Nur jeder dritte Deutsche kann den Begriff »Zionismus« richtig zuordnen. Das zeigen die Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey im Auftrag des European Leadership Network (Elnet).
Danach verbinden nur 33,3 Prozent der Erwachsenen mit dem Begriff - historisch korrekt - die »Gründung eines jüdischen Staates«. 15,2 Prozent der Befragten nannten »Konflikte um Siedlungen« als Definition, 21,5 Prozent den israelisch-palästinensischen Konflikt.
Die größte Zustimmung fand den Angaben zufolge die Antwortvariante »jüdische Identität«. Hier stimmten 39,4 Prozent der Befragten zu. Das Netzwerk, dessen Ziel die Stärkung der europäisch-israelischen Beziehungen ist, findet dieses Ergebnis problematisch.
Die Auftraggeber der Befragung befürchten, dass solch eine »unreflektierte Parallelsetzung« von Zionismus und jüdischer Identität schnell zu einer »Übertragung der Verantwortung für israelisches Regierungshandeln auf Jüdinnen und Juden in Deutschland und weltweit« führen könne.
Als Begründer des modernen Zionismus gilt Theodor Herzl. Der 1860 geborene österreichisch-ungarische Schriftsteller verfasste das Buch »Der Judenstaat«, das sich mit der Gründung eines autonomen jüdischen Staates beschäftigt. Der Erste Zionistenkongress 1897 verabschiedete das sogenannte Baseler Programm, das »für das jüdische Volk die Schaffung einer öffentlich-rechtlich gesicherten Heimstätte in Palästina« forderte.
Die Gründung des Staates Israel 1948 erlebte Herzl, der sich bemühte, politische Unterstützung für das Projekt sowie Geld für den Ankauf von Land in Palästina zu sammeln, nicht. Er starb 1904.
Die 2500 Teilnehmer der Online-Befragung konnten auf die Frage »Womit verbinden Sie persönlich den Begriff Zionismus?« mehrere Antworten geben. 10,4 Prozent von ihnen wählten keine der vier vorgegebenen Vorschläge aus, sondern erklärten, sie verbänden »Zionismus« mit etwas anderem. Immerhin 21,3 Prozent der Befragten kannten den Begriff entweder gar nicht oder antworteten mit »weiß nicht«.
Die Begriffe »Zionismus« oder »Zionisten« werden jenseits des tatsächlichen historisch-politischen Kontexts teilweise in antisemitischen Verschwörungserzählungen als Chiffre verwendet. Auch in der Corona-Leugner-Szene tauchten solche Narrative auf. dpa