Zahal

Unter Beschuss

Facebook-Foto: Eden Abergil posiert vor palästinensischen Gefangenen. Foto: Flash 90

Die israelischen Verteidigungskräfte (IDF) sind in der vergangenen Woche an der PR-Front erheblich unter Beschuss geraten. Schockierende Fotos einer ehemaligen Kameradin in Uniform überfluteten das Internet, während Gerüchte über angeblich von Soldaten gestohlene Computer der Aktivisten auf der Gaza-Flottille die Runde machten. Hinzu kam ein Papier über eine vermeintliche Intrige in höchsten Kreisen um die Nachfolge des Stabschefs, die das Land in Atem hielt. Das alles auf einmal ist selbst für die abgeklärtesten Pressesprecher Schwerstarbeit.

dokument Die Affäre um Generalmajor Yoav Galant, den derzeitigen Chef des südlichen Armee-Kommandos, scheint immerhin aus der Welt. Die kam auf, als dem Fernsehkanal 2 ein Dokument zugespielt wurde, aus dem hervorging, eine detaillierte PR-Kampagne sei geplant, um Galant die Position als nächster IDF-Chef zu garantieren. Die Polizei teilte nun mit, dass es sich bei dem Papier um eine Fälschung handele. Ein ehemaliger Offizier ist mittlerweile unter Tatverdacht festgenommen worden. Alle vermeintlichen Beteiligten seien entlastet. Aschkenasi zeigte sich erfreut, sagte jedoch auch, »jetzt ist klar, dass der IDF großer Schaden zugefügt wurde, und dass keine Militärs verwickelt waren«. Yoav Galant hat das Papier offensichtlich nicht ge-
schadet: Er ist am Sonntag vom Verteidigungsminister zum 20. Stabschef Israels vorgeschlagen worden.

Facebook Die eine Sache scheint erledigt, in einer anderen wird noch einmal kräftig nachgelegt. Eden Abergil aus Aschdod sorgte bereits vor Tagen für Wirbel im Internet, als sie Fotos aus ihrer Armeezeit auf ihre Facebookseite stellte. Auf den Bildern zeigt sich Eden mit breitem Lächeln vor gefangenen Palästinensern, deren Hände gefesselt und Augen verbunden sind. Die öffentliche Entrüstung war groß, der Vorfall machte Schlagzeilen. Und die Armee bemühte sich um Schadensbegrenzung: »Dieses Verhalten ist beschämend.« Jedoch habe die Frau ihren Militärdienst abgeleistet, deshalb sei es schwierig, sie zu belangen.

Abergil sagte im Armeeradio, es täte ihr leid, wenn sich jemand beleidigt fühle. Die Bilder hat sie inzwischen entfernt. Offenbar aber meint sie es mit der Reue nicht sonderlich ernst. Denn am vergangenen Donnerstag legte die Ex-Soldatin mit Kommentaren auf ihrer Facebookseite nach, die eindeutiger nicht sein könnten: »In einem Krieg gibt es keine Gesetze. Ich hasse Araber und wünsche ihnen nur Schlechtes.«

»Dieser Vorgang ist einfach schrecklich«, findet der Armee-Pressesprecher, Hauptmann Arye Sharuz Shalicar. »Das ist ethisch nicht vertretbar. Wir sind alle bestürzt, dass ein junges Mädchen so etwas tut und nicht einmal versteht, was sie anrichtet.« Die IDF kümmere sich täglich darum, den Soldaten und Offizieren beizubringen, welche Aktionen mit den Richtlinien der Armee konform gehen und welche nicht. Die Armee habe höchste ethische Standards, erläutert er. »Es geht darum, diese Werte zu vermitteln.« Shalicar macht jedoch auch deutlich, dass in der Truppe Menschen unterschiedlichster Herkunft und Bildung zusammenfinden. »Sie sind gerade einmal 18 oder 19 Jahre alt, kommen direkt aus der Schule in die Armee, das ist eine völlig andere Welt.«

Gaza-Flottille Zu den Vorwürfen um gestohlene Ausrüstung der Flottille-Aktivisten darf er keine Auskunft geben, da es sich um ein laufendes Verfahren handelt, für das die Ermittlungseinheit der Militärpolizei zuständig ist. Angeblich soll ein Soldat Laptops von den Schiffen gestohlen und an Kameraden weiterverkauft haben. Noch ist nichts erwiesen, doch schon jetzt haben die Gerüchte für erhitzte Kommentare in der Knesset gesorgt. Eitan Cabel von der Arbeitspartei meinte beispielsweise, dass dies eine »peinliche, erniedrigende Sache sei«.

Trotz der Skandale stecken die israelischen Verteidigungskräfte »ganz und gar nicht in einem moralischen Dilemma« meint der Pressesprecher abschließend. Es sei eine Truppe mit höchsten ethischen Standards. Man müsse jedoch immer bedenken, dass es sich um eine Armee mit jungen Menschen handele, die einfach auch Dummheiten begehen. »Doch wir können auf die Mädchen und Jungs nicht verzichten. Es ist eine Armee, die dieses Land braucht.«

Nahost

Israel: Wir stehen kurz vor Abschluss des Einsatzes in Gaza

US-Präsident Donald Trump sagte jüngst, dass es bald im Gaza-Krieg eine Waffenruhe geben könnte. Auch Israels Verteidigungsminister Katz äußert sich nun optimistisch

 30.06.2025

Krieg

»Unser Schmerz macht uns nicht blind für das Leid anderer«: Palästinenser in Gaza zeigen Fotos getöteter israelischer Kinder

Bei Mahnwachen im Gazastreifen fordern Palästinenser mit einer ungewöhnlichen Aktion Frieden für Nahost. Die Gaza-Anwohner fordern auch die Freilassung aller aus Israel entführten Geiseln

 30.06.2025

Nahost

Kreise: Syrien und Israel sprechen über »Sicherheitsvereinbarungen«

Offiziell befinden sich Israel und Syrien im Kriegszustand. Die neue Führung in Damaskus zeigt sich offen, das zu ändern. Aus Kreisen in Syrien heißt es, es gebe direkte Gespräche

 30.06.2025

Westjordanland

Siedlergewalt gegen Soldaten eskaliert

Jüdische Extremisten greifen Armeebasis an und zünden millionenteure Sicherheitsanlage zur Terrorverhinderung an

von Sabine Brandes  30.06.2025

Meinung

»Ha’aretz«: Stimmungsmache gegen Israel

In den vergangenen Jahren hat die israelische Zeitung mehrfach Falschbehauptungen oder verzerrte Darstellungen in Umlauf gebracht hat - mit weitreichenden Folgen

von Jacques Abramowicz  30.06.2025

Jerusalem

Netanjahu: »Zunächst einmal müssen wir die Geiseln befreien«

Eine Äußerung des Premierministers deutet darauf hin, dass es eine Verschiebung der israelischen Prioritäten im Krieg gegen die Hamas gibt. Die Hintergründe

 30.06.2025

Essay

Die nützlichen Idioten der Hamas

Maxim Biller und der Eklat um seinen gelöschten Text bei der »ZEIT«: Ein Gast-Kommentar von »WELT«-Herausgeber Ulf Poschardt

 29.06.2025

Inlandsgeheimdienst Schin Bet

Großes Hamas-Netzwerk in Hebron zerschlagen

Das Netzwerk der islamistischen Terrororganisation habe zeitnah Anschläge in Israel und dem Westjordanland geplant

 29.06.2025

Kommentar

Gelöscht!

»Freunde Israels« wie »Die Zeit« haben die deutsche Vergangenheit nicht bewältigt, sondern überwältigt. Wie auch den Autor Maxim Biller. Indem sie ihn depublizieren

von Samuel Schirmbeck  30.06.2025 Aktualisiert