Diplomatie

Verbaler Tiefschlag

Israels Verteidigungsminister Mosche Yaalon Foto: Flash 90

Das Timing hätte er nicht schlechter wählen können. Mitten in den Bemühungen der Amerikaner, einen Nahostfrieden herzustellen, platzte dem israelischen Verteidigungsminister Mosche Yaalon der Kragen: Außenminister John Kerry sei »unglaublich obsessiv und messianisch«, sagte er in privaten Gesprächen über den US-Vermittler. »Das Einzige, was uns retten kann, ist, dass Kerry seinen Friedensnobelpreis abholt und uns in Ruhe lässt«, soll er gelästert haben. Washington reagierte außergewöhnlich scharf und verlangte sowohl eine Verurteilung von Yaalons Worten durch Premierminister Benjamin Netanjahu als auch eine Entschuldigung des Verteidigungsministers persönlich.

Beides geschah Dienstagabend. »Der Verteidigungsminister hat den Außenminister in keiner Weise beleidigen wollen und bittet um Entschuldigung, wenn dieser sich durch die Worte verletzt fühlt.« So lautet das offizielle Statement aus dem Ministerium. Doch die Entschuldigung kam nicht aus freien Stücken. Erst nachdem der Verteidigungsminister eine lange Unterredung mit Netanjahu hatte, ließ er die Zeilen veröffentlichen.

Unmut Parlamentarier aller Fraktionen hatten zuvor ihr Missfallen über den verbalen Ausbruch ihres Kollegen geäußert. Unmut über den »lauten öffentlichen Streit« äußerte ausgerechnet Avigdor Lieberman, der schon selbst mehrfach mit seinen uncharmanten Äußerungen ins diplomatische Fettnäpfchen getreten war. »Die USA und Israel haben eine besondere Beziehung. Amerika ist unser engster Verbündeter, wie sich immer wieder gezeigt hat«, so Lieberman.

Justizministerin und Verhandlungsführerin bei den palästinensisch-israelischen Gesprächen Zipi Livni schrieb auf ihrer Facebookseite: »Man kann gegen Verhandlungen sein und dies in verantwortlicher Weise äußern – auch ohne Lästerei und das Zerstören der Beziehung mit Israels wichtigstem Verbündeten.« Der Chef der Arbeitspartei, Yitzhak Herzog, meinte, dies zeige einmal mehr »das wahre Gesicht des Likud und der Regierung Netanjahu«. Umweltminister Amir Peretz forderte sogar, man solle Yaalon sofort feuern. Und alle, die denken wie er, gleich mit.

Nur einer blieb bei dem ganzen Skandal gelassen: John Kerry. Der sagte nur knapp, er werde den Friedensprozess nicht wegen »einiger Kommentare« platzen lassen.

Meinung

Eurovision: Mobbing statt Musik

Eigentlich versteht jeder, dass Musiker nicht mit ihren Regierungen identisch sind. Wenn es um den jüdischen Staat geht, scheint diese Logik jedoch nicht zu gelten

von Sabine Brandes  07.12.2025

Israel

Ein zarter Neuanfang

Bei seinem Antrittsbesuch in Jerusalem wollte Bundeskanzler Friedrich Merz das zuletzt stark belastete Verhältnis zum jüdischen Staat kitten. Ist es ihm gelungen? Eine Analyse

von Philipp Peyman Engel  07.12.2025

Gesellschaft

»Hamas hält letzte Geisel als Faustpfand«

Anti-Regierungsproteste lösen die wöchentlichen Kundgebungen zur Befreiung der Geiseln ab

von Sabine Brandes  07.12.2025

Jerusalem

Netanjahu: »Stellen Sie sich vor, jemand würde Deutschland vernichten wollen«

Bei der gemeinsamen Pressekonferenz lobte der Premierminister Bundeskanzler Merz als verständigen Gesprächspartner und rechtfertigte Israels hartes Vorgehen gegen die Hamas

 07.12.2025 Aktualisiert

Gaza

Clanchef und Hamas-Gegner Abu Shabab ist tot

Der Milizanführer Yasser Abu Shabab sei am Wochenende bei einem »internen Streit« erschossen worden, heißt es

von Sabine Brandes  07.12.2025

Geschichte

Heimat für die Jeckes

Das »Museum des deutschsprachigen jüdischen Erbes« bekommt an der Universität Haifa ein neues Zuhause

von Sabine Brandes  07.12.2025

Yad Vashem

Merz: »Wir werden die Erinnerung lebendig halten«

Es ist einer der wichtigsten Antrittsbesuche für Kanzler Merz. Der zweite Tag in Israel beginnt für ihn mit dem Besuch eines besonderen Ortes

 07.12.2025

Israel

Herzog: Israel entscheidet selbst über Netanjahu-Begnadigung

US-Präsident Trump hat wiederholt eine Begnadigung des wegen Korruption angeklagten israelischen Regierungschefs Netanjahu gefordert. Israels Staatspräsident Herzog hat eine klare Meinung dazu

 07.12.2025

Jerusalem

Merz: Deutschland wird immer an der Seite Israels stehen

Der Bundeskanzler bekräftigt bei seiner Israel-Reise die enge Partnerschaft. Am Sonntag besucht er die Yad Vashem und trifft Premierminister Netanjahu

von Sara Lemel  07.12.2025 Aktualisiert