Proteste

Streik in Israel aus Solidarität mit den Hamas-Geiseln

Massendemonstration am Sonntag in Tel Aviv Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS

Mit Streiks und Protesten haben zahlreiche Israelis ihre Solidarität mit den Geiseln zum Ausdruck gebracht, die seit fast zwei Jahren von der Hamas im Gazastreifen festgehalten werden. Demonstranten blockierten zahlreiche Straßen im Land, darunter auch eine zentrale Schnellstraße in der Küstenmetropole Tel Aviv. Sie schwenkten blau-weiße israelische Nationalflaggen sowie gelbe Fahnen, die Solidarität mit den Geiseln symbolisieren.

Die Demonstranten forderten die Beendigung des Gaza-Kriegs und die sofortige Freilassung der Hamas-Geiseln. Zudem riefen sie die israelische Regierung dazu auf, ihre Entscheidung rückgängig zu machen, die Stadt Gaza und andere Gebiete im Gazastreifen einzunehmen.

Mehr als 30 Menschen wurden nach Angaben der Polizei festgenommen. In Jerusalem wurden Wasserwerfer gegen Demonstranten eingesetzt. 

Die Organisation der Geiselangehörigen hatte für Sonntag - dem Beginn der israelischen Arbeitswoche - zu einem landesweiten Streik aufgerufen. Man werde »das Land zum Stillstand bringen«, sagte Einav Zangauker am Samstagabend bei einer Kundgebung - ihr Sohn Matan ist eine von 20 lebenden Geiseln im Gazastreifen. 

Der mächtige Gewerkschafts-Dachverband Histadrut schloss sich dem Streik zwar nicht an, äußerte aber Verständnis für den Schritt. Zahlreiche Unternehmen sowie Kommunen streikten als Ausdruck der Solidarität. Auch die beiden großen Theater in Tel Aviv stoppten ihre Aufführungen. 

Die Tante von Alon Ohel, der auch deutscher Staatsbürger ist, sagte auf dem »Platz der Geiseln« vor dem Tel Aviver Kunstmuseum: »Unser Alon befindet sich vierzig Meter unter der Erde. Er ist in Ketten gefesselt, schwer verwundet und verliert wahrscheinlich sein Augenlicht. Er leidet unter schweren Kopfverletzungen und Splittern im ganzen Körper, und er ist allein. Er ist hungrig, ihm ist heiß, und er ringt nach Atem. Er schwebt in unmittelbarer Lebensgefahr – rettet ihn!« 

Mehrere ehemalige Hamas-Geiseln, die während einer Waffenruhe im Frühjahr freigekommen waren, hielten ein Spruchband mit der Aufschrift: »Bringt sie jetzt heim!«

Auch die israelische Hollywood-Schauspielerin Gal Gadot (40) traf auf dem Platz in Tel Aviv Geisel-Angehörige. Auf einem Video des Forums der Geiselfamilien war zu sehen, wie Gadot die Ehefrau einer Geisel tröstete, lächelnd ihre Hände hielt und sie dann fest in den Arm nahm. 

Bei einer Kundgebung auf dem Platz hatte am Vorabend erstmals auch die Schwester eines Agrarstudenten aus Nepal gesprochen, der bei dem Hamas-Massaker am 7. Oktober 2023 ebenfalls in den Gazastreifen verschleppt worden war. Seit zwei Jahren habe man kein Lebenszeichen von ihm erhalten, sagte sie unter Tränen. Von insgesamt 50 Verschleppten sind nach israelischen Informationen nur noch 20 am Leben.

Der rechtsextreme israelische Finanzminister Bezalel Smotrich nannte die Protestaktionen in einem Post auf der Plattform X eine »schlechte und schädliche Kampagne, die der Hamas in die Hände spielt«. Auch Ministerpräsident Benjamin Netanjahu kritisierte die Proteste.

»Diejenigen, die heute ein Ende des Krieges fordern, ohne die Hamas zu besiegen, verhärten nicht nur die Haltung der Hamas und verzögern die Freilassung unserer Geiseln, sondern stellen auch sicher, dass sich die Schrecken des 7. Oktober immer wiederholen werden und unsere Söhne und Töchter immer wieder in einem endlosen Krieg kämpfen müssen«, sagte er nach Angaben seines Büros bei einer Kabinettssitzung.

Indirekte Verhandlungen Israels und der Hamas um ein Ende des Krieges und die Freilassung der Geiseln waren bislang ergebnislos geblieben, da die Hamas die Verhandlungen jedes Mal aufs Neue systematisch torpediert hatte.

Der israelische Staatspräsident Isaak Herzog besuchte den Platz im Tel Aviver Stadtzentrum und forderte internationale Entscheidungsträger dazu auf, Druck auf die Hamas auszuüben, damit diese die Geiseln freilässt. »Ich will der Welt sagen: Hört auf mit der Heuchelei!« dpa/ja

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