Hassverbrechen

»Völlig inakzeptabel«

Verhaftet: jugendliche Schläger Foto: Flash 90

Bei zwei gewalttätigen Übergriffen gegen Araber sind am Wochenende sieben Menschen verletzt worden, zwei von ihnen schwer. Im ersten Fall griff ein Mob jüdischer Jugendlicher mitten im Zentrum von Jerusalem arabische Teenager an. Einer wurde so sehr mit Schlägen und Tritten traktiert, dass er reanimiert werden musste und sich noch immer in kritischer Verfassung befindet. Israels Politiker jeglicher Richtung verurteilten die offenbar rassistisch motivierten Taten aufs Schärfste.

Ein Augenzeuge beschrieb die Vorfälle per Twitter: Es habe so ausgesehen, als ob Kinder andere Kinder töten wollten; es sei »einfach unerträglich« gewesen. Mehrere Verdächtige wurden am Montag festgenommen, die meisten noch minderjährig, und am selben Tag dem Haftrichter vorgeführt. Ein 15-Jähriger gab zu, am Zionsplatz dabei gewesen zu sein, und erklärte, er würde es wieder tun, schließlich habe einer der Araber seine Mutter beleidigt. »Er kann sterben, es ist mir egal«, sagte er im Gericht.

Lynchen Ein Polizeibeamter beschrieb den Vorfall: »Das war ein Lynchen – schlicht und ergreifend.« Das Opfer habe nach den Attacken der vielen Angreifer das Bewusstsein verloren und als klinisch tot gegolten, bis die Rettungskräfte eintrafen und ihn wiederbelebten. »Es ist ein Wunder, dass niemand gestorben ist«, so der Beamte. Als besonders besorgniserregend befand die Polizei den Umstand, dass Dutzende, vielleicht sogar Hunderte das Geschehen inmitten des Zentrums der Hauptstadt beobachtet, aber nicht eingegriffen haben.

»Diese Taten widersprechen dem jüdischen Gesetz«, äußerte sich Präsident Schimon Peres. »Wir dürfen keine Gesellschaft werden, die von Gewalt eingefärbt ist.« Bürgermeister Nir Barkat rief die Einwohner auf, die Koexistenz in der Stadt zu schützen. »Die vernünftigen Kräfte in Jerusalem müssen das Kämpfen beenden und gegen physische und verbale Gewalt aufbegehren.«

Ebenfalls am Wochenende warfen Unbekannte außerhalb der jüdischen Westbank-Siedlung Beit Aiyn einen Molotowcocktail in ein palästinensisches Taxi und verletzten sechs Menschen, darunter zwei Kinder. Premierminister Benjamin Netanjahu rief anschließend nach langer Zeit Palästinenserpräsident Mahmud Abbas an und versprach ihm, die Täter zu finden. Der israelische Vizepremier Mosche Yaalon beschrieb alle Angriffe als »Hassverbrechen« und »Terroranschläge«, die völlig inakzeptabel seien.

Meinung

Eurovision: Mobbing statt Musik

Eigentlich versteht jeder, dass Musiker nicht mit ihren Regierungen identisch sind. Wenn es um den jüdischen Staat geht, scheint diese Logik jedoch nicht zu gelten

von Sabine Brandes  07.12.2025

Israel

Ein zarter Neuanfang

Bei seinem Antrittsbesuch in Jerusalem wollte Bundeskanzler Friedrich Merz das zuletzt stark belastete Verhältnis zum jüdischen Staat kitten. Ist es ihm gelungen? Eine Analyse

von Philipp Peyman Engel  07.12.2025

Gesellschaft

»Hamas hält letzte Geisel als Faustpfand«

Anti-Regierungsproteste lösen die wöchentlichen Kundgebungen zur Befreiung der Geiseln ab

von Sabine Brandes  07.12.2025

Jerusalem

Netanjahu: »Stellen Sie sich vor, jemand würde Deutschland vernichten wollen«

Bei der gemeinsamen Pressekonferenz lobte der Premierminister Bundeskanzler Merz als verständigen Gesprächspartner und rechtfertigte Israels hartes Vorgehen gegen die Hamas

 07.12.2025 Aktualisiert

Gaza

Clanchef und Hamas-Gegner Abu Shabab ist tot

Der Milizanführer Yasser Abu Shabab sei am Wochenende bei einem »internen Streit« erschossen worden, heißt es

von Sabine Brandes  07.12.2025

Geschichte

Heimat für die Jeckes

Das »Museum des deutschsprachigen jüdischen Erbes« bekommt an der Universität Haifa ein neues Zuhause

von Sabine Brandes  07.12.2025

Yad Vashem

Merz: »Wir werden die Erinnerung lebendig halten«

Es ist einer der wichtigsten Antrittsbesuche für Kanzler Merz. Der zweite Tag in Israel beginnt für ihn mit dem Besuch eines besonderen Ortes

 07.12.2025

Israel

Herzog: Israel entscheidet selbst über Netanjahu-Begnadigung

US-Präsident Trump hat wiederholt eine Begnadigung des wegen Korruption angeklagten israelischen Regierungschefs Netanjahu gefordert. Israels Staatspräsident Herzog hat eine klare Meinung dazu

 07.12.2025

Jerusalem

Merz: Deutschland wird immer an der Seite Israels stehen

Der Bundeskanzler bekräftigt bei seiner Israel-Reise die enge Partnerschaft. Am Sonntag besucht er die Yad Vashem und trifft Premierminister Netanjahu

von Sara Lemel  07.12.2025 Aktualisiert