Modedesign

Stylish aufs Siegertreppchen

Paralympic-Star: die Basketballspielerin und Ruderin Moran Samuel Foto: imago/Xinhua

Modedesign

Stylish aufs Siegertreppchen

Studenten des Shenkar College entwerfen Outfits für die Mitglieder der israelischen Paralympics-Mannschaft

von Ralf Balke  01.09.2019 02:17 Uhr

»Der Weg zur Hölle ist mit guten Absichten gepflastert.« So lautet ein altes Sprichwort. Dass diese einen aber auch woanders hinbringen können – nämlich nach Tokio zu den Paralympischen Sommerspielen im kommenden Jahr –, beweist das Projekt »Gute Absichten« am renommierten Shenkar College of Engineering and Design in Ramat Gan.

Bereits im dritten Jahr in Folge beschäftigen sich Studenten mit dem, was als »Social Entrepreneurship« bezeichnet wird. Damit sind unternehmerische Aktivitäten gemeint, in deren Mittelpunkt innovative wie auch pragmatische und nachhaltige Lösungsansätze in den Bereichen Umweltschutz, Arbeitsplatzbeschaffung für Menschen mit Behinderungen oder Armutsbekämpfung stehen.

Letztendlich geht es immer darum, durch soziales Unternehmertum einen positiven Wandel in der Gesellschaft einzuleiten. Auf diese Weise kam denn auch die Zusammenarbeit des Shenkar College mit dem Israel Paralympic Committee zustande. Studenten erhielten im Rahmen ihrer Abschlussprüfungen die Aufgabe, Sportbekleidung zu entwerfen, die optimal für Athletinnen und Athleten mit sehr unterschiedlichen Behinderungen geeignet ist. Und möglichst stylish sollte das Ganze natürlich auch sein.

KINDERLÄHMUNG »Alles begann vor einigen Monaten bei einer Tasse Kaffee«, erinnert sich Nadav Levi, der erste Israeli, der in der Ballsportdisziplin Boccia bei den Paralympischen Sommerspielen mitmachte und gleich so erfolgreich war, dass er heute auf Platz zehn der Weltrangliste steht.

Amit Giladi und Tamara Golan – zwei Studentinnen der Fächer Textildesign und Modedesign am Shenkar College – hatten den 40-Jährigen kontaktiert, der sich aufgrund einer zerebralen Kinderlähmung nur mit Gehhilfen fortbewegen kann. Sie wollten von ihm genau wissen, wie er mit konventioneller Sportbekleidung zurechtkommt und was man daran verbessern könnte.

Die Designerinnen studierten die Bewegungsabläufe des Boccia-Spielers.

Ganz offensichtlich sprachen die beiden damit ein Thema an, das dem Boccia-Champion schon länger unter den Nägeln brannte. »Bereits das Auf- und Zuknöpfen einer Jeans ist oft mit Problemen verbunden.« Aber auch der Schnitt mancher Jacken oder Hosen kann ihn manchmal in seiner Bewegungsfreiheit einschränken, was bei Wettbewerben nicht gerade hilfreich ist.

Also machten sich die beiden Studentinnen an die Arbeit und entwarfen einen Blazer, der adaptiv ist und Levi durch einen Schnitt im Rücken erlaubt, mit seinen Armen beim Werfen der Boccia-Kugeln weit auszuholen, ohne dass es gleich eng wird. Zudem kann ein Regencape appliziert werden, weil der Sportler, da er sich stets mit Gehhilfen fortbewegt, keinen Regenschirm halten kann.

BEWEGUNGSABLÄUFE »Ich war sehr beeindruckt«, lautet sein Urteil über das Resultat. »Vorab hatte ich den beiden ein Video zugeschickt, in dem zu sehen ist, welche Probleme beim An- und Ausziehen einer Jacke oder meiner Schuhe auftreten können. Ich musste im wahrsten Sinne des Wortes auch die Hosen herunterlassen, sodass sie meine Bewegungsabläufe dabei studieren konnten und auf der Grundlage ihrer Beobachtungen die neuen Stücke entwarfen.«

Eine Beinprothese musste in die Konzeption mit einbezogen werden.

Nun kann Levi sich über Sportkleidung freuen, die optimal an seinen Körper angepasst ist. Klamotten von der Stange saßen selten richtig oder mussten eigens geändert werden, weil er unterschiedlich lange Beine sowie asymmetrische Schultern hat.

Levi war nicht der einzige Sportler, der von Shenkar-Studenten ein neues Outfit erhielt. Auch der Tennisspieler Adam Berdichevski wurde eingekleidet. Bei ihm war es wichtig, seine Beinprothese in die Konzeptionen mit einzubeziehen.

Und bei der Tänzerin Vital Zinger ging es um einen nicht nur passenden, sondern auch glamourösen Dress für ihren Auftritt bei den Ende November in Bonn stattfindenden »World Para Dance Sport Championships«. Denn das Kleid darf bei schnellen Bewegungen nicht mit ihrem Rollstuhl ins Gehege kommen – all das verweist auf die Vielzahl der Herausforderungen, die auf die Designer zukamen.

MODEGESCHMACK Die Bewegungsfreiheit war bei den Überlegungen von Anfang an genauso von Bedeutung wie die Auswahl des richtigen Materials, das zu den Prothesen passt, und die Abstimmung mit dem individuellen Modegeschmack der Athleten.

Die Tänzerin Vital Zinger brauchte einen Dress, der glamourös ist.

»Normalerweise designen Studenten immer nur für den perfekten Körper«, bringt Maya Arazi die Schwierigkeiten auf den Punkt. »Alle orientieren sich dabei an derselben Figur«, so die Dozentin für Modedesign am Shenkar College. »Das Besondere an der Aufgabe nun aber war die Anpassung auf ganz persönliche Wünsche und Anforderungen.«

Auch Hadass Himmelschein, Leiterin des Designbereichs in Ramat Gan, ist von den Ergebnissen begeistert. »In der Interaktion zwischen den Studenten und den Athleten lag so etwas wie Magie.« Und Tamar Many, Dozentin für Visuelle Kommunikation, ergänzt: »Die Sportler gaben so viel positive Energie und Feedback, was für die Designer wiederum eine wahre Inspiration war. Man spürte förmlich, dass hier wirkliche Synergie im Spiel war.«

Nahost

Israels Armee: Wir müssen uns auf längeren Einsatz einstellen

Israel hat sich nach Angaben des israelischen Generalstabschefs seit Jahren auf den Krieg mit dem Iran vorbereitet. Ejal Zamir sprach vom komplexesten Einsatz in Israels Geschichte

 20.06.2025

Krieg

Luftwaffe fliegt Deutsche aus Israel aus. Die Maschinen sind auf dem Rückweg in die Bundesrepublik

Die Hintergründe

von Anna Ringle  20.06.2025

Interview

Warum gehen die Grünen auf Distanz zu Israel, Frau Brantner?

Die grüne Bundesvorsitzende erläutert, warum sie deutsche Rüstungsexporte einschränken und israelische Minister sanktionieren, aber trotzdem solidarisch mit Israel sein will

von Michael Thaidigsmann  20.06.2025

Israel

Verletzte in Haifa nach erneutem Raketenangriff aus dem Iran

Aus dem Iran werden wieder ballistische Raketen Richtung Israel gefeuert. Ein Geschoss soll in der Stadt Haifa mindestens drei Menschen verletzt haben

 20.06.2025

Israel

Im permanenten Ausnahmezustand

Wie gehen Israelis nach den Angriffen gegen Ziele im Iran mit den Gegenangriffen um? Unsere Autorin hat unter ihren Freunden und Bekannten ein Stimmungsbild eingeholt

von Sarah Maria Sander  20.06.2025

Nahost

Herzog unterstützt Krieg gegen Iran »uneingeschränkt«

»Wir mussten diese Bedrohung beseitigen«, sagt der Präsident

 20.06.2025

Nahost

Katz: Armee soll Angriffe auf staatliche Ziele im Iran verstärken

Israels Verteidigungsminister bestätigt, das Regime in Teheran destabilisieren zu wollen

 20.06.2025

Interview

»Irans Ziel scheint es zu sein, diesen Krieg so lange wie möglich zu führen«

Sarit Zehavi, Gründerin des Think Tanks Alma, über Irans Raketenarsenal, die Reaktion des Mullah-Regimes auf die israelischen Angriffe und seine Möglichkeit, einen Abnutzungskrieg zu führen

von Nils Kottmann  20.06.2025

Krieg

Fast kein Weg raus

Israelis werden aus dem Ausland zurückgeholt, doch es gibt kaum eine Möglichkeit auszureisen. Bürgerrechtsgruppen wollen den Obersten Gerichtshof anrufen

von Sabine Brandes  20.06.2025