Fußball

Training, Krieg und Synagoge

Lothar Matthäus als Netanya-Coach 2008 Foto: dpa

Fußball

Training, Krieg und Synagoge

Lothar Matthäus träumt davon, israelischer Nationaltrainer zu werden

von Torsten Haselbauer  03.12.2012 18:29 Uhr

Zugegeben, Lothar Matthäus ist ziemlich schnell für etwas zu begeistern. Aber wenn die Rede auf Israel kommt, dann gerät der Ehrenspielführer der deutschen Nationalmannschaft regelrecht ins Schwärmen. »In Israel war alles ein wenig anders«, sagt er, und seine Augen leuchten dabei. Der Weltmeister von 1990 war von 2008 bis 2009 erfolgreicher Trainer bei Maccabi Netanya. Die damalige Ehe mit seiner Frau Liliana galt als ungewöhnlich skandalfrei.

lieblingsland »Seit dieser Zeit gehört Israel eindeutig zu meinen Lieblingsländern. Ich besuche es jedes Jahr und freue mich schon unheimlich auf Sonntag«, erklärt Lothar Matthäus im Gespräch mit dieser Zeitung. Am Sonntag, dem 9. Dezember nämlich wird im Heiligen Land das traditionelle U-18-Nationalmannschafts-Vierländerturnier angepfiffen – und Lothar Matthäus ist dabei.

Der Gastgeber Israel hat zum Turnier die Teams aus Ungarn, Serbien und Deutschland eingeladen. Die deutsche Delegation wird vom neuen DFB-Präsidenten Wolfgang Niersbach angeführt. Es ist sein fußballerischer Antrittsbesuch in Israel. Niersbach hat Matthäus, den ausgewiesenen Israelkenner und -freund, gebeten, als offizieller »DFB-Botschafter« an der Reise teilzunehmen. Das Duo kennt sich schon lange. Gemeinsam gewannen die beiden 1990 in Rom die Fußballweltmeisterschaft: Matthäus als Spielführer, Niersbach als DFB-Pressechef.

Lothar Matthäus hatte schon lange vor seinem Trainerengagement bei Maccabi Netanya gute Erinnerungen an Israel. Sein erstes Winter-Trainingslager 1980 als Profikicker von Borussia Mönchengladbach führte den damals 19-Jährigen nach Tel Aviv. Sieben Jahre später bestritt er sein erstes Spiel als Kapitän des Deutsche Nationalteams wieder in Tel Aviv. Er führte die DFB-Elf zu einem 2:0-Erfolg über die Auswahl Israels. Es war die erste Begegnung zwischen den Teams beider Länder überhaupt.

gaza-krieg Der 51-jährige DFB-Rekordnationalspieler findet es sehr wichtig, dass »die jungen Kerle«, wie er die deutsche U-18-Nationalkicker charakterisiert, Israelerfahrung sammeln: »Als deutscher Auswahlspieler in Israel zu spielen, hat auch immer etwas Politisches. Solche Erfahrungen sind wichtig und prägen.« Zwischen den Turnierspielen in der kommenden Woche wird die DFB-Delegation ein umfangreiches Besuchsprogramm absolvieren. Yad Vashem und die heiligen Stätten in Jerusalem, stehen auf dem Programm. Matthäus hat das in seiner Zeit als Trainer von Netanja alles schon gesehen.

»Alle Israelis waren immer freundlich und hilfsbereit zu mir. Nur die Schiedsrichter nicht«, erinnert sich der Weltfußballer des Jahres 1990. Die israelischen Unparteiischen verwiesen den Netanya-Coach regelmäßig auf die Tribüne. Diese sportlichen Konflikte haben das positive Israelbild von Matthäus jedoch nicht trüben können. Auch der Gazakrieg im Winter 2008/2009 nicht, den Matthäus unmittelbar mitbekam. »Die Liga ruhte«, erinnert er sich. Das fürsorgliche Angebot des Maccabi-Netanya-Managements, nach seinem Weihnachtsurlaub Ende 2008 nicht mehr ins beschossene Israel zurückzukommen, wies Lothar Matthäus entschieden zurück. Er reiste wieder ein und verpasste mit seinem Verein nur knapp die Meisterschaft. Nachzulesen ist diese Episode in Matthäus’ Buch Ganz oder gar nicht unter der Kapitelüberschrift »Training, Krieg und Synagoge«.

Lothar Matthäus ist derzeit mal wieder ohne Trainerengagement. Vielleicht nutzt er das einwöchige U-18-Vierländerturnier in Israel auch dazu, Werbung in eigener Sache zu machen. »Nationaltrainer Israels, das wäre eine spannende Herausforderung«, sinniert der Fußballveteran. »Aber die haben ja aktuell mit Eli Guttman einen richtig Guten«, schiebt er noch rasch hinterher.

Israel

Menschliche Überreste nach Hai-Angriff gefunden

Nachdem am Montag über die Attacke berichtet wurde, stießen Taucher nun auf Leichenteile

 22.04.2025

Kommentar

Bezalel Smotrich, die Geiseln in Gaza und der moralische Teufelskreis

Zum Gesellschaftsvertrag in Israel gehört es, dass kein Soldat und kein Opfer von Terror zurückgelassen wird. Niemand! Niemals! Koste es, was es wolle. Was es bedeutet, dies nun in Frage zu stellen

von Daniel Neumann  22.04.2025

Jerusalem

Trumps Botschafter in Israel: Druck an der richtigen Stelle ausüben

Mike Huckabee sagt, humanitäre Hilfe könne wieder nach Gaza geliefert werden, wenn die Geiseln freigelassen würden

 22.04.2025

Nahost-Diplomatie

Gaza: Vermittler streben mehrjährige Waffenruhe an

Laut BBC wollen Ägypten und Katar mit einem neuen Vorschlag Bewegung in die festgefahrene Situation bringen

 22.04.2025

Tel Aviv

Schin Bet-Chef erhebt Vorwürfe gegen Netanjahu

Der Streit zwischen dem Regierungschef und dem Leiter des Schin Bet geht in die nächste Runde

 22.04.2025

Gaza

Hamas ruft weiteren »Tag des Zorns« aus

Der Nationale Sicherheitsrat ruft Israelis im Ausland zur Vorsicht auf

 22.04.2025

Meinung

Wenn deutsche Ex-Diplomaten alle antiisraelischen Register ziehen

Deutschland darf nicht länger schweigen? Eine Erwiderung von Daniel Neumann auf den vielsagenden »FAZ«-Gastbeitrag ehemaliger Botschafter

von Daniel Neumann  21.04.2025

Meinung

Nur scheinbar ausgewogen

Die Berichte der Öffentlich-Rechtlichen über den Nahostkonflikt wie die von Sophie von der Tann sind oft einseitig und befördern ein falsches Bild von Israel

von Sarah Maria Sander  21.04.2025

Hadera

Mann nach Bericht über Haiangriff vor Israels Küste vermisst

Hai-Attacken sind in Israel höchst selten

 21.04.2025