Kritik

Möglicher Yad-Vashem-Direktor wäre Ruck nach rechts

Blick in die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem Foto: imago/sepp spiegl

In der Debatte über die Besetzung des Direktorenpostens in der Jerusalemer Holocaustgedenkstätte Yad Vashem kommt scharfe Kritik auch von deutschen Rabbinern. Der Vorsitzende der Allgemeinen Rabbinerkonferenz Deutschland (ARK), Rabbiner Andreas Nachama, wandte sich am Mittwoch gegen einen »Ruck nach rechts«.

Yad Vashem bedeute »ein Zeichen und ein Name«. Als Historiker und Kind von Überlebenden sei er dankbar, dass es diese Gedenkstätte seit 1953 gibt, betonte Nachama. »Das biblische Buch Jesaja, in dem diese Worte erscheinen, ist universalistisch ausgelegt, und so passt es, dass die Gedenkstätte für die Opfer der Schoa Toleranz einfordert und gegen antidemokratische und menschenfeindliche Positionen einsteht.«

Expertise Die Nominierung des israelischen nationalreligiösen Hardliners Ephraim »Effi« Eitam als Vorsitzender von Yad Vashem widerspreche jedoch all dem, betonte Nachama. Eitam fehle »jegliche Expertise« in der fachlichen Auseinandersetzung mit den Themen Schoa und Erinnerungskultur. Er habe sich gegenüber arabisch-israelischen Staatsbürgern und Palästinensern vor allem als Rassist einen Namen gemacht, so der Rabbiner. »Mir ist das zuwider.«

Nachama betonte, er könne nicht für alle 30 ARK-Mitglieder sprechen, sei aber dadurch bestärkt, dass auch der Ehrenvorsitzende, Rabbiner Henry G. Brandt, Rabbiner Walter Homolka und Rabbinerin Elisa Klapheck seine Vorbehalte und Einwände teilten.

Yad Vashem sei ein Bezugspunkt für alle Angehörigen der Scho-Opfer und Überlebenden, betonte Nachama. »Es ist leider keine politisch unabhängige Einrichtung, hat aber auch keine Deutungshoheit für jüdisches Denken.« 75 Jahre nach der Schoa brauche es »vielleicht eine neue Programmatik, neue pädagogische Programme für die Diaspora und für nichtjüdische Jugendliche, jedoch sicherlich keinen Ruck nach rechts«.

Kritik Die geplante Ernennung des Generals Eitam zum Direktor von Yad Vashem sorgt seit längerem für breite Kritik von verschiedenen Seiten. Eitam gilt als rechtsnationaler Hardliner. Unter anderem forderte er in der Vergangenheit die Vertreibung von Palästinensern aus den besetzten Gebieten sowie den Ausschluss arabischer Israelis aus dem politischen System Israels.

Der gegenwärtige Direktor Avner Schalev (81) hatte im Sommer angekündigt, sein Amt nach 27 Jahren zum Jahresende niederzulegen. Berichten zufolge steht die Gedenkstätte finanziell unter Druck. Verantwortlich seien neben einem deutlichen Spendenrückgang ausstehende staatliche Gelder. kna

Warum Israel Syriens Militär fast vollständig zerstört hat

von Sara Lemel und Johannes Sadek  12.12.2024

Nahost

Netanjahu trifft US-Gesandten, Gespräch zur Lage in Syrien

Die überraschende Machtübernahme durch Rebellen sendet Schockwellen durch die ganze Region

 12.12.2024

Nach Eklat

Vatikan entfernt Jesus-Kind mit Keffiyeh

Nach tagelanger Kritik hat die katholische Kirche nun reagiert, auch wenn sie sich öffentlich nicht äußert

von Nils Kottmann  12.12.2024

Westjordanland

Kind stirbt nach Terrorangriff

Der Junge war Passagier in einem Bus. Drei weitere Personen sind verletzt

 12.12.2024 Aktualisiert

Nahost

Nach Umsturz in Syrien: Hoffnung auf Gaza-Deal

Die Hamas hat den Kernforderungen Israels in zwei Kernpunkten nachgegeben

von Lars Nicolaysen  12.12.2024

Leitartikel

Islamisten als Befreier?

Nach dem Sturz der blutigen Assad-Diktatur atmet die Welt auf. Was die Umwälzungen für den Nahen Osten bedeuten – und für Israels Sicherheit

von Peter R. Neumann  12.12.2024

Israelische Armee tötet zwei Beteiligte der Hamas-Massaker

 11.12.2024

Westjordanland

Schüsse auf Israelis am Josefsgrab in Nablus - drei Leichtverletzte

Die Männer wollten ohne Absprache mit den Behörden an der heiligen Stätte beten

 11.12.2024

Geiseln

»Sie haben mein Becken gebrochen, mein Bein verbrannt, meinen Kiefer ausgerenkt«

Präsident Herzog hält Notfalldiskussion ab, um auf die große Gefahr für die nach Gaza verschleppten Menschen hinzuweisen

von Sabine Brandes  11.12.2024