Israel

Staatsanwalt will Netanjahu-Vertraute in U-Boot-Affäre anklagen

Foto: imago

In der Affäre um ein millionenschweres U-Boot-Geschäft mit Deutschland will Israels Staatsanwaltschaft auch zwei Vertraute von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu anklagen. Netanjahus persönlicher Rechtsberater und Verwandter David Schimron steht unter dem Verdacht der Geldwäsche, wie das Justizministerium am Donnerstag mitteilte. Netanjahus ehemaliger Büroleiter David Scharan soll unter anderem wegen Bestechlichkeit angeklagt werden. Nach juristischer Praxis müssen vor einer Einreichung der Klagen die Verdächtigen noch angehört werden.

Die Bundesregierung hatte 2017 den Weg für den Verkauf von drei U-Booten an Israel freigegeben. Nach einem »Spiegel«-Bericht enthielt die Vereinbarung mit der israelischen Regierung allerdings eine Klausel: Bevor die U-Boote geliefert werden könnten, müssten sämtliche mit dem Geschäft verbundenen Korruptionsermittlungen eingestellt und alle Verdachtsmomente ausgeräumt sein. Deutschland unterstützt das Geschäft im Wert von angeblich 1,5 Milliarden Euro, weil es sich für die Sicherheit des Staates Israel besonders verantwortlich fühlt.

PROVISION Netanjahu wurde in der Affäre befragt, galt aber nicht als Verdächtiger. Ihm wurde vorgeworfen, das U-Boot-Geschäft gegen den Willen von Militär und Verteidigungsministerium durchgesetzt zu haben.

Netanjahu soll das Geschäft gegen den Willen des Verteidigungsministeriums durchgesetzt haben.

Netanjahus Rechtsanwalt Schimron vertrat auch den Geschäftsmann Miki Ganor, der als israelischer Vertriebspartner von ThyssenKrupp Marine Systems (TKMS) bei einem Geschäftsabschluss mit einer Provision in Millionenhöhe rechnen konnte. Ganor wurde zunächst ein Kronzeuge in der Affäre. Nun soll er unter anderem wegen Bestechung und Geldwäsche angeklagt werden.

Die Polizei geht davon aus, dass Schimron seine Nähe zum Ministerpräsidenten nutzte, um den Deal voranzutreiben. Er soll umgerechnet 64.000 Euro erhalten haben, um »Türen zu öffnen«. Schimron hatte die Vorwürfe in der Vergangenheit zurückgewiesen.

KAUF Insgesamt geht es um Anklagen gegen sieben Verdächtige. Auch der Ex-Marinechef Elieser Marom soll wegen Bestechlichkeit und Geldwäsche angeklagt werden. Gegen Avriel Bar Josef, den ehemaligen Vize-Chef des Stabs für Nationale Sicherheit, sah die Polizei ähnliche Beweise vorliegen; das Justizministerium äußerte sich aber zunächst nicht zu einer möglichen Anklage.

Israel hatte zunächst sechs deutsche U-Boote bestellt, die zum Teil aus deutschen Steuergeldern finanziert wurden. Das fünfte kam 2016 in Israel an. Kurz darauf wurde der Korruptionsverdacht im Zusammenhang mit dem Kauf von drei weiteren U-Booten bekannt. Diese drei sollten ab 2027 die dann veralteten Exemplare aus der ersten Tranche ersetzen. Außerdem hatte Israel 2015 einen Vertrag über den Kauf von vier Korvetten abgeschlossen. Laut dem »Handelsblatt« geht es hier um einen Betrag von rund 500 Millionen Euro.

Unabhängig von der U-Boot-Affäre soll Netanjahu selbst wegen Bestechlichkeit, Betrugs und Untreue angeklagt werden.

Der Kaufpreis der U-Boote der sogenannten Dolphin-Klasse wurde in der Vergangenheit vom Wirtschaftsministerium mit je rund 600 Millionen Euro beziffert. Die Lieferungen sind umstritten, weil die U-Boote nach Experteneinschätzung theoretisch mit Atomwaffen ausgerüstet werden können.

Unabhängig von der U-Boot-Affäre soll Netanjahu selbst wegen Bestechlichkeit, Betrugs und Untreue angeklagt werden. Dies hatte das Justizministerium vor zwei Wochen mitgeteilt. Bei den Vorwürfen geht es unter anderem um den Verdacht der Beeinflussung von Medien. Israel befindet sich derzeit in einer tiefen politischen Krise. Noch bis nächste Woche Mittwoch bleibt dem Parlament Zeit, eine dritte Wahl innerhalb eines Jahres abzuwenden. Netanjahu war bereits zwei Mal mit der Regierungsbildung gescheitert.  stj

Diplomatie

US-Gesandter Barrack führt Gespräche in Jerusalem

Vor dem Fristende zur Entwaffnung der Hisbollah besucht der US-Gesandte Barrack die israelische Hauptstadt

 15.12.2025

Sydney

Australiens Premierminister widerspricht Netanjahu

Nach dem Anschlag in Sydney betont Premierminister Albanese: Die Anerkennung Palästinas durch Australien steht nicht im Zusammenhang mit der Tat

 15.12.2025

Jerusalem

Israels Regierungschef wirft Australien Tatenlosigkeit vor

Nach einem Anschlag in Sydney fordert Netanjahu von Australien entschlosseneres Handeln gegen Judenhass. Er macht der Regierung einen schweren Vorwurf

 14.12.2025

Australien

15 Tote bei antisemitischem Massaker in Sydney

Zwei Attentäter schießen auf Juden, die sich am Bondi Beach in Sydney zu einer Chanukka-Feier versammelt hatten

von Michael Thaidigsmann  15.12.2025 Aktualisiert

Jerusalem

Israels Außenminister kritisiert Australien nach Schüssen

Israels Außenminister Sa’ar sieht nach tödlichen Schüssen beim Chanukka-Fest in Sydney die australische Regierung mit in der Verantwortung – und fordert Konsequenzen

 14.12.2025

Terror

Herzog: »Grausamer Angriff auf Juden« in Sydney

Der israelische Staatspräsident Izchak Herzog äußerte sich zu dem Angriff auf eine Chanukka-Feier in Australien mit vielen Toten und Verletzten

 14.12.2025

Nachruf

Trauer um Hollywood-Legende Arthur Cohn

Arthur Cohn war immer auf der Suche nach künstlerischer Perfektion. Der Schweizer Filmproduzent gehörte zu den erfolgreichsten der Welt, wie seine Oscar-Ausbeute zeigt

von Christiane Oelrich  12.12.2025

Jerusalem

Netanjahu plant Reise nach Kairo für milliardenschweren Gasdeal

Der Besuch bei Präsident Abdel-Fattah al-Sissi wäre historisch. Aus dem Umfeld des Premierministers kommt aber zunächst ein Dementi

 12.12.2025

Israel

Chanukka in Tel Aviv: Alles leuchtet!

Nach besonders schwierigen Jahren lässt die Stadtverwaltung Tel Aviv in vollem Glanz erstrahlen und beschert ihren Einwohnern Momente des Glücks

von Sabine Brandes  12.12.2025