Islamische Kunst in Jerusalem

Unter dem Hammer?

Der Leiter des Museums für islamische Kunst in Jerusalem, Nadim Shiban. Foto: Flash90

Es sind einzigartige Museumsstücke, einige davon extrem selten und Hunderte von Jahren alt. Dennoch sollen sie noch in dieser Woche bei Sotheby’s auktioniert werden. Das L.A. Mayer Museum für islamische Kunst in Jerusalem will 272 Artefakte, darunter ein seltener ägyptischer Helm und eine goldene Breguet-Uhr, an private Sammler verkaufen. Der Grund: Geldmangel.  

FINANZKRISE Nach einem Bericht der israelischen Zeitung »Haaretz« soll das Museum den Verkauf angeblich bereits vor zwei Jahren geplant haben, lange vor der Corona-Pandemie. Grund, so Museumsleiter Nadim Sheiban, sei die Finanzkrise von 2008, die viele Stiftungen extrem hart getroffen hatte. Dazu gehört auch die Hermann-de-Stern-Stiftung, der hauptsächliche Geldgeber für den Betrieb des Museums und Eigentümer der betreffenden Gegenstände.

»Ich verfolge die Angelegenheit mit Sorge. Diese Dinge haben einen größeren Wert als nur den monetären.«

Israels Staatspräsident Reuven Rivlin

Experten in Israel sind schockiert über die geplante Auktion, die schon an diesem Mittwoch vom britischen Auktionshaus Sotheby’s veranstaltet werden soll . Sie fragen, ob Sheiban, ein ehemaliger hoher Offizieller in der Stadtverwaltung, die nötigen Kenntnisse für eine solche Entscheidung hat. In der vergangenen Woche hatte sich das israelische Ministerium für Kultur und Sport eingemischt. Minister Hili Tropper (Blau-Weiß) erklärte am Sonntag, dass sein Büro alle »Möglichkeiten nutzen wolle, um den Verkauf zu verhindern«.

VERHANDLUNGEN Mittlerweile ist bestätigt, dass es Verhandlungen zwischen dem Ministerium und dem Auktionshaus gegeben hat. Ob der Verkauf aber gestoppt oder zumindest verschoben wurde, ist unklar. Entsprechend der Website von Sotheby’s könnte die Auktion 8.9 Millionen US-Dollar einbringen. Allerdings meinen Experten, dass dieser Preis in die Höhe schnellen könnte, weil es sich um einige besonders rare Artefakte handelt.

Auch Staatspräsident Reuven Rivlin schaltete sich jetzt ein. »Ich verfolge die Angelegenheit mit Sorge. Diese Dinge haben einen größeren Wert als nur den monetären.« Rivlin verlangt, dass der Staat den Verkauf der »Kulturgüter« unterbindet. Die Antiquitätenbehörde erklärte, dass sie lediglich die Möglichkeit habe, die Ausfuhr von Exponaten zu verbieten, die aus Israel stammen oder hier hergestellt wurden.

»Natürlich schmerzt mein Herz wegen jedem einzelnen Stück.«

Museumsleiter Nadim Sheiban

Leiter Sheiban erklärte die Entscheidung in einem Interview damit, dass das Museum Geld benötige. Trotz eines Verlustes von Millionen durch die Coronakrise habe die Institution kein Geld von der Regierung erhalten. Die Einnahmen aus dem Verkauf sollen auch dazu benutzt  werden, die permanente Ausstellung aufzuwerten und Bildungsaktivitäten aufzubauen.

SILBER Die ausgewählten Dinge würden die allgemeine Aussstellung nicht schädigen, beteuerte er. »Aus jeder Periode behalten wir ein Exemplar desselben Materials und denselben dekorativen Elementen. Ich hätte ausgewählte Stücke aussuchen können, die dem Museum 39 Millionen bringen würden, zehn Breguet-Uhren oder das Harari-Silber verkaufen können. Doch das habe ich nicht getan. Natürlich schmerzt mein Herz wegen jedem einzelnen Stück.«

»Ich lade alle Experten ein, nach der Auktion bei uns vorbeizuschauen und das zu überprüfen«, sagte Sheiban. »Wenn ich die Ausstellung tödlich geschädigt habe, werde ich meine Schlüssel auf den Tisch legen und nach Hause gehen.«

Israel

Drei Brüder werden an einem Tag Väter - von vier Kindern

Zwillinge inklusive: Drei Brüder und ihre Partnerinnen schenken den Großeltern an einem Tag vier Enkel. Wie es zu diesem seltenen Familienglück kam

von Sara Lemel  05.12.2025

Barcelona

Guinness World Records blockiert Bewerbungen aus Israel

Die israelische NGO Matnat Chaim will im kommenden Monat 2000 Nierenspender zusammenbringen. Dieser Rekord wird nicht registriert, da er im jüdischen Staat umgesetzt werden soll

 05.12.2025

Gaza

Wie die Hamas Hilfsorganisationen gefügig machte

Einer Auswertung von »NGO Monitor« zufolge konnten ausländische Organisationen in Gaza nur Hilsprojekte durchführen, wenn sie sich der Kontrolle durch die Hamas unterwarfen

von Michael Thaidigsmann  05.12.2025

Jerusalem

Netanjahu bezeichnet Korruptionsprozess als »politisch«

»Sie sind nicht an Gerechtigkeit interessiert, sie sind daran interessiert, mich aus dem Amt zu drängen«, so der Ministerpräsident

 05.12.2025

Luftfahrt

EasyJet plant Rückkehr nach Israel

Im Frühling geht es mit zunächst drei Verbindungen zwischen europäischen Städten und dem Ben-Gurion-Flughafen los

 05.12.2025

Medien

»Die Kritik trifft mich, entbehrt aber jeder Grundlage«

Sophie von der Tann schwieg bislang zur scharfen Kritik. Doch jetzt reagiert die ARD-Journalistin auf die Vorwürfe

 04.12.2025

Die letzte Geisel in Gaza

»Er ging als Erster – er kommt als Letzter zurück«

Ran Gvili war ein Polizist einer Eliteeinheit, der trotz gebrochener Schulter in den Kampf zog

von Sabine Brandes  04.12.2025

Prozess

Bitte um Gnade

Premierminister Netanjahu wendet sich überraschend an Staatspräsident Herzog

von Sabine Brandes  04.12.2025

Preisvergabe

Charlotte Knobloch kritisiert Berichterstattung von Sophie von der Tann

Dass problematische Berichterstattung auch noch mit einem Preis ausgezeichnet werde, verschlage ihr die Sprache, sagt die Präsidentin der IKG München

 04.12.2025