Arbeitskampf

Nichts geht mehr

Alarm schlagen: Streikposten in Jerusalem Foto: Flash 90

Die Wenigen, die gekommen sind, haben offenbar weder Zeitung gelesen noch im Internet nachgeschaut. Am Gittertor zum Eingang der Bahnstation Schalom in Tel Aviv pinnt ein Zettel: »Ejn Scherut – kein Service«. Das Land ist im Generalstreik. In den meisten öffentlichen Bereichen ging am Mittwochmorgen nichts mehr. Sogar die Flugzeuge auf dem Ben-Gurion-Airport blieben bis zum Mittag am Boden.

Zeitarbeit Stein des Anstoßes sind für die Gewerkschaft Histadrut die Verträge von Zeitarbeitsbeschäftigten. Wie auch in anderen Ländern üblich, liegt ihr Gehalt unter dem der Festangestellten, außerdem haben sie – wenn überhaupt – eine wesentlich geringere soziale Absicherung. Gewerkschaftschef Ofer Eini fordert, dass jene, die mindestens ein oder zwei Jahre im gleichen Job arbeiten, von der Firma übernommen werden, für die sie die Arbeit ausführen. Alle anderen sollen dieselben Bedingungen erhalten wie Festangestellte.

Finanzminister Yuval Steinitz lehnte den Vorschlag mit der Begründung ab, es sei »schlicht zu teuer und nicht durchführbar. Wenn wir heute alle Reinigungs- und Sicherheitskräfte direkt anstellen müssen, werden es morgen die selbstständigen Steuerberater und Anwälte sein, die auf unseren Gehaltslisten stehen.«

Verluste Allerdings zeigte sich der Minister bereit, die Bedingungen der Zeitarbeiter zu verbessern. Nicht genug für Eini, der daraufhin den Generalstreik ausrief. Der Minister nannte die komplette Arbeitsniederlegung »unnötig«, weil er der Wirtschaft Verluste in Milliarden beschere, sollte er andauern. Die Position der Gewerkschaft bezeichnete er als »eingefahren«.

Weder Gerichte noch Banken, Krankenhäuser, Ministerien und die Börse nahmen am Morgen ihre Dienste auf. Stadtverwaltungen waren zugesperrt, der Abfall blieb in den vollen Mülltonnen, die Hospitäler arbeiten lediglich mit Notfallbesetzung. Falschparker gab es an diesem Tag übrigens nicht, denn auch die unbeliebten Strafzettelverteiler blieben zu Hause.

Kommentar

Warum bejubelt ihr den Terror, statt euch über Frieden zu freuen?

Philipp Peyman Engel wundert sich, warum ausgerechnet am Abend der Verkündigung der Waffenruhe Menschen in Berlin die Vernichtung Israels fordern

von Philipp Peyman Engel  16.01.2025

Nahost

US-Quelle: Letzte Details des Geisel-Deals geklärt

Das Kabinett von Benjamin Netanjahu soll am Freitagmorgen zusammen kommen, um über das Abkommen abzustimmen

 16.01.2025

Jerusalem

Übersteht die Koalition den Deal?

Finanzminister Bezalel Smotrich des rechtsextremen Religiösen Zionismus droht mit Ausstieg aus der Regierung

von Sabine Brandes  16.01.2025

Nahost

Israel: »harte Verhandlungen« in Katar über wichtiges Detail

Israels Präsident erwartet dennoch, dass der Streitpunkt bald geklärt sein wird

 16.01.2025

Meinung

Ein Waffenstillstand ohne Sieger

Nicole Dreyfus wägt Chancen und Risiken des sich abzeichnenden Abkommens zwischen Israel und der Hamas ab

von Nicole Dreyfus  16.01.2025

Brüssel

EU-Kommission kündigt weitere 120 Millionen Euro für Gaza an

Ein diskutiertes Waffenstillstandsabkommen macht Menschen im Nahen Osten Hoffnung - doch noch immer gibt es viel Leid. Ursula von der Leyen schnürt ein neues Hilfspaket

 16.01.2025

Gaza

Waffenruhe: Israel sieht Probleme bei Klärung von Details

Eine Sitzung des israelischen Sicherheitskabinetts zur Billigung der Waffenruhe im Gaza-Krieg wird verschoben

von Amira Rajab, Cindy Riechau  16.01.2025

Meinung

Gebt endlich ihre Tochter zurück!

Bei einem Geiseldeal geht es nicht um Ideologien, sondern um einen einzigen Wert: den, unschuldiges Menschenleben zu schützen

von Sabine Brandes  16.01.2025

Vermisst

Tapfer und bescheiden

Rom Braslavski rettete anderen das Leben

von Ralf Balke  16.01.2025