Der mehrheitlich von Muslimen bewohnte Kosovo hat jetzt eine Botschaft in Israels Hauptstadt Jerusalem. Am Sonntag wurde in einer kurzen Zeremonie die Fahne des Balkanstaates vor dem Gebäude der neuen Vertretung gehisst. Es sei ein »wahrlich stolzer und historischer Moment« für die gegenseitigen Beziehungen, erklärte die kosovarische Botschafterin Ines Demiri auf Twitter.
LOSLÖSUNG Am 1. Februar hatte Israel die Republik Kosovo offiziell als unabhängigen Staat anerkannt. Im Gegenzug dafür sagte die Regierung in Pristina zu, ihre neue diplomatische Vertretung in Israel nicht in Tel Aviv, sondern in Jerusalem zu eröffnen und die Stadt als Hauptstadt des Staates anzuerkennen.
Nach dem Krieg mit Serbien Ende der 1990er-Jahre hatte das Kosovo 2008 seine Unabhängigkeit erklärt. Serbien weigert sich aber nach wie vor, die Eigenstaatlichkeit seiner ehemaligen Provinz anzuerkennen. Wichtige Verbündete Belgrads wie Russland erkennen die Loslösung des Gebiets ebensowenig an. Auch einige EU-Staaten - darunter Spanien, Griechenland und Zypern - vertreten nach wie vor diese Haltung.
Grundlage für die gegenseitige Annäherung zwischen dem Kosovo und Israel war eine in Washington im September 2020 getroffene Vereinbarung. US-Präsident Donald Trump hatte damals den kosovarischen Ministerpräsidenten Avdullah Hoti und den serbischen Präsidenten Aleksandar Vucic im Weißen Haus empfangen. Auch Belgrad hatte seinerzeit angedeutet, die serbische Botschaft in Israel von Tel Aviv nach Jerusalem verlegen zu wollen, dann aber einen Rückzieher gemacht.
EU-BEITRITT Serbien verhandelt seit einigen Jahren über einen Beitritt zur Europäischen Union. Auch der Kosovo strebt eine engere Anbindung an Brüssel an. Aufgrund der Tatsache, dass fünf EU-Staaten seine Staatlichkeit nicht anerkennen, sind Beitrittsgespräche aber im Moment nicht möglich. Mehr noch: Der Sprecher des EU-Außenbeauftragten Josep Borrell verurteilte den Schritt Pristinas, seine Botschaft in Jerusalem anzusiedeln, Anfang Februar scharf.
»Damit setzt sich Kosovo von der Haltung der EU zu Jerusalem ab«, erklärte Peter Stano. »Ich darf daran erinnern, dass Kosovo die Einbindung in die EU als seine strategische Priorität definiert hat und deswegen von ihm erwartet wird, dass es diese Verpflichtung in seinem Handeln ernst nimmt«, so der Sprecher.
FREUDE Erfreut zeigte sich dagegen die israelische Seite. Jerusalems stellvertretende Bürgermeisterin Fleur Hassan-Nahoum sagte der Jüdischen Allgemeinen: »Wir sind begeistert, dass der Kosovo seine Botschaft in unserer Hauptstadt Jerusalem einrichtet.«
Das sei nicht nur bedeutsam, weil es sich um das erste europäische Land handele, das dies tue, sondern auch, weil »hier ein Land mit muslimischer Mehrheit verstanden hat, dass die jüdisch-muslimische Beziehung der Schlüssel zur Lösung des Konflikts in dieser Region ist, nicht seine Ursache«, so die Likud-Politikerin. mth