Einspruch

Trauer schweißt zusammen

Rabbiner Zsolt Balla fordert angesichts des Unglücks in Meron, weiterhin solidarisch zu bleiben

von Rabbiner Zsolt Balla  06.05.2021 09:14 Uhr

Rabbiner Zsolt Balla Foto: Steffen Giersch

Rabbiner Zsolt Balla fordert angesichts des Unglücks in Meron, weiterhin solidarisch zu bleiben

von Rabbiner Zsolt Balla  06.05.2021 09:14 Uhr

Für viele sollte Lag BaOmer in Meron die erste große Feier nach der langen Corona-Pandemie werden. Sie endete in einer Katastrophe: 45 Menschen sind tot. Die Trauer darüber hat das Land zusammengeschweißt. Es war berührend, mit anzusehen, wie viel Mitmenschlichkeit zum Ausdruck kam, wie Menschen Solidarität praktizierten und beispielsweise Blut spendeten. Säkulare und Orthodoxe, alle standen zusammen. Auch in anderen Teilen der Welt war der Schock groß.

Doch vor allem in den sozialen Medien kamen gewisse Vorurteile zum Ausdruck. Hatte diese Tragödie nicht eine Gemeinschaft von Ultraorthodoxen befallen, die es in der Vergangenheit mit den Corona-Regeln sowieso nicht so genau genommen hatten? Die auf engstem Raum feierten, ohne Abstand, ohne Sicherheitsmaßnahmen, kurzum: ohne Vernunft?

ursache Fragen nach der Ursache müssen gestellt und beantwortet werden. Aber die Religiosität der Teilnehmer war sicher nicht der Auslöser, ebenso wenig wie die Missachtung der Corona-Abstandsregeln. Israel hat dank seiner Impfstrategie die Pandemie als erstes Land weltweit überwunden. Das Lag-BaOmer-Fest in Meron war nicht illegal, die Behörden hatten es genehmigt.

Man sollte sich davor hüten, jetzt mit dem Finger auf eine religiöse Gemeinschaft zu zeigen.

Und haben wir nicht in den vergangenen Jahren ähnliche Unglücke auch bei säkularen Events erlebt, in Fußballstadien oder bei Konzerten? Man sollte sich also davor hüten, jetzt mit dem Finger auf eine religiöse Gemeinschaft zu zeigen.

Wenn wir trotzdem etwas aus der Tragödie lernen wollen, ist es vielleicht das: Der Weg aus der Pandemie in die Normalität wird nicht so einfach sein, wie viele sich das erhoffen. Wenn es dann endlich so weit ist, sollten wir uns vor einer Art »Überkompensation« hüten. Ja, nach 15 Monaten Pandemie gibt es einen großen Nachholbedarf an Feiern, an Gemeinschaft. Bleiben wir dennoch vorsichtig – und vor allem solidarisch. Die Pandemie hat schon genug Opfer gefordert.

Der Autor ist Rabbiner der Israelitischen Religionsgemeinde zu Leipzig und Mitglied der Orthodoxen Rabbinerkonferenz (ORD).

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