Justizreform

Verteidigungsminister Gallant rudert zurück

Verteidigungsminister Yoav Gallant vom Likud Foto: Flash90

Er hatte gewarnt, er hat versucht, in letzter Minute einen Kompromiss zu erzielen - und dann doch für das Kernelement der umstrittenen Überholung des israelischen Rechtssystems der Regierung in Jerusalem gestimmt: Yoav Gallant, Verteidigungsminister und Koalitionsmitglied des jüdischen Staates.

Am Montag hatte die rechts-religiöse Regierung den Maßstab der Angemessenheit abgeschafft und damit dem Obersten Gerichtshof die Möglichkeit genommen, Koalitionsentscheide als »unangemessen« zu bezeichnen und damit als unwirksam zu erklären.

PETITIONEN Gallant sagte nun am Sonntag bei der Kabinettseröffnung, dass die israelische Regierung sich an die Entscheidung des Obersten Gerichtshofs halten werde, wenn dessen Richter die jüngste Änderung der Gesetzgebung ablehnen. »Wir sind ein demokratischer Rechtsstaat und werden im Einklang mit dem Gesetz handeln«, erklärte Gallant. Das Gericht wird voraussichtlich im September Berufungen prüfen. Bislang sind vier Petitionen eingereicht worden, die unter anderem argumentieren, die Änderung sei »verfassungswidrig«.

Im Gegensatz dazu verzichtete Ministerpräsident Benjamin Netanjahu in der vergangenen Woche zweimal darauf, eine eindeutige Stellungnahme abzugeben. In einem Gespräch mit dem Nachrichtensender CNN sagte Netanjahu, er hoffe, »dass wir nicht so weit kommen«. Am Folgetag veröffentlichte er eine Erklärung, dass die Interpretation seiner Worte durch die Medien ungenau sei, machte jedoch wieder nicht klar, ob er sich an ein eventuelles Gerichtsurteil halten würde.

»Diese Sache, bei der wir einen Kompromiss erzielen und jemand in der Koalition sein Veto einlegt und Drohungen ausspricht, ist vorbei.«

likud-abgeordneter yuli edelstein

Netanjahu führte aus: »Israelische Regierungen respektieren immer Gerichtsentscheidungen, und das Gericht hat sich immer als den Grundgesetzen unterworfen betrachtet, denen es den Status einer Verfassung zuschreibt. Wie die Mehrheit der israelischen Bürger so bin auch ich davon überzeugt, dass diese beiden Prinzipien weiterhin aufrechterhalten werden sollten.«

VERFASSUNGSKRISE Wenn der Gerichtshof tatsächlich gegen die Novelle urteilt, dann könnte Israel eine Verfassungskrise bevorstehen. In diesem Fall würde nicht nur die Regierung, sondern auch die Sicherheitsbehörden, etwa die Armee, entscheiden müssen, wem sie Folge leisten.

Einen Tag zuvor äußerten sich andere Likud-Abgeordnete, dass sie keine weiteren Gesetze ohne breiten Kompromiss wollten. Yuli Edelstein, ehemaliger Sprecher der Knesset, sei nicht bereit »zu versprechen, dass ich weitere Gesetze zur Justizreform unterstütze«.

In Bezug auf Justizminister Yariv Levin erklärte er: »Diese Sache, bei der wir einen Kompromiss erzielen und jemand in der Koalition sein Veto einlegt und dann Drohungen ausspricht, ist vorbei.«

KONSENS Auch Kultur- und Sportminister Miki Zohar sprach sich gegen eine einseitige Fortsetzung der Gesetzgebung aus. Im Gespräch mit dem Fernsehsender zwölf sagte er: »Uns allen, einschließlich dem Justizminister, ist klar, dass der Rest der Gesetzgebung mit breitem Konsens verabschiedet werden muss.« Die Schuld, warum dies bei der Abstimmung vom Montag nicht geschehen sei, gab er der Opposition: »Sie bevorzugten offenbar das Chaos auf den Straßen, vielleicht dient es ihrer politischen Agenda«, so Zohar.

David Bitan, ein anderes Mitglied der Koaltion vom Likud, sprach sich ebenfalls gegen einen einseitigen Durchmarsch bei der Gesetzgebung aus: »Ich bin voll und ganz für Kompromisse. Die Ära, in der eine Person allein entscheidet, ist vorbei.«

Nachruf

Trauer um Hollywood-Legende Arthur Cohn

Arthur Cohn war immer auf der Suche nach künstlerischer Perfektion. Der Schweizer Filmproduzent gehörte zu den erfolgreichsten der Welt, wie seine Oscar-Ausbeute zeigt

 12.12.2025

Jerusalem

Netanjahu plant Reise nach Kairo für milliardenschweren Gasdeal

Der Besuch bei Präsident Abdel-Fattah al-Sissi wäre historisch. Aus dem Umfeld des Premierministers kommt aber zunächst ein Dementi

 12.12.2025

Chanukka

Alles leuchtet!

Nach besonders schwierigen Jahren lässt die Stadtverwaltung Tel Aviv in vollem Glanz erstrahlen und beschert ihren Einwohnern Momente des Glücks

von Sabine Brandes  12.12.2025

Vermisst

Letzte Reise

Die am 7. Oktober von der Hamas nach Gaza verschleppte Leiche von Sudthisak Rinthalak wurde an Israel übergeben und nach Thailand überführt

von Sabine Brandes  12.12.2025

Gaza

Neue Aufnahmen: Geiseln feierten vor ihrer Ermordung Chanukka

Carmel Gat, Eden Yerushalmi, Hersh Goldberg-Polin, Ori Danino, Alexander Lobanov und Almog Sarusi begangen sie im Terrortunnel das Lichterfest. Einige Monate später werden sie von palästinensischen Terrroristen ermordet

 12.12.2025

London

Nach 26 Monaten: Amnesty wirft der Hamas Verstöße gegen das Völkerrecht vor

Die Organisation brauchte viel Zeit, um bekannte Tatsachen zu dokumentieren. Bisher hatte sich AI darauf konzentriert, Vorwürfe gegen Israel zu erheben

von Imanuel Marcus  12.12.2025

Nahost

USA verlangen von Israel Räumung der Trümmer in Gaza

Jerusalem wird bereits gedrängt, im Süden der Küstenenklave konkrete Maßnahmen einzuleiten

 12.12.2025

Meinung

Nemo unverbesserlich

Nemo gibt mit Rückgabe der ESC-Siegertrophäe auch Haltung ab. Statt Rückgrat zu zeigen, schwimmt das Schweizer Gesangswunder von 2024 im postkolonialen Strom mit

von Nicole Dreyfus  12.12.2025

Andrea Kiewel

Ein Weltwunder namens Regen

Jedes Jahr im Dezember versetzt der Regen die Menschen in Israel in Panik - dabei ist er so vorhersehbar wie Chanukka

von Andrea Kiewel  11.12.2025 Aktualisiert