Chanukka

Wunder gibt es immer wieder

Acht Mal staunen. Foto: Marco Limberg

Wer sackt das meiste ein? Gespannt sitzen die Kinder auf dem Boden und wetteifern beim Dreidelspiel, Chanukkagelt vor sich aufgehäuft. Durch die Fenster scheinen die Kerzen, jeden Tag glänzt das Licht heller, bis am achten Tag alle Lichter brennen. Wie in jedem Jahr wird auch 5772 Chanukka gefeiert, das an die Wiedereinweihung des Tempels in Jerusalem erinnert. Es ist das Fest der Wunder.

Als die Makkabäer den rituellen Leuchter im Tempel wiederentzünden wollten, fanden sie ein kleines Kännchen Öl, das nur für einen Tag hätte reichen dürfen. Der Legende nach brannte es volle acht Tage. »Nes gadol haja po – ein großes Wunder ist hier geschehen.« Auch heute passiert im jüdischen Staat jede Menge Wunderbares. Wir stellen Ihnen acht moderne Wunder vor, eins für jeden Tag von Chanukka:

1.) Die wundersame Anhäufung von Nobelpreisträgern in dem winzigen Nahoststaat mit nicht viel mehr als siebeneinhalb Millionen Einwohnern. Rechtzeitig zu Chanukka durfte Dan Shechtman seinen Preis in Stockholm entgegennehmen. König Carl Gustav XVI. überreichte dem Chemiker die prestigeträchtige Auszeichnung für seine Entdeckung der Quasikristalle. Shechtman, Professor am Technion in Haifa, ist damit der zehnte israelische Nobelpreisträger nach Shai Agnon, Menachem Begin, Yitzhak Rabin, Schimon Peres, Daniel Kahneman, Avram Hershko, Aaron Ciechanover, Robert Auman und Ada Yonath. Technionsprecher Amos Levav: »Shechtman ist ein sehr zurückhaltender Mann. Doch als er das Lied hörte, das zu Ehren der Preisverleihung geschrieben wurde, führte er ein kleines Tänzchen auf.«

2.) Jedes Jahr vermehrt sich die Vielfalt der Sufganiot auf magische Weise. Das Gebäck, das in Deutschland als Krapfen oder Berliner bezeichnet wird und in den USA als Doughnut über die Theke geht, erfreut sich an jedem Fest steigender Beliebtheit. Zuletzt waren bunt gestreifte mit Marmeladenfüllung der Hit – besonders bei Kindern. Doch nicht nur Kleine mögen das fettige Hüftgold. Die Bäckereikette Roladin füllt in diesem Jahr ihre Bleche mit besonderen Sufganiot »ab 18«: gefüllt mit Wodka oder doppeltem Espresso. Bei etwa 500 Kalorien pro Sufgania kann der Blick auf die Waage im Anschluss an die Feiern aber schnell zum bösen Blick werden.

3.) Noch immer werden in Israel fast täglich wunderbare Dinge aus der Erde geholt. Seit prähistorischer Zeit war das Land ein Ort, an dem Kulturen aufstiegen und fielen und die monotheistischen Religionen ihre Wiege haben. Die erste professionelle Ausgrabung fand 1851 auf Masada statt, die letzte ist noch lange nicht abzusehen. Erst vor wenigen Tagen fanden Archäologen den antiken Beweis, dass der Erbauer der Klagemauer entgegen vorheriger Annahmen nicht Herodes war. Israel ist wie ein riesengroßes Freilichtmuseum, voller in Stein gemeißelter Überraschungen.

4.) Jeden Herbst und Winter verwandelt sich Israel in ein Wunderland der Zugvögel. Eine halbe Milliarde Kraniche, Pelikane, Störche und zig andere Arten machen halt auf ihrer Reise von Europa nach Afrika. Damit ist Israel nach Panama der zweitgrößte »Super-Highway« der Welt für Vögel, die wärmere Gefilde suchen. Es liegt an der Kreuzung von drei Kontinenten. »Politisch eine Katastrophe, für die geflügelten Zeitgenossen aber das Paradies«, sagt Yossi Leschem, Direktor des israelischen Zentrums für Zugvögel. An vielen Orten, etwa im Hula-Tal, in Eilat oder im Kibbuz Maagan Michael an der Küste, kommen Vogelfreunde auf ihre Kosten.

5.) An einem Tag Skifahren, im Meer baden und anschließend in der Wüste zu Abend essen. Das geht in der Fantasie – und in Israel. Das Land misst gerade einmal 20.000 Quadratkilometer, so haben Besucher die Möglichkeit, innerhalb von einigen Stunden Ausflüge zu unternehmen, die vielfältiger nicht sein könnten: zum Beispiel im Winter auf dem über 2.200 Meter hohen Berg Hermon die Bretter unterschnallen, eine rund zweistündige Fahrt später im Mittelmeer abtauchen oder in der Negevwüste einen Kamelritt wagen.

6.) Alle Jahre wieder ist die Vorfreude groß. Natürlich wegen des Lichterglanzes, der Naschereien und der Geschenke. Doch auch wegen des »Festigals«. Seit Jahren ist es Tradition, dass zu Chanukka im ganzen Land Shows mit Superstars aufgeführt werden. Das Festigal steht stets unter einem anderen Motto, ob »Römer«, »Superhelden« oder wie 2011, mit Anspielung auf die technologieverrückten Israelis, das »I-Festigal – Game on«. Alle toben in aufwendigen Kostümen über die Bühne: Soapstars wie Yehuda Levy, Topmodel Yael Bar-Zohar und Sängerinnen wie Miri Mesika oder Maja Buskila. Sogar Musikveteran Arik Einstein wird in diesem Jahr teilnehmen. Allerdings lediglich per Videoübertragung, denn der Künstler verlässt nur ungern sein Haus und tritt schon seit den frühen 80er-Jahren kaum mehr auf.

7.) In keinem anderen Staat ist die Küche so abwechslungsreich wie im jüdischen. Ob Latkes oder Lewiwot – die Einwanderer aus aller Herren Länder haben ihre eigenen Rezepte mitgebracht. Auch für Chanukka. So lassen sich die Israelis russischen Ursprungs ihre festlichen Kartoffelpuffer gern mit fetter Sourcream schmecken, während südamerikanische Juden die Latkes kräftig würzen und mit Käsesauce verzehren.

8.) Eine Umfrage des Gescher-Instituts hat ergeben, dass 96 Prozent aller jüdischen Israelis an Chanukka die Lichter ihrer Chanukkia entzünden. Das allein ist schon bewundernswert. 69 von 100 meinen zudem, dass das Judentum – wie in alten Zeiten – nach wie vor gegen kulturelle Einflüsse von außen geschützt werden müsse. Und das Beste zum Schluss: 82 Prozent aller Israelis glauben, dass auch heute noch Wunder geschehen.

Tel Aviv

Was passiert nach Netanjahus Begnadigungsantrag?

Versuche, die Prozesse durch eine Absprache zu beenden, gab es bereits. Selbst die Richter regten eine Einigung an. Wie steht es um die beantragte Begnadigung?

 01.12.2025

Meinung

Gratulation!

Warum die Ehrung der ARD-Israelkorrespondentin Sophie von der Tann mit dem renommierten Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis nicht nur grundfalsch, sondern auch aberwitzig ist

von Lorenz Beckhardt  01.12.2025 Aktualisiert

Ehemalige Geiseln

»Eli war wie ein Vater für mich«

Alon Ohel und Eli Sharabi treffen sich nach der Freilassung zum ersten Mal wieder

von Sabine Brandes  01.12.2025

Haifa

Nach abgesagter Auktion: Holocaust-Zeugnisse jetzt in Israel

Die geplante Versteigerung von Holocaust-Zeugnissen in Deutschland hatte für große Empörung gesorgt. Nun wurden viele der Objekte nach Israel gebracht und sollen dort in einem Museum gezeigt werden

von Sara Lemel  01.12.2025

Jerusalem

Sa’ar kritisiert geplante Umbenennung des Dubliner Chaim-Herzog-Parks

Israels Präsident und Außenminister üben scharfe Kritik. Von einem »schändlichen und beschämenden Schritt« ist im Büro Isaac Herzogs die Rede

 01.12.2025

Tel Aviv

Tausende demonstrieren für Ran Gvili und Sudthisak Rinthalak

Der Vater von Ran Gvili sagt, es dürfe keinen »nächsten Schritt« geben, solange die Terroristen die letzten Leichen nicht herausgäben

 01.12.2025

Jerusalem

Bennett befürwortet Begnadigung Netanjahus – unter einer klaren Bedingung

Israel sei »ins Chaos und an den Rand eines Bürgerkriegs geführt worden«, so der Oppositionspolitiker. Um das Land aus dieser Lage herauszuholen, unterstütze er ein »verbindliches Abkommen«

 01.12.2025

Jerusalem

Netanjahu bittet Israels Präsidenten um Begnadigung

US-Präsident Trump hat eine Begnadigung des wegen Korruption angeklagten Regierungschefs Netanjahu gefordert. Nun schreibt Netanjahu selbst ein Gnadengesuch. Israels Opposition übt scharfe Kritik

 30.11.2025

Portrait

Die Frau, die das Grauen dokumentieren will

Kurz nach dem 7. Oktober 2023 gründete die israelische Juristin Cochav Elkayam-Levy eine Organisation, die die Verbrechen der Hamas an Frauen und Familien dokumentiert. Unser Redakteur sprach mit ihr über ihre Arbeit und ihren Frust über die Vereinten Nationen

von Michael Thaidigsmann  29.11.2025