. Sie reichen von persönlichen Dingen über Kunstwerke bis hin zu Alltagsgegenständen, die in den Lagern und in Verstecken verwendet wurden. »Jedes Objekt steht für eine Person, eine Familie oder eine Gemeinschaft, die vom Holocaust betroffen war«, so der Freundeskreis.

Größter Respekt

»Hier wird jedes einzelne Objekt mit größtem Respekt behandelt und findet ein dauerhaftes Zuhause, damit seine Geschichten – die Geschichten des Widerstands, der Angst und des ungebrochenen Geistes von Einzelpersonen, Familien und Gemeinschaften, die sich den Schrecken des Holocaust stellten – auch für zukünftige Generationen zugänglich bleiben«, sagte Dani Dayan bei der Einweihung.

»Mit dieser Eröffnung unterstreicht Yad Vashem sein Engagement für die Bewahrung der Erinnerung an den Holocaust«, so der Chef der Institution. »Die großzügigen Beiträge der vielen Spender, darunter die fünf prominenten deutschen Unternehmen, tragen nicht nur zum Schutz dieser Artefakte bei, sondern unterstreichen auch ihre Bedeutung für die Vermittlung der Geschichte an künftige Generationen«.

Auch Hans-Joachim Watzke, der Vorsitzende der Geschäftsführung von Borussia Dortmund, nahm Stellung: »Die Eröffnung des Moshal Shoah Legacy Campus nach fünf Jahren Planung und Bauzeit bewegt mich sehr. Fast 80 Jahre nach dem Ende des Holocaust ist es eine wichtige Aufgabe, die Erinnerung an das Geschehene zu bewahren.«

Laut und folgenreich

Der Campus sei dafür ein ganz besonderer Ort, weil er die Möglichkeit schaffe, über individuelle Biografien und Objekte zu lernen. Dadurch werde deutlich, »dass es sechs Millionen Menschen mit ganz eigenen Vorstellungen, Träumen und Lebensplänen waren, die ermordet wurden.«

»Es sind die Zeugnisse der Vergangenheit, die uns heute nicht vergessen lassen, wie wertvoll jedes Leben ist«, sagte Richard Lutz, der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bahn: »Orte der Erinnerung wie der Moshal Shoah Legacy Campus sind gerade in einer Zeit, in der antisemitische Parolen wieder laut und folgenreich sind, besonders kostbar.«

Für die Deutsche Bank erklärte deren Vorstandsvorsitzender Christian Sewing: »Durch das Engagement für Yad Vashem erinnern wir an unsere historische Verantwortung, die aus den Verbrechen des Nationalsozialismus erwächst.«

Herausfordernd und schwierig

Der frühere Chefredakteur bei »Bild« und heutige Vorsitzende des Freundeskreises Yad Vashem in Deutschland, Kai Diekmann, sagte, dies seien herausfordernde und äußerst schwierigen Zeiten, in denen ein Ort wie der neue Campus umso wichtiger sei.

»Die hier vereinten Artefakte sollen als ewiger Beweis für die Gräueltaten der Schoa dienen. Dies ist der Ort, der sie nicht nur zusammenhält, sondern auch den Opfern ihre Stimmen wiedergibt.«

»Dieser Campus wird für immer die Heimat der Träume sein, die nie geträumt wurden, der Hoffnungen, die sich nie erfüllt haben, der Wünsche, die nie in Erfüllung gehen werden«, so Diekmann. ja

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