Jerusalem

Umstrittene Fütterung

Selbstverpflegung ist passé. Foto: Flash 90

Straßenkatzen gehören in Israel zum Alltag. Sie leben überall in den Städten, gern in der Nähe von Menschen, um sich an deren Abfall zu laben. Jetzt hat die Stadtverwaltung in Jerusalem entschieden, Tausende von streunenden Miezen zusätzlich zu füttern. Eine Initiative, die nicht unumstritten ist.

Grund für die amtliche Fütterung sind die abgetauchten Mülltonnen. In mehreren Vierteln sind die unansehnlichen Abfallberge unter die Erde verlegt worden. Dadurch ist für die Katzen die hauptsächliche Nahrungsquelle weggefallen. Der neue Bürgermeister, Mosche Lion, ist offenbar Tierfreund. »Als ich die Wucht dieses Problems erkannt habe und die Nöte, die es mit sich bringt, habe ich mich sofort darum gekümmert.« Seine Verwaltung wolle die Balance zwischen der Lebensqualität der Städter und dem Wohl der Katzen beibehalten – durch Sorgfalt statt Vernachlässigung.

VERMEHRUNG Die Stadtverwaltung hat für die Fütterung ein jährliches Budget von 100.000 Schekel (rund 24.000 Euro) veranschlagt, von dem täglich sieben Säcke Trockenfutter bezahlt werden. Zudem bittet sie Anwohner, die Katzen auch privat mit Futter und Wasser zu versorgen.

Verschiedene Experten jedoch kritisieren das Programm. Sie meinen, dass es zu einer extremen Vermehrung der Tiere in Jerusalem führen könnte. »Wenn man eine konstante Futterquelle zur Verfügung stellt, verhindert man, dass die Gesamtpopulation ihre Größe kontrolliert«, heißt es in einer Mitteilung der Abteilung für urbane Natur in der Gesellschaft für Naturschutz in Israel. Außerdem könnten die Stationen andere Tiere wie Ratten, streunende Hunde oder Krähen anziehen.

HYGIENE Die Stadtverwaltung kontert, dass sie das Fütterungsprogramm mit Experten aufgebaut hat und die Stationen unter Aufsicht und mit strikten Hygienemaßnahmen aufgestellt werden. Außerdem wird der tierärztliche Dienst der Stadt weiterhin die Katzen sterilisieren, um eine Überpopulation zu vermeiden. Man werde noch mehr Geld in diese Aktionen investieren, heißt es in der Stellungnahme.

Heute leben pro Quadratkilometer rund 2000 streunende Katzen in der Stadt. Vor dem britischen Mandat war die Zahl wesentlich geringer. Doch dann brachten die Briten zusätzliche Katzen, um der Rattenplage Herr zu werden.

Wirtschaft

Netanjahus unglücklicher »Sparta«-Vergleich

Israels Premierminister spricht in einer Rede von wirtschaftlicher Isolation und sieht sein Land in einer ähnlichen Situation wie einst der griechische Stadtstaat. Politik und Märkte reagieren unerwartet heftig

von Sabine Brandes  18.09.2025

Israel

Zwei Tote bei Anschlag an Grenze zu Jordanien

Der Angreifer ist offenbar in einem Lastwagen angekommen, der humanitäre Hilfsgüter für den Gazastreifen transportierte. Der Anschlag könnte laut Medien auch Auswirkungen auf Gaza-Hilfen haben

 18.09.2025 Aktualisiert

Nachruf

Sie trug ein strassbesetztes Krönchen

Tovia Ringer überlebte die Konzentrationslager Groß-Rosen und Schömberg, bevor sie 1948 nach Israel emigrierte. Nun ist die »Miss Holocaust Survivor 2018« im Alter von 102 Jahren gestorben

von Sara Klatt  18.09.2025

Kurznachrichten

Hotel, Datteln, Pilger

Meldungen aus Israel

von Sabine Brandes  18.09.2025

Tel Aviv

Israel: Entwicklung von Laser-Abwehrwaffe abgeschlossen

Das Hochleistungs-Lasersystem »Iron Beam« markiert einen Wendepunkt: Präzise, schnell und überraschend günstig. Wie verändert dies Israels Schutz vor Bedrohungen aus feindlichen Ländern der Region?

 18.09.2025

Meinung

Die Tränen des Kanzlers

Bei seiner Rede in München gab Friedrich Merz ein hochemotionales Bekenntnis zur Sicherheit jüdischen Lebens ab. Doch zum »Nie wieder dürfen Juden Opfer werden!« gehört auch, den jüdischen Staat nicht im Stich zu lassen

von Philipp Peyman Engel  18.09.2025 Aktualisiert

Gaza

»Gebt mir mein Mädchen zurück!«

Ifat Hayman fleht, dass ihre Tochter Inbar, die letzte weibliche Geisel der Hamas, zur Bestattung zurückgebracht wird

von Ifat Hayman  17.09.2025

Europäische Union

Wie die EU-Kommission Israel sanktionieren will

Ursula von der Leyens Kommission will Israel alle Handelsvergünstigungen streichen. Doch eine Mehrheit der Mitgliedsstaaten ist (noch) nicht in Sicht. Die Hintergründe

von Michael Thaidigsmann  17.09.2025

Israel

»The Sea« erhält wichtigsten israelischen Filmpreis

In Reaktion auf die Prämierung des Spielfilms über einen palästinensischen Jungen strich das Kulturministerium das Budget für künftige »Ophir«-Verleihungen

von Ayala Goldmann  17.09.2025