Als erster Regierungschef Israels hat Benjamin Netanjahu den Völkermord an den Armeniern vor 110 Jahren anerkannt. Der Interviewer Patrick Bet-David, ein amerikanischer Geschäftsmann, fragte ihn in seinem Podcast, warum gerade Israel »den türkischen Völkermord an den Armeniern, Assyrern und Griechen« bisher nicht anerkannt habe. Netanjahu antwortete daraufhin: »Habe ich soeben getan. Bitte sehr.«
Rund 1,5 Millionen Armenier starben 1915 und 1916 – im Ersten Weltkrieg – nach Forschungen von Historikern durch die systematischen Tötungen im Osmanischen Reich. Die Türkei als Rechtsnachfolgerin weist den Begriff Genozid, also die gezielte Auslöschung des armenischen Volkes mit systemischen Tötungsmethoden, zurück. Zugegeben werden Massaker an 300.000 bis 500.000 Menschen.
Die Türkei verurteilte die Erklärung. »Netanjahu, der wegen seiner Rolle beim Völkermord an der palästinensischen Bevölkerung angeklagt ist, versucht, die von ihm und seiner Regierung begangenen Verbrechen zu vertuschen«, hieß es in einer Erklärung des Außenministeriums in Ankara.
In Gaza geht Israel gegen die Hamas vor, um weitere Massaker zu verhindern und 50 Geiseln zu befreien. Zugleich sorgen die israelischen Streitkräfte für die Einfuhr von Hilfsgütern für die Zivilbevölkerung Gazas und schützt sie so gut es geht, indem sie sie vor Angriffen gegen den Terror warnt.
Verschlechterte Beziehungen
Israel hatte eine offizielle Anerkennung des Völkermord an den Armeniern durch die Osmanen bisher vermieden. Es gab verschiedene Vorstöße im Parlament, die aber nie in einer formellen Abstimmung endeten.
Als Grund für die Zurückhaltung galt Rücksichtnahme auf die Beziehungen mit der Türkei. Diese haben sich jedoch in den letzten Jahren immer weiter verschlechtert. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan warf Israel 2023 einen »Genozid« im Gazastreifen vor.
Der amerikanische Kongress hatte die Massaker an den Armeniern im Osmanischen Reich während des Ersten Weltkrieges 2019 als Völkermord anerkannt. Der Deutsche Bundestag hatte dies bereits 2016 getan – dies belastete damals die deutsch-türkischen Beziehungen schwer. dpa/ja