Jerusalem

Vorläufiges Wahlergebnis bestätigt Pattsituation

Auszählung der Wählerstimmen Foto: Flash 90

Nach der vierten Parlamentswahl innerhalb von nur zwei Jahren ist ein Ausweg aus der politischen Krise in Israel vorerst nicht abzusehen. Wie aus dem am Donnerstagabend veröffentlichten vorläufigen Ergebnis hervorgeht, erreichten weder die als Unterstützer von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu geltenden Parteien noch dessen Gegner eine eindeutige Mehrheit. Insgesamt schafften 13 Parteien den Einzug ins Parlament. Zünglein an der Waage könnte die arabische Partei Raam werden.

In dem Land stehen nun schwierige und langwierige Gespräche über die Bildung einer Regierung an. Eine weitere Neuwahl noch in diesem Jahr ist nicht ausgeschlossen. Das offizielle Endergebnis wird am kommenden Mittwoch veröffentlicht.

knesset Die Israelis hatten am Dienstag zum vierten Mal innerhalb von nur zwei Jahren über die Zusammensetzung der Knesset in Jerusalem abgestimmt. Die Abstimmung war nötig geworden, weil das im vergangenen Frühjahr unter dem Eindruck der Corona-Krise geschlossene Bündnis zwischen Netanjahu und seinem Widersacher der vergangenen Wahlen, Benny Gantz vom Mitte-Bündnis Blau-Weiß, bereits nach wenigen Monaten im Zuge eines Haushaltsstreits zerbrochen war.

Nach dem vorläufigen Ergebnis vom Donnerstagabend bleibt der rechtskonservative Likud von Netanjahu zwar stärkste Kraft. Allerdings reicht es für das von Netanjahu angestrebte Bündnis rechter und religiöser Parteien nicht für eine Mehrheit. Der 71-Jährige wäre dafür auf die Unterstützung der siedlerfreundlichen Jamina-Partei und der Raam-Partei angewiesen. Der Vorsitzende einer ultrarechten Partei, die Teil des von Netanjahu angestrebten Bündnisses werden soll, erteilte der Bildung einer Koalition unter Einbindung oder Duldung der Partei der arabischen Israelis aber bereits eine Absage.

koalition Das Anti-Netanjahu-Lager dürfte aufgrund inhaltlicher Differenzen ebenfalls Schwierigkeiten haben, genügend Koalitionäre für eine Mehrheit von 61 Abgeordneten zusammenzubekommen. Würde sich Raam diesem Block anschließen, käme er auf diese Zahl. Stärkste Kraft in dem Lager ist die zweitplatzierte Zukunftspartei. Ihr steht der bisherige Oppositionsführer Jair Lapid vor, der eine Koalition mit Netanjahu ablehnt.

Das amtliche Endergebnis soll am kommenden Mittwoch an Präsident Reuven Rivlin übergeben werden. Anschließend berät er sich bis zu sieben Tage mit verschiedenen Politikern und beauftragt dann einen von ihnen mit dem Versuch der Regierungsbildung.

Netanjahu hatte sich in der Wahlnacht gegen eine weitere Abstimmung ausgesprochen und zur Bildung einer stabilen Regierung aufgerufen. Er ist seit 2009 durchgängig Ministerpräsident und der am längsten amtierende Regierungschef in der Geschichte des Landes. Gegen ihn läuft ein Korruptionsprozess, die darin erhobenen Vorwürfe bestreitet er.

wahlmüdigkeit Die vielen Abstimmungen in den vergangenen Jahren haben Wahlmüdigkeit und Politikverdrossenheit bei etlichen Israelis bewirkt. Die Wahlbeteiligung lag diesmal deutlich niedriger als bei den vorherigen Abstimmungen.

Viele Menschen haben die Versäumnisse der Regierung im Verlauf der Corona-Pandemie nicht vergessen, daher konnte Netanjahu auch nicht mit der rasanten Impfkampagne punkten: Die Infektionszahlen lagen teils deutlich über denen in Deutschland, die Bürger mussten sich mit langen Lockdown-Phasen arrangieren. Säkulare Israelis hielten Netanjahu zudem zu große Rücksicht auf die Ultraorthodoxen vor. Streng religiöse Parteien waren zuletzt wichtige Partner Netanjahus. So entbrannte ein Streit, der die israelische Gesellschaft auf eine harte Belastungsprobe stellte. dpa

Ehemalige Geiseln

Mehr als ein Happy End – ein Sieg

Matan Zangauker und Ilana Gritzewsky – beide wurden von der Hamas verschleppt – verloben sich

von Sabine Brandes  29.12.2025

Verteidigung

Israel will Laser Beam auch auf Flugzeugen

Erst am Sonntag wurde das neue Luftabwehrsystem eingeweiht. Einem ranghohen Entwickler zufolge arbeitet das Verteidigungsministerium bereits an der nächsten Generation

 29.12.2025

Gazastreifen

Hamas bestätigt Tode hochrangiger Mitglieder

Gleichzeitig präsentierte die Terrororganisation den neuen Chef der Qassam-Brigaden

 29.12.2025

Analyse

Warum die Anerkennung Somalilands so viel Aufsehen erregt

Das kleine Land am Horn von Afrika hat plötzlich eine große geopolitische Bedeutung. Dafür gibt es gute Gründe

von Ralf Balke  29.12.2025

Libanon

Hält die Waffenruhe mit der Hisbollah?

Bis zum 31. Dezember muss die Terror-Miliz die Waffen abgeben. Doch bisher weigert sich die Hisbollah-Führung

 29.12.2025

Anerkennung Somalilands

Huthi-Terroristen drohen Israel

Jegliche »israelische Präsenz« in Somaliland werde von den Huthis als militärisches Ziel betrachtet. Warum die Terror-Miliz aus dem Jemen jetzt zittert

 29.12.2025

Israel

Oberstes Gericht setzt Schließung des Armeesenders aus

Gegen die Entscheidung der Regierung, den beliebten Sender zu schließen, hatte es zahlreiche Klagen gegeben. Über die will das Gericht nun entscheiden

 29.12.2025

Sexualisierte Gewalt

Ex-Geisel: »Ich dachte, ich werde für immer ihre Sexsklavin sein«

Fast ein Jahr nach ihrer Freilassung spricht die junge Israelin Romi Gonen zum ersten Mal über ihre zutiefst verstörenden Erlebnisse in Gaza

von Sabine Brandes  28.12.2025 Aktualisiert

Militär

Israels neue Laserwaffe »Iron Beam« ist da

Das Abwehrsystem »Eiserner Strahl« ist an die IDF übergeben worden

von Sabine Brandes  28.12.2025