Gaza

Generäle für Waffenstillstand

Generalstabschef Herzi Halevi und IDF-Sprecher Daniel Hagari bei einer Pressekonferenz Foto: Flash 90

Hochrangige Generäle der israelischen Armee würden einen Waffenstillstand wollen – selbst, wenn die Hamas zunächst an der Macht bleibt. Das schrieb die New York Times (NYT) am Dienstag. Obwohl sowohl Ministerpräsident Benjamin Netanjahu wie auch die IDF umgehend dementierten, kommt der Bericht inmitten immer lauter werdender Stimmen aus den Reihen der Armee, die die Kämpfe in der Enklave mittlerweile als wenig erfolgversprechend ansehen.

Israelische Bodentruppen marschierten am 27. Oktober in Gaza ein, nach wochenlangen Luftangriffen als Reaktion auf das Massaker der Hamas in südlichen israelischen Gemeinden am 7. Oktober. Jerusalems erklärte Ziele für den Krieg sind die Zerstörung der Hamas als Militär- und Regierungskraft in Gaza, die Gewährleistung, dass sie Israel nicht erneut bedrohen kann, und die Freilassung aller Geiseln.

Fehlen eines Plans für »Tag danach«

Der NYT-Artikel zitierte sechs aktuelle und ehemalige Armeeangehörige, von denen die meisten unter der Bedingung der Anonymität sprachen. Sie erklärten, dass ihrer Meinung nach nur mit einem Waffenstillstandsabkommen mit der Terrorgruppe Hamas die Freilassung der Geiseln und eine Deeskalation an der Nordgrenze möglich wäre. Auch das Fehlen eines Plans für den »Tag danach«, den die Koalition in Jerusalem verweigert, trage bei den Truppen dazu bei, die definierten Kriegsvorhaben zunehmend infrage zu stellen.

Netanjahu äußerte sich noch am selben Tag zu dem Bericht: »Anonyme Quellen hätten der New York Times mitgeteilt, dass Israel bereit ist, den Krieg zu beenden, bevor es alle seine Ziele erreicht hat. Ich weiß nicht, wer diese ungenannten Parteien sind, aber ich bin hier, um unmissverständlich klarzustellen: Das wird nicht passieren. Wir werden den Krieg erst beenden, wenn wir alle Ziele erreicht haben, einschließlich der Eliminierung der Hamas und der Freilassung aller unserer Geiseln.«

»Wir erliegen weder dem Geist des Defätismus der New York Times noch sonst irgendeinem. Wir sind vom Geist des Sieges durchdrungen.«

premierminister benjamin netanjahu

Die Regierung habe diese Ziele für die israelischen Streitkräfte definiert, und sie haben alle Mittel, um sie zu erreichen, führte der Regierungschef aus. »Wir erliegen weder dem Geist des Defätismus der New York Times noch sonst irgendeinem. Wir sind vom Geist des Sieges durchdrungen.«

Auch die IDF gab eine knappe Erklärung ab: »Das Militär strebt die Zerstörung der militärischen und staatlichen Kapazitäten der Hamas, die Rückgabe der Geiseln und die sichere Rückkehr der israelischen Zivilisten aus dem Süden und dem Norden in ihre Häuser an.« Trotz der Versicherungen sickern zunehmend Berichte durch, dass die Moral, vor allem vieler Reservisten, die bereits seit Monaten an der Front kämpfen, zusehends sinkt.

Während die Kämpfe in Gaza weitergehen, eskalieren die Gefechte zwischen der IDF und der vom Iran unterstützten schiitischen Terrororganisation Hisbollah an der Grenze im Norden zum Libanon weiter. Die Hisbollah hatte Israel unmittelbar nach der verheerenden Massaker der Hamas angegriffen und begonnen, militärische Einrichtungen zu beschießen. Später feuerte sie auch auf zivile Ziele. Diesbezüglich sagten Generäle der US-Zeitung, dass sich die Armee auf einen umfassenden Krieg mit der Hisbollah vorbereiten müsse, und dass »sie nach Israels längstem Krieg seit Jahrzehnten für weitere Kämpfe nicht ausreichend ausgerüstet ist«.

IDF meint, sie könne jederzeit Hamas militärisch angreifen

Auch zitiert wurde der ehemalige israelische Sicherheitsberater Eyal Hulata mit den Worten: »Sie haben weniger Munition, weniger Ersatzteile, weniger Energie als zuvor. Eine Pause in Gaza macht eine Deeskalation im Libanon wahrscheinlicher. Und wir glauben, dass eine derartige Pause uns mehr Zeit gibt, uns vorzubereiten, falls tatsächlich ein größerer Krieg mit der Hisbollah ausbrechen sollte.« Außerdem meine die IDF, dass sie in Zukunft jederzeit zurückkehren und die Hamas militärisch angreifen können, erklärte Hulata weiter.

Vor einigen Wochen hatte der IDF-Sprecher Daniel Hagari in einem Interview im israelischen Fernsehen gesagt, dass die Herrschaft der Hamas in Gaza nicht mit militärischen Mitteln besiegt werden könne, bis eine tragfähige Alternative geschaffen werde. »Die Hamas sei eine Idee«, so Hagari damals, »und jeder, der glaubt, sie könne eliminiert werden, falsch liegt«.

Glosse

Auf, auf zum bewaffneten Kampf!

Eine deutsche Komikerin wechselte am Wochenende wieder einmal das Genre. Enissa Amani versuchte allen Ernstes, rund 150 Berlinern zu erklären, dass Nelson Mandela das Vorgehen der Hamas gegen Israel gutgeheißen hätte

von Michael Thaidigsmann  20.11.2025 Aktualisiert

Geiseln

»Alon – du bist nicht allein«

Der israelisch-deutsche Doppelstaatsbürger Alon Ohel spielt auf dem Klavier, das eigens auf dem Platz der Geiseln für ihn aufgestellt wurde

von Sabine Brandes  20.11.2025

Gaza-Gefangenschaft überleben

»Wut zerstört dich«

Der nach mehr als zwei Jahren aus der Hamas-Gefangenschaft entlassene Avinatan Or hat eine zutiefst bewegende und motivierende Rede über Resilienz gehalten. Eine Dokumentation

von Avinatan Or  20.11.2025

Gespräch

»Der Kampf ums Überleben dauert an«

Arye Sharuz Shalicar über sein neues Buch, Israels Krieg gegen den palästinensischen Terror und die verzerrte Nahost-Berichterstattung in den deutschen Medien

von Detlef David Kauschke  20.11.2025

Israel

Späte Aufklärung

Der Oberste Gerichtshof erwirkt einstweilige Verfügung gegen die politische Untersuchungskommission der Regierung

von Sabine Brandes  20.11.2025 Aktualisiert

Wetter

Hitzewelle im November

In Israel werden Temperaturen erwartet, die deutlich über dem jahreszeitlichen Durchschnitt liegen

 20.11.2025 Aktualisiert

Nahost

Israels Armee greift Hisbollah-Gebäude im Libanon an

Vor einem Jahr trat die Waffenruhe in Kraft. Nun wirft Israel der libanesischen Terrorgruppe vor, sich neu zu strukturieren und aufzurüsten

von Cindy Riechau  19.11.2025

Kommentar

Danke, Berlin!

Die Entscheidung der Behörden, einem Hamas-Fanboy die Staatsbürgerschaft zu entziehen, sendet ein unmissverständliches und notwendiges Signal an alle Israelhasser. Mit Mahnwachen allein können wir die Demokratie nicht verteidigen

von Imanuel Marcus  19.11.2025

Weltall

Studie: Viele ferne Planeten könnten über Wasser verfügen

Israelische und amerikanische Wissenschaftler gehen davon aus, dass diese Himmelskörper Wasser direkt in ihrem Inneren produzieren

 19.11.2025