Geiseln

Pinta ist tot

Pinta Nattapong mit seiner Frau und seinem Sohn in glücklichen Zeiten. Foto: Privat

Geiseln

Pinta ist tot

Der 36-jährige thailändische Familienvater wurde lebend von Terroristen entführt - Armee birgt die Leiche aus Süd-Gaza

von Sabine Brandes  07.06.2025 22:44 Uhr

Bislang hatte der Status der Geisel geheißen: »in großer Lebensgefahr«. Doch am Samstag gab es die traurige Gewissheit: Pinta Nattapong ist tot. Der Arbeiter aus Thailand wurde am 7. Oktober 2023 lebend von Terroristen aus dem Kibbutz Nir Oz entführt und bereits vor Monaten in Geiselhaft ermordet. Der Leichnam wurde am Freitag von der israelischen Armee aus dem südlichen Gazastreifen geborgen und nach Israel überführt.

Sein Tod wurde bestätigt, nachdem seine Leiche am Institut für forensische Medizin Abu Kabir identifiziert worden war. Der 36-Jährige hinterlässt seine Frau und einen Sohn in Thailand. Noch immer werden zwei weitere thailändische Arbeiter in Gaza festgehalten.

Terrorgruppe Mudschahedin-Brigaden verantwortlich

Nattapong sei von der Terrorgruppe Mudschahedin-Brigaden gefangen gehalten und ermordet worden. Dieselbe Gruppe ist für die Gefangennahme und Tötung von Shiri Bibas und ihrer Kinder Ariel und Kfir verantwortlich. Sie hielt auch die Leichen von Gadi Haggai und Judi Weinstein-Haggai fest, die Anfang der Woche von der IDF geborgen wurden.

Alle Bergungsoperationen seien durch Geheimdienstinformationen ermöglicht worden, die der Inlandsgeheimdienst Schin Bet während der Vernehmung eines gefangenen Terroristen gesammelt hatte.

Narissara Nattapong: »Ich sagte meinem Sohn, er solle stark sein, ›lass uns auf Papa warten‹.«

Pintas Ehefrau Narissara und ihr neunjähriger Sohn Weerapat hatten mehr als 600 Tage lang in Thailand gebangt und sich an die Hoffnung geklammert, dass ihr Liebster vielleicht noch am Leben sein könnte. »Ich sagte meinem Sohn, er solle stark sein – ›Lass uns auf Papa warten‹«, so Narissara Nattapong vor einigen Monaten in einem Interview im israelischen Fernsehen. Weerapat würde sie immerzu fragen: »Wie lange noch?«, sagte sie. Doch jetzt endete die Hoffnung auf grausame Weise.

Pinta war 2022 nach Israel gekommen, um seine Familie finanziell zu unterstützen, die in der ländlichen Region Nakhon Phanom in Nordthailand lebt. Sein Traum war es, nach Hause zurückzukehren und gemeinsam mit seiner Frau ein Café zu eröffnen. Er war in der israelischen Landwirtschaft beschäftigt, als er während des Hamas-Massakers zusammen mit mehreren Kollegen entführt wurde. Elf weitere thailändische Arbeiter wurden bei demselben Angriff getötet.

Die Angehörigen wurden von der thailändischen Botschaft und dem Beauftragten für Geiselbelange, Gal Hirsch, informiert. Hirsch hatte die Botschaft persönlich aufgesucht, um die traurige Nachricht zu überbringen. Die Überführung des Leichnams nach Thailand wird derzeit vorbereitet.

Pinta kam aus Thailand, um in Israel zu arbeiten und seiner Familie eine bessere Zukunft zu ermöglichen

»Gemeinsam mit allen Bürgern Israels sprechen wir Pinta Nattapongs Familie und dem thailändischen Volk unser Beileid aus«, heißt es in der Erklärung der Regierung in Jerusalem. »Unser tiefer Dank und unsere Anerkennung gelten unseren tapferen Kommandeuren und Soldaten für diese wichtige und erfolgreiche Mission. Wir werden nicht ruhen, bis wir alle unsere Geiseln – sowohl die Lebenden als auch die Toten – nach Hause gebracht haben.«

Auch Verteidigungsminister Israel Katz drückte sein Beileid aus und wies darauf hin, dass Pinta aus Thailand nach Israel gekommen sei, um in der Landwirtschaft zu arbeiten und seiner Familie eine bessere Zukunft zu ermöglichen. »Doch er wurde in Gefangenschaft brutal ermordet«, so Katz.

Die Gesamtzahl der derzeit in Gefangenschaft gehaltenen Geiseln, sowohl lebende als auch verstorbene, beträgt nun 55. Nach Angaben der Sicherheitsbehörden seien noch 21 von ihnen am Leben, bei zwei weiteren Geiseln gebe es »große Sorge um ihr Leben«.

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