Diplomatie

Nichts geht mehr

Zum ersten Mal in Israels Geschichte sind sowohl das Außenministerium im Land sowie weltweit sämtliche Botschaften und Konsulate geschlossen. Foto: Flash 90

Sie streiten bereits seit zwei vollen Jahren um bessere Arbeitsbedingungen. Doch jetzt platzte den Angestellten endgültig der Kragen. Zum ersten Mal in Israels Geschichte sind sowohl das Außenministerium im Land wie sämtliche Botschaften und Konsulate in der ganzen Welt geschlossen.

Der umfassende Streik ist vorläufiger Höhepunkt in der Auseinandersetzung zwischen den Bediensteten des Außenministeriums und dem Chef des Finanzressorts. Die Gespräche zwischen den beiden Ministerien hatten sieben Monate gedauert und waren vor drei Wochen zu einem Stillstand gekommen. Im Anschluss hatte die Gewerkschaft Maßnahmen angekündigt, die die Arbeit des Ministeriums und der Vertretungen im Ausland zusehends lahmlegten.

Papst-Bescuh So konnte etwa der Besuch des britischen Premierministers David Cameron nur organisiert werden, weil die eigene Botschaft in Tel Aviv einsprang und die Arbeit übernahm. Besuche von inländischen Politikern im Ausland jedoch mussten abgesagt werden, etwa die Visite von Regierungschef Benjamin Netanjahu in Mexiko, Kolumbien und Panama im nächsten Monat. Ebenso steht der Besuch von Papst Franziskus im Mai wegen des Streiks unter keinem guten Stern – obwohl sowohl Jerusalem wie auch der Vatikan standhaft beteuern, er werde auf jeden Fall stattfinden.

»Heute passiert es zum ersten Mal überhaupt, dass das Außenministerium geschlossen ist und keinerlei Arbeit erledigt wird«, hieß es in einer Erklärung der Arbeitnehmervertretung. »Die Arbeiter gehen in einen Streik, bei dem das Ende offen ist, um gegen die Bedingungen zu protestieren.« Bereits seit Jahren beklagen sich Diplomaten über die miesen Konditionen, zu denen sie arbeiten müssen. Das Finanzministerium weist die Forderungen zurück. Unter anderem mit der Begründung, dass die Angestellten vor zwei Jahren eine 20-prozentige Erhöhung erhalten haben und sie nun noch mehr Geld fordern, vor allem ohnehin gut bezahlte leitende Angestellte.

Visa Dennoch haben jetzt die Büros im Jerusalem sowie in allen 103 Vertretungen auf der Erde, von Neuseeland über Berlin, Paris und London bis nach Washington und den Vereinten Nationen in New York, ihre Türen fest verriegelt. Niemand darf hinein, nicht einmal höchste Politiker. Seit Sonntagnachmittag nimmt Israel an keinem internationalen Forum teil, empfängt keine Staatsgäste, und es werden keinerlei Botschafts- oder Konsulardienste angeboten. Dadurch können keine Visa, Genehmigungen oder Ähnliches ausgestellt werden.

Außenminister Avigdor Lieberman hat kein Verständnis für die Maßnahmen und nannte die Reaktion der Gewerkschaft »hysterisch«. Es werde nichts Positives dabei herauskommen, die Verhandlungen in der Mitte zu verlassen, sondern stattdessen die Angestellten teuer zu stehen kommen. »Wir müssen jetzt alles tun, um den Schaden für das Land und die Bürger zu begrenzen.«

Der Leiter des Arbeitnehmerkomitees, Yair Frommer, indes beschuldigte das Finanzministerium. »Sie haben einen Krieg gegen die Dienste des Außenministeriums und seine fleißigen Angestellten erklärt. Doch wir werden nicht hinnehmen, dass sie Israels Auswärtiges Amt kaputtmachen«.

Meinung

Israel: Keine Demokratie ohne Pressefreiheit

Den Armeesender abschalten? Warum auch jüdische Journalisten in der Diaspora gegen den Plan von Verteidigungsminister Katz protestieren sollten

von Ayala Goldmann  14.11.2025

Nahostkonflikt

Indonesien will 20.000 Soldaten für Gaza-Truppe bereitstellen

Der US-Plan für die Stabilisierung des Küstenstreifens sieht eine internationale Eingreiftruppe vor. Einige Staaten haben bereits Interesse bekundet

 14.11.2025

Geiseldeal

Hamas übergibt Leichnam von Meny Godard

Der 73-jährige Großvater wurde am 7. Oktober im Kibbuz Be’eri von Terroristen der Hamas ermordet und in den Gazastreifen entführt

 14.11.2025

Israel

Altkanzlerin Merkel besucht Orte der Massaker

Angela Merkel besuchte den Ort des Nova-Festivals und den Kibbuz Nahal Oz

 13.11.2025

Waffenruhe

Hamas und Islamischer Dschihad wollen Geisel-Leichnam übergeben

Die Terroristen haben noch die sterblichen Überreste von vier Geiseln in ihrer Gewalt

 13.11.2025

Tel Aviv

Noa Kirel und Daniel Peretz heiraten mit »kleiner Feier«

Die Sängerin und der HSV-Torwart standen in Jaffa unter großen Sicherheitsvorkehrungen unter der Chuppa

von Nicole Dreyfus  13.11.2025

Westjordanland

Israel: Rund 40 Hamas-Mitglieder in Betlehem festgenommen

Israelische Einsatzkräfte wollen Anschlagspläne mit möglicherweise vielen Toten gestoppt haben: Was hinter der Festnahme Dutzender Hamas-Mitglieder steckt

 13.11.2025

Westjordanland

Jüdische Siedler zünden Moschee an

Nur einen Tag nachdem Israels Präsident Herzog und hochrangige Vertreter der Armee Angriffe gewalttätiger Siedler verurteilt hatten, schlugen diese wieder zu

 13.11.2025

Diplomatie

Israel drängt Merz auf Ende des Teilwaffenembargos

Der Bundeskanzler hatte am 8. August angeordnet, keine Güter auszuführen, die im Krieg gegen die Hamas verwendet werden könnten

 13.11.2025