Amsterdam

Wurden Warnungen nicht weitergegeben?

Fans von Ajax Amsterdam und Maccabi Tel Aviv feiern zusammen vor dem UEFA-Spiel auf dem Dam von Amsterdam Foto: picture alliance / Anadolu

Nach den pogromähnlichen Attacken gegen israelische Fußballfans in Amsterdam durch antisemitische Angreifer untersucht jetzt die niederländische Regierung, ob im Vorfeld eventuell Warnungen aus Israel übersehen worden waren. Das schrieb der niederländische Justizminister David van Weel in einem Brief an das Parlament.

Seinen Brief sandte er, nachdem israelische Beamte erklärt hatten, dass den Niederländern Warnungen übermittelt worden waren und nachdem er den neu ernannten israelischen Außenminister Gideon Sa’ar getroffen hatte. Sa’ar war nach Amsterdam gereist, um einen Rettungsflug von israelischen Fans zurück nach Hause zu überwachen.

Israelis, die am Donnerstag zum Europa-League-Spiel Maccabi Tel Aviv gegen Ajax Amsterdam in die Niederlande gereist waren, wurden nach dem Spiel an mehreren Orten in Amsterdam regelrecht gejagt und brutal attackiert. Die Angreifer riefen »Free Palestine« und beschimpften ihre Opfer auf Arabisch. Das israelische Außenministerium berichtete, dass bei den Angriffen zehn Israelis verletzt wurden.

Identifizierung aller Verdächtigen habe »absolute Priorität«.

»Die Staatsanwaltschaft hat erklärt, dass sie so weit wie möglich ein Schnellverfahren anwenden möchte«, schrieb Justizminister van Weel. Auf der Social-Media-Plattform X postete er: »Ich betone, dass die Niederlande die Gewalt entschieden verurteilt und dass es keinen Platz für Hass und Antisemitismus gibt.«

Der Justizminister fügte hinzu, dass die Identifizierung aller Verdächtigen »absolute Priorität« habe. Die Polizei in Amsterdam gab am Samstag an, dass vier der ursprünglich 63 festgenommenen Personen noch in Gewahrsam seien.

Mossad gab Warnung an die niederländischen Sicherheitsdienste heraus mit der Bitte, die Sicherheit für Israelis am Stadion und in der ganzen Stadt sofort und deutlich zu verstärken.

Der israelische Außenminister Sa’ar traf sich auch mit Geert Wilders, dem Vorsitzenden der größten Partei in der niederländischen Regierung, der für seine islamfeindliche Haltung bekannt ist. Wilders sagte, er habe Sa’ar versichert, dass »es unser gemeinsames Interesse ist, Antisemitismus und Judenhass zu besiegen und dass radikale islamische Werte in einer freien Gesellschaft keinen Platz haben«.

Am Freitag hatte ein hochrangiger israelischer Sicherheitsbeamter erklärt, dass man vor dem Fußballspiel in den niederländischen sozialen Medien einen »Aufflammen« von Posts festgestellt hätte, in denen pro-palästinensische Gruppen zu gewalttätigen Protesten in der Nähe des Stadions aufriefen. »Aus diesem Grund hat der Mossad eine Warnung an die niederländischen Sicherheitsdienste herausgegeben mit der Bitte, die Sicherheit für Israelis im Bereich des Stadions und in der ganzen Stadt sofort und deutlich zu verstärken, mit besonderem Augenmerk auf Hotels, in denen die Fans übernachteten.«

Der Beamte machte jedoch klar, dass der Nationale Sicherheitsrat Israels nicht über die Bedrohungen informiert worden war. Daher habe es keinerlei Warnungen an die Öffentlichkeit herausgegeben, auch nicht an die rund 3.000 Fans, die angereist waren, um das Spiel zu sehen.

Auch andere Ministerien hatten Bedrohungen identifiziert

Der Nachrichtenkanal Chanel 12 berichtete am selben Tag, dass auch andere israelische Ministerien im Vorfeld des Match Bedrohungen identifiziert hätten. So habe beispielsweise das Ministerium für Diaspora-Angelegenheiten, das weltweit Antisemitismus beobachtet, bereits am Mittwoch ein Warndokument erstellt, mit dem es auf das »sehr hohe Risiko« von Angriffen aufmerksam machte.

Nach dem Ende des Schabbats erklärte der Nationale Sicherheitsrat, dass die Welle der Gewalt seiner Einschätzung nach beendet sei und dass es keinen Grund mehr gebe, dass sich Israelis nicht frei in der Stadt bewegen können. Gleichsam empfahl der Rat allen Israelis, bei ihrem Aufenthalt in den Niederlanden wachsam zu bleiben.

Israel

Winterwarnungen und das Warten auf Schnee

Am Samstag zieht ein stärkeres Tiefdruckgebiet auf, begleitet von Starkregen, starken Winden und spürbarer Kälte

von Sabine Brandes  26.12.2025

Gazastreifen

Erneut tödlicher Zwischenfall

Israels Armee: Zwei Terroristen wurden getötet, die eine unmittelbare Bedrohung dargestellt hätten

 26.12.2025

ANU-Museum Tel Aviv

Jüdische Kultobjekte unterm Hammer

Stan Lees Autogramm, Herzls Foto, das Programm von Bernsteins erstem Israel-Konzert und viele andere Originale werden in diesen Tagen versteigert

von Sabine Brandes  25.12.2025

Sicherheit

Katz sagt erneut, Israel werde nicht komplett aus Gaza abziehen

Nach Kritik nach ähnlichen Äußerungen war der Verteidigungsminister zunächst zurückgerudert. Nun erklärt er: »Ich lege nie den Rückwärtsgang ein«

 25.12.2025

Israel

US-Botschafter: Iran zieht falsche Lehren aus Angriffen auf Atomanlagen

»Ich hoffe, sie haben die Botschaft verstanden, aber offenbar haben sie sie nicht vollständig verstanden«, sagte Mike Huckabee

 25.12.2025 Aktualisiert

Spionage-Verdacht in Israel

Ex-Premier Bennett im Visier des Iran

Ein israelischer Staatsbüger soll den einstigen Ministerpräsidenten Naftali Bennett ausspioniert haben. Dem Verdächtigen steht eine Anklage bevor

von Sabine Brandes  25.12.2025

Israel

Regierung will Waffenproduktion des Landes ausbauen

Laut Premier Netanjahu ist dafür eine Summe von 93 Milliarden Euro vorgesehen – Lehre aus Rüstungsbeschränkungen verbündeter Staaten

 25.12.2025

Kurznachrichten

Mauer, Vorwurf, Erdgas

Meldungen aus Israel

von Sophie Albers Ben Chamo  24.12.2025

Statistik

Zahl der Christen in Israel leicht gestiegen

Jüdische und muslimische Familien haben im Vergleich zu christlichen mehr Kinder

 24.12.2025