Nach dem tödlichen Angriff auf ein Wohnhaus in Tel Aviv ist klar: Die Huthi im Jemen sind schon längst keine lokale Rebellengruppe mehr. Seit Beginn des Krieges gegen die Hamas hat die Terrorgruppe israelisches Gebiet angegriffen und das Rote Meer in einen Nebenschauplatz des Krieges verwandelt. Doch wer sind die Huthi überhaupt?
Woher kommen die Huthi und wofür stehen sie?
Die Huthi verstehen sich als Repräsentanten der schiitischen Strömung der Saiditen, deren Imame im Nordjemen bis 1962 über ein eigenes Fürstentum verfügten. Ihr Name stammt von dem verstorbenen Anführer Hussein al-Huthi, der aus der Bewegung eine politische Kampftruppe formte. Zunächst zettelten sie mehrfach Aufstände gegen die sunnitische Führung in der Hauptstadt Sanaa an, dann richtete sich die Aggression auch zunehmend nach Außen. 2000 übernahm die Gruppe den Hass-Slogan: »Allah ist groß! Tod den USA! Tod Israel! Verdammt seien die Juden! Sieg dem Islam!« Als islamistische, schiitische Gruppierung sind die Huthi eng mit dem Iranischen Regime verbunden. Sie verstehen sich als Teil der vom Iran propagierten »Achse des Widerstands« gegen den Westen und Israel.
Was machen die Huthi im Jemen?
Seit 2014 kämpfen die Huthi im Jemen gegen die Regierung und ein vom sunnitischen Saudi-Arabien angeführtes Militärbündnis. Viele Experten schätzen den andauernden Konflikt als eine Art Stellvertreterkrieg zwischen dem Iran und Saudi-Arabien ein. Der Krieg mit schätzungsweise 377 000 Todesopfern hat im Jemen eine humanitäre Katastrophe ausgelöst.
Heute beherrschen die Huthi die Hauptstadt Sanaa und weite Teile des Landes, vor allem im Nordjemen. Auch der strategische Hafen in Hudaida, der nun von Israel attackiert wurde, steht unter ihrer Kontrolle. Sie haben einen Zwerg-Staat errichtet, in dem sie ihre Ideologie auf totalitäre Weise durchsetzen, mutmaßlich etwa auch durch Folter und Tötung von Kritikern und Journalisten.
Wie groß ist die Terrormiliz?
Bereits eine Analyse von 2019 kam auf schätzungsweise 180.000 bis 200.000 bewaffnete Kämpfer. Im Februar teilte ein Sprecher der Terrormiliz mit, man habe nach dem Gaza-Krieg weitere 200.000 Personen rekrutiert. Die Huthi haben Zugang zu Panzern und technischen Fahrzeugen sowie zu Panzerabwehr-Lenkraketen, ballistischen Raketen, Drohnen und Marschflugkörpern.
Wer unterstützt die Huthi?
Vor allem der Iran und die Hisbollah im Libanon. Ohne deren Hilfe hätten die Huthi ihr Waffenarsenal - darunter Raketen mit einer Reichweite von bis zu 3000 Kilometer - nach Einschätzung von Experten nicht aufbauen können. Die Al-Kuds-Brigaden, Teil einer Eliteeinheit der iranischen Streitkräfte, stellten ab 2014 verschiedene Waffentypen zur Verfügung, schreibt die US-Denkfabric CSIS. Die Al-Kuds-Brigaden sowie die Hisbollah bildeten die Kämpfer demnach auch aus, um etwa die Kampftaktik der Huthi zu verbessern und ihnen den Einsatz von Raketen wie auch Drohnen zu ermöglichen. Die Waffen sollen auf dem Seeweg in den Jemen geschmuggelt worden sein.
Wie reagieren die Huthi auf den Krieg in Gaza?
Die Huthi haben ihre Solidarität mit der Hamas erklärt und greifen Israel seit dem 7. Oktober an. Sie attackierten Israel vom Süden der Arabischen Halbinsel aus mit Drohnen und Raketen und trafen dabei bereits die südisraelische Stadt Eilat und nun auch ein Wohnhaus in Tel Aviv.
Sie drohen zudem schon länger mit Angriffen auf alle Schiffe mit Israel-Bezug im Roten Meer und haben etliche Frachter und Handelsschiffe am sensiblen Bab al-Mandab angegriffen. Die nur 27 Kilometer breite Meeresstraße verbindet das Rote Meer mit dem Golf von Aden. Es ist eine der frequentiertesten Meeresrouten der Welt. So enterten sie im November etwa ein Frachtschiff per Helikopter mit Sturmgewehren und filmten den Verlauf für Propagandazwecke. JA/dpa