Miss Universe

Skandale um die Schönen

Harnaaz Sandhu aus Indien wird in Eilat zur neuen Miss Universe gekrönt.
Harnaaz Sandhu aus Indien wird in Eilat zur neuen Miss Universe gekrönt. Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS

Am Ende fragt man sich, was von Glanz und Gloria übrig bleibt: erfolgreiche Imagekampagne oder grandioses PR-Debakel? Klar ist, dass der »Miss Universe«-Wettbewerb, der in der vergangenen Woche in Eilat stattfand, von einer ganzen Reihe von Aufregern überschattet wurde.

Gewonnen hat ihn übrigens Miss India, Harnaaz Sandhu. Die zuvor amtierende Miss Universe, Andrea Meza aus Mexiko, setzte ihr nach dem dreistündigen Spektakel die Glitzerkrone auf den Kopf.

Harnaaz Sandhu verdrängte mit ihrem Sieg Miss Paraguay, Nadia Ferreira, und Miss Südafrika, Lalela Mswane, auf die Plätze zwei und drei. Die Frauen waren aus 80 Ländern der Welt nach Israel gekommen, um in der Badestadt am Roten Meer ihre Schönheit zu zelebrieren. Sie traten in Trachten, Abendkleidern und Badeanzügen gegeneinander an und stellten dabei in erster Linie ihr Aussehen zur Schau. Außerdem beantworteten sie einige Fragen.

Ausländer Nach Angaben der Organisatoren schauten weltweit rund eine halbe Milliarde Menschen an den Bildschirmen zu. Da kann ein Satz wie »Heute Abend sind wir im schönen Land Israel« von Moderator Steve Harvey natürlich Wirkung haben. Oder noch besser: »Dies ist ein Land mit so viel reicher Kultur und Geschichte.«

Einige Teilnehmerinnen waren aufgefordert worden, den Wettbewerb zu boykottieren.

Es war der Grund, weshalb »Miss Universe« überhaupt nach Israel geholt worden war: der Tourismus. Da die Omikron-Variante die Einreise von Ausländern allerdings untersagte, war die Halle mit 4000 Sitzplätzen mehr als halb leer.

Ein beträchtlicher Teil des Publikums bestand aus philippinischen Arbeitsmigranten, offenbar Miss-Universe-Fans, die jedes Mal lauthals jubelten, wenn Miss Philippinen Beatrice Luigi Gomez die Bühne betrat. Israels Kandidatin Noa Cochva, die kurz vor der Live-Übertragung erkrankte, sich aber rechtzeitig zur Teilnahme erholte, schaffte es nicht ins Achtelfinale.

Zuvor waren einige Teilnehmerinnen aufgefordert worden, den Wettbewerb zu boykottieren, da er in Israel stattfand. Südafrika entzog seiner Teilnehmerin die Unterstützung wegen ihrer Weigerung abzusagen.

Eine Handvoll Nationen nahmen unter Berufung auf Covid-Beschränkungen nicht teil. Darunter auch Malaysia, das seit sechs Jahrzehnten fast immer dabei ist. Wahrer Grund, wurde gemunkelt, sei jedoch der, dass das südostasiatische Land den jüdischen Staat nicht anerkennt.

Ausnahmegenehmigungen Allerdings fiel der Wettbewerb auch bei einigen Israelis in Ungnade. Denn eigentlich hätte die 70. Wahl zur Schönsten der Schönen der kriselnden israelischen Tourismusbranche helfen sollen. Doch dann kam die Omikron-Variante, und die Grenzen Israels wurden für sämtliche Ausländer abgeriegelt.

Das galt allerdings nicht für die Miss-Universe-Teilnehmerinnen. Ihnen und ihrer Entourage wurden Ausnahmegenehmigungen erteilt. Viele Angehörige von Nicht-Israelis, die eigentlich zur selben Zeit ins Land hätten reisen wollen, beklagten sich daraufhin bitterlich in den sozialen Netzwerken, dass ihre Familien nicht ins Land dürfen, während die Wettbewerbsteilnehmerinnen von überallher einreisen können.

Zwar teilte die Organisation des Wettbewerbs mit, dass die meisten der 80 Teilnehmerinnen bereits vorher in Israel angekommen waren und die Show unter strengen Coronavirus-Auflagen stattfinde, doch das PR-Debakel war geschehen. Zumal sich dann noch herausstellte, dass eine Teilnehmerin mit einer Corona-Infektion, allerdings nicht mit Omikron, eingereist war.

angehörige Schwangere mit Eltern im Ausland wandten sich entrüstet an Innenministerin Ayelet Shaked (Jamina). Mit einer Videokampagne wollten sie erreichen, dass ihre engsten Angehörigen zur Geburt ihrer Enkelkinder ins Land gelassen werden. In dem Video, das von der Organisation Yad L›Olim produziert wurde, plädierten die werdenden Mütter: »Meine Mutter ist auch schön. Kann sie jetzt zur Geburt kommen?« Shaked habe anschließend einige Ausnahmegenehmigungen erteilt, berichteten israelische Medien.

Das israelische Tourismusministerium betrachtet den Wettbewerb vor allem durch die Übertragung in 172 Länder als großen Gewinn.

Dennoch betrachtet das israelische Tourismusministerium den Wettbewerb vor allem durch die Übertragung in 172 Länder als großen Gewinn. »Zusätzlich zu den Fernsehzuschauern postet jede der 80 Teilnehmerinnen in sozialen Medien und veröffentlicht Geschichten ihrer Reise«, erklärte die Direktorin für Auslandsmarketing des Tourismusministeriums, Sara Salansky. Denn ein Teil der Unterstützung des Ministeriums für die Veranstaltung sei an die Bitte geknüpft, »dass die Kandidatinnen nach Israel reisen und Fotos von ihrem Aufenthalt machen, sich mit Menschen und Sehenswürdigkeiten zeigen«.

Bilder und Videos der Schönheiten beim Besuch der Kotel in Jerusalem, bei einem Ausflug in die Wüste, einem Spaziergang durch Tel Aviv oder einem Bad mit Delphinen im Roten Meer wurden sogleich in die Live-Übertragung der Show eingespielt.

Anachronismus Und wem die Miss-Universe-Show in Zeiten von »MeToo« als Anachronismus erschien, der war beim alternativen »Miss Fix the Universe«-Wettbewerb in Jaffa besser aufgehoben. Teils Protest, teils Sensibilisierungskampagne wollte die Veranstaltung »die Schönheit der Ideen und Werte hinter israelischen Frauen vorstellen, die an sozialen Initiativen in den Bereichen Nachhaltigkeit, Gleichberechtigung und Menschenrechte arbeiten«.

Die Frauen, die ihre Arbeit im Peres Center for Peace and Innovation vorstellten, setzen sich für eine bessere Welt ein – und sehen dabei ganz bezaubernd aus.

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