Israel

Polizei empfiehlt, Netanjahu anzuklagen

Benjamin Netanjahu auf einem Treffen der Likud-Fraktion in der Knesset am 12. Februar Foto: Flash 90

Die israelische Polizei hat empfohlen, den amtierenden Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu wegen Bestechlichkeit und Betrugs anzuklagen. Es gebe ausreichende Beweise für ein Korruptionsverfahren gegen den Premier in zwei Fällen, sagten die Ermittler am Dienstagabend.

Verschiedene Oppositionsvertreter forderten anschließend prompt Netanjahus Rücktritt. Die Zionistische Union unter Avi Gabbay erklärte, dass die Vorsitzenden der Koalitionsparteien ihn dazu zwingen müssten, sollte er sich weigern. Es sei das »Ende der Netanjahu-Ära«, sagte Gabbay.

Viele Likud-Abgeordnete indes wollen einen politischen Putsch in den Nachrichten sehen. Tourismusminister Yariv Levin sagte, dass dies ein »verächtlicher Schachzug ist, der einem Coup gleicht – und zwar gegen den Willen der Wähler«.

Yair Lapid Hauptzeuge in dem Prozess soll ausgerechnet Netanjahus stärkster politischer Rivale, der Jesch-Atid-Parteivorsitzende Yair Lapid, sein. Er habe der Polizei kritisches Beweismaterial aus seiner Zeit als Finanzminister unter Netanjahu geliefert.

Damals habe der Ministerpräsident versucht, ein Gesetz durchzusetzen, das seinen Freunden Steuererleichterungen in Millionenhöhe ermöglicht hätte. Lapid habe seine Aussage auf Wunsch der Polizei wie »jeder gesetzestreue Bürger« gemacht. Er betonte, dass er sich damals trotz des Drucks geweigert hatte, das Gesetz durchzuwinken.

Netanjahu selbst nannte die Ankündigung der Behörden in einer Erklärung im Fernsehen »einseitig und extrem«. Die Empfehlungen hätten in einer demokratischen Gesellschaft kein Gewicht. »Daher werde ich Israel weiterhin verantwortlich und ehrlich führen.« Von Neuwahlen sagte Netanjahu nichts.

Hollywood Die Anklagen gegen den Premier sind im sogenannten Fall 1000 und Fall 2000 detailliert beschrieben. Laut Fall 1000 sollen Netanjahu, seine Frau und der Sohn Yair aufwendige Geschenke von Hollywoodproduzent Arnon Milchan und dem australischen Milliardär Jim Packer erhalten haben.

Der Premier argumentiert, dies seien lediglich Gesten von Freunden gewesen, für die es keinerlei Gegenleistung gegeben habe. Lapid jedoch meint, er könne beweisen, dass dies nicht so gewesen sei. Stattdessen habe Netanjahu sehr wohl versucht, seinen reichen Freunden Vorteile zu verschaffen – und zwar direkt durch seinen Einfluss als Ministerpräsident.

Im Fall 2000 soll Netanjahu massiv Einfluss auf die Presse genommen und so für eine vorteilhaftere Berichterstattung in der kostenlosen Zeitung »Israel Hayom« und der Tageszeitung »Yedioth Ahronoth« gesorgt haben.

Jetzt, nachdem die Polizei ihre Einschätzung abgegeben hat, ist die Justiz am Zug. Das letzte Wort darüber, ob es tatsächlich eine Anklage gegen den amtierenden Ministerpräsidenten geben wird, hat allein Generalstaatsanwalt Avichai Mandelblit.

Sderot

Zweitägiges iranisches Filmfestival beginnt in Israel

Trotz politischer Spannungen will das Event einen Dialog zwischen Israelis und Iranern anstoßen

von Sara Lemel  24.11.2025

Jerusalem

Israel billigt Einwanderung Tausender Inder mit jüdischen Wurzeln

Die Regierung verspricht sich davon eine Stärkung des Nordens – auch nach den Folgen des jüngsten Kriegs

 24.11.2025

Gaza/Jerusalem

Hamas spähte Social-Media-Profile von IDF-Soldaten aus

Zu den Zielen der Terroristen gehörte es, Armeeanlagen zu kartieren, Schwachstellen zu identifizieren und den Umgang mit israelischen Kampfpanzern zu erlernen

 24.11.2025

Militär

»Die IDF haben ihren Kernauftrag am 7. Oktober nicht erfüllt«

Generalstabschef Eyal Zamir sagte, die israelische Armee sei einer tiefgehenden Untersuchung all dessen verpflichtet, »was an diesem schrecklichen Tag geschehen ist«

 24.11.2025

Beirut

Israel tötet Hisbollah-Anführer

Haitham Ali Tabatabai, der Generalstabschef der Terrororganisation, war Ziel eines israelischen Luftangriffs

 24.11.2025

Nahost

Es brodelt zwischen Israel und dem Libanon

Israelische Armee beschießt nach Bruch des Waffenstillstands durch die Hisbollah Terrorstellungen im Südlibanon und in Beirut

von Sabine Brandes  23.11.2025

Tel Aviv

»Bringt die letzten Drei zurück!«

Demonstranten fordern die Rückgabe der Geiseln aus Gaza – und eine unabhängige Untersuchungskommission

von Sabine Brandes  23.11.2025

Hamas

»Damit die Welt versteht, was wirklich geschehen ist«

Im vollständigen Interview spricht die Ex-Geisel Guy Gilboa-Dalal detailliert über den sexuellen Missbrauch in Gaza

von Sabine Brandes  23.11.2025

Tel Aviv

Rückkehr der Künstler

Seit der Waffenruhe öffnen neue Galerien und Werkstätten in Jaffa. Spaziergang durch einen Stadtteil, der wieder zu sich selbst findet

von Luisa Müller  23.11.2025