Schokolade

Süße Selbstfindung

Ob es dick macht, schert sie herzlich wenig. »Es macht glücklich, das ist, was zählt.« Dabei muss sich die Frau mit den blonden Locken um ihre eigene Figur keine Gedanken machen. Rank und schlank beugt sie sich über die Glasvitrine und wählt mit sicherem Griff: »Die ist gerade mein Liebling: Marzipan und Rosinen mit einem Hauch von Rum in dunkler Schokolade«, schwärmt sie und steckt sich eine der kleinen Pralinen in den Mund.

Und dann noch eine. »Die sind guuut.« Nach einem Werdegang voller Wendungen ist Ika Cohen angekommen. Sie liebt Schokolade, isst Schokolade und macht Schokolade. Vor drei Monaten eröffnete die Chocolatière ihr eigenes Geschäft – Ika Chocolate Tel Aviv – und fühlt sich zum ersten Mal im Leben richtig zu Hause.

Nur zwei Glastüren trennen den Laden von der kleinen Fabrik. Es ist warm hier und die Luft getränkt vom schweren süßen Duft. An einer Wand plätschert der Traum eines jeden Kindes vor sich hin – ein Wasserfall aus hellbrauner Milchschokolade –, an einer anderen warten große Platten darauf, in mundgerechte Stücke geteilt zu werden. Ika wuselt hin und her, mischt hier, schneidet dort, gießt, verziert. Zwischendurch schlüpft sie immer wieder hinter die Verkaufstheke und genießt eine ihrer Kreationen. Mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen.

Erlebnisse Die 36-Jährige stellt süße Erlebnisse aus heller, dunkler und weißer Schokolade her, gefüllt mit allerlei bekannten und gewagten Zutaten. So gibt es die verführerische Zitronen-Praline, eine mit zarter Himbeercreme, eine andere mit einem Hauch von Basilikum oder die mit bitteren Tonka-Bohnen aus Venezuela. Manche explodieren sanft auf der Zunge, verströmen ihren Geschmack noch Minuten nach dem Genuss. Von Ika persönlich besonders empfohlen: Grillotines, karamellisierte Mandelberge in zarter Milchschokolade. Extravaganter, aber nicht minder köstlich, sind die umhüllten Pekannüsse.

Wie genau sie auf Schokolade gekommen ist, weiß sie gar nicht mehr genau. Zehn Jahre lang war die Frau aus Tel Aviv Soundtechnikerin, studierte Meeresbiologie und bereiste die Welt. »Zwischen 20 und 30 habe ich nur das gemacht, was ich wollte, war überall und nirgendwo. Erst in Australien merkte ich, dass irgendetwas anders ist.

Freunde erzählten mir, wo die abenteuerlichsten Ausflüge stattfinden, ich sagte ihnen, wo es die beste Schokolade gibt.« Zurück in Israel wollte sie nicht mehr nur essen, sondern lernen, wie sie herzustellen ist. In Claude Ben-Simon fand sie ihren Mentor. Der Inhaber der Boutique-Central-Kette, die französische Backwaren und Schokoladen in Israel herstellt, führte Ika in seine Kunst ein und erlaubte ihr, in seinem Laden nach Herzenslust auszuprobieren. »Ich sehe deine Passion«, sagte er zu ihr.

Leidenschaft ist genau das, was sie jeden Tag aufs Neue antreibt. »Ich liebe Schokolade einfach so sehr. Ich esse sie, um mich gut zu fühlen. Und das möchte ich an andere Menschen weitergeben.«

Mentalität Nach dem erfolgreichen Praktikum in der Heimat wollte Ika mehr: Nach Frankreich. Der berühmte Chocolatier Jacques Genin nahm die junge Israelin in seiner Werkstatt am Place de la République unter seine Fittiche. »Es war hart«, entsinnt sie sich, »alles musste dort perfekt sein. Außerdem hat mich die fremde Mentalität oft an den Rand der Verzweiflung gebracht«. Dennoch lohnte der Aufenthalt. »Ich habe unendlich viel gelernt und begriffen, worauf es wirklich ankommt.«

Um ihre schokoladige Weltreise abzurunden, führte es Ika am Ende nach Lateinamerika. »In Frankreich habe ich die Technik gelernt, in Mexiko die Kultur«, weiß sie heute. »Hier, wo die Menschen die Bohnen in den Plantagen pflücken, per Hand mahlen und dann mit allen möglichen Zutaten mischen, die sie parat haben, verstand ich die wahre Bedeutung von Schokolade.«

Zurück in Israel, stellte sie sechs Jahre lang ihre Fähigkeiten in dem namhaften Café von Reviva und Silia unter Beweis. Bis heute beliefert sie die Filialen.

»An einem Punkt musste ich mich aber unabhängig machen. Ich brauchte meinen eigenen Platz.« Mit ihrem Laden im Tel Aviver Viertel Rakevet hat sie ihn gefunden. »Ich liebe es hier. Alles fühlt sich so richtig an.«

Alle Köstlichkeiten sind koscher. Sie werden liebevoll in kleine Boxen aus dunkellila Pappe verpackt. »Es ist auch ein schönes Mitbringsel für Menschen in aller Welt«, meint die Chocolatière, »handgemachte Boutique-Schokolade für die Seele aus Israel – und sogar mit Kaschrut-Stempel versehen«.

www.ikachocolate.com

Nahost

Israels Armee greift Hisbollah-Gebäude im Libanon an

Vor einem Jahr trat die Waffenruhe in Kraft. Nun wirft Israel der libanesischen Terrorgruppe vor, sich neu zu strukturieren und aufzurüsten

von Cindy Riechau  19.11.2025

Kommentar

Danke, Berlin!

Der Entscheidung der Behörden, einem Hamas-Fanboy die Staatsbürgerschaft zu entziehen, sendet ein unmissverständliches und notwendiges Signal an alle Israelhasser. Mit Mahnwachen allein können wir die Demokratie nicht verteidigen

von Imanuel Marcus  19.11.2025

Wetter

Hitzewelle im November

In Israel werden Temperaturen erwartet, die deutlich über dem jahreszeitlichen Durchschnitt liegen

 19.11.2025

Weltall

Studie: Viele ferne Planeten könnten über Wasser verfügen

Israelische und amerikanische Wissenschaftler gehen davon aus, dass diese Himmelskörper Wasser direkt in ihrem Inneren produzieren

 19.11.2025

Portrait

Die Frau, die das Grauen dokumentieren will

Kurz nach dem 7. Oktober 2023 gründete die israelische Juristin Cochav Elkayam-Levy eine Organisation, die die Verbrechen der Hamas an Frauen und Familien dokumentiert. Unser Redakteur sprach mit ihr über ihre Arbeit und ihren Frust über die Vereinten Nationen

von Michael Thaidigsmann  19.11.2025

Israel

Späte Aufklärung

Wie nur konnte der 7. Oktober geschehen? Nach Armee und Geheimdienst setzt nun auch die Regierung eine Kommission zur Untersuchung der politischen Versäumnisse ein

von Sabine Brandes  19.11.2025

Hamburg

Block-Prozess: Israelischer Firmenchef vernommen

Die Block-Kinder sollen an Silvester 2023/24 von einer israelischen Sicherheitsfirma aus der Obhut ihres Vaters entführt worden sein. Nun hat der Firmenchef bei der Staatsanwaltschaft ausgesagt

von Bernhard Sprengel, Sebastian Engel  18.11.2025

Glosse

Auf, auf zum bewaffneten Kampf!

Eine deutsche Komikerin wechselte am Wochenende wieder einmal das Genre. Enissa Amani versuchte allen Ernstes, rund 150 Berlinern zu erklären, dass Nelson Mandela das Vorgehen der Hamas gegen Israel gutgeheißen hätte

von Michael Thaidigsmann  18.11.2025

Westjordanland

Terroranschlag: Ein Israeli getötet, drei Verletzte

Am Gusch-Ezion-Knotenpunkt rammen palästinensische Terroristen Passanten mit ihrem Fahrzeug

 18.11.2025