Nahost

Mit Fakes gegen Israel

Die 31-jährige Hidaya mit ihrem Sohn Mohammed al-Mutawaq Foto: picture alliance / NurPhoto

Ein kleines Mädchen mit Zöpfen liegt auf sandiger Erde und weint laut. Angeblich handelt es sich um ein Kind aus Gaza, das aufgrund der dortigen Situation verzweifelt ist. Hunderttausende Besucher sozialer Medien sehen das häufig geteilte Bild, in dessen Begleittexten Israel für das Leid der Kleinen verantwortlich gemacht wird.

Dann stellt sich heraus: Das Mädchen war in der Tat verzweifelt. Dies allerdings vor fünf Jahren im Iran, nachdem seine Mutter an Corona gestorben war. Mit Gaza hat das Kind nichts zu tun. Dennoch wird es von palästinensischen Terroristen und dessen Unterstützern für ihre Zwecke missbraucht.

Ein junger Mann filmt seine letzten Minuten per Video. Seine Wohnung wackelt angeblich aufgrund israelischer Luftangriffe auf Gaza. »Sie bringen uns um!«, schreit er in die Kamera. Allerdings ist dies unwahrscheinlich, denn das Video wurde in Dubai aufgenommen. Die Filmer schüttelten die Kamera und fügten Kriegs-Geräusche hinzu. Hunderttausende sahen diese eher billige Fälschung und glaubten offenbar ihren Inhalt – kurz nachdem die Hamas Israel im Oktober 2023 in einen neuen Krieg hineingezogen hatte.

Redaktionell erstellt

Seither hat sich die Künstliche Intelligenz (KI) rasant weiterentwickelt. Dies ist auch Israelfeinden nicht entgangen. Eine neue Propagandawelle lief letzte Woche an. Diese enthält redaktionell erstellte Falschmeldungen. Dazu gehört die Behauptung, Israel erlaube die Einfuhr von Hilfsgütern nicht mehr.

Eifrig wurde diese Lüge von vielen Medien aufgenommen, bis Israel damit aufräumte: Die IDF fuhren Journalisten zu einem Lagerplatz im Gazastreifen, auf dem Hunderte Lastwagenladungen an Hilfsgütern herumstanden. UN-Organisationen hatten sie nicht abgeholt und Israel gleichzeitig beschuldigt, nicht genug Hilfe zu verteilen. Als dies aufflog, beeilte sich die UN plötzlich, die Nahrung zu den Bewohnern Gazas zu bringen.

KI-Propaganda

Zwei Kinder liegen in einem Zelt in Gaza auf dem Boden, der aus Matsch und Regenwasser besteht. Während sie schlafen, liegen ihre Füße in einer großen Pfütze, ihre Gesichter sind bleich. Selbst ihr Kissen besteht aus nassem Matsch. Das Problem: Die KI hat Schwierigkeiten, Füße realistisch darzustellen und die Muster auf dem Stoff verschiedener Kleidungsstücke zu trennen. Es handelt sich um Fake-Bilder, die nur auf den ersten Blick echt aussehen.

Zuletzt erregte wieder ein entfremdetes Foto Aufmerksamkeit in der ganzen Welt. Es zeigt Osama Al-Rakab. Der kleine Junge leidet unter Mukoviszidose. Durch die Krankheit ist sein Körper abgemagert. Er sieht aus, als stünde er kurz vor dem Verhungern. Sein Foto verbreitete sich in Windeseile in den sozialen Medien. Die Israelis wurden darin für seinen angeblich durch eine Hungersnot in Gaza verursachten Zustand verantwortlich gemacht. Osama Al-Rakab wird laut »Libero Quotidiano« aber in Italien behandelt.

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Kein Einzelfall

Auch diese Art Fälschung ist kein Einzelfall, wenn es um Versuche geht, Israel zu diskreditieren. Die NGO Honest Reporting, deren Zweck es ist, zu ergründen, wie internationale Medien mit dem einzigen jüdischen Staat umgehen, deckte einen Fall auf, der ähnlich gestrickt ist wie der des kleinen Osama: CNN, NBC und die BBC gehören zu den vielen Medien, die Bilder des kleinen Muhammad Zakariya Ayyoub al-Matouq zeigten. Auch er sieht schrecklich aus. Seine Wirbelsäule und andere Knochen treten hervor.

Einige Medien interviewten laut Honest Reporting gar den Fotografen einer Bilderserie des Jungen, Ahmed Jihad Ibrahim al-Arini, der angab, seine Aufnahmen zeigten, wie schlimm der Hunger in Gaza sei. Die NGO machte derweil ihre Hausaufgaben, als den Mitarbeitern merkwürdige Aspekte auffielen. Zum Beispiel steht Muhammads Bruder im Hintergrund eines der Bilder. Er sieht gut ernährt aus. Nun ist die Wahrheit bekannt: Das Kind leidet an einer schlimmen Muskelschwächekrankheit, die seine Knochen hervortreten lässt.

Honest Reporting erhebt schwere Vorwürfe gegen Medien in Europa und Amerika: »Immer wieder veröffentlichten sie unbestätigte Bilder und unüberprüfte Behauptungen. Ohne sorgfältige Prüfung. Ohne Fragen zu stellen. Denn diese Geschichten passen zu dem Narrativ, das sie erzählen wollen – dass Israel einen Krieg gegen eine hilflose Zivilbevölkerung führt.« Der jüngste Fall sei Teil eines Musters, sagt die NGO.

Wenig gelernt

Krankenwagenfahrer, die bei Kindern Herzmassagen durchführen, während sie mit hoher Geschwindigkeit ihre Fahrzeuge lenken, gehören zu den dreistesten Fake-Kreationen. Noch gefährlicher sind aber Autoren wie diejenigen, die es schafften, die Verteilung humanitärer Hilfe durch die Gaza Humanitarian Foundation (GHF) als Völkerrechtsverstoß umzudeuten und Medien dazu zu bringen, diesen Verschwörungsmythos aufzugreifen.

Schon zu Beginn des Krieges rissen sich viele Fernsehsender und Zeitungen um Berichte über einen angeblichen israelischen Angriff auf das Al-Ahli-Arab-Krankenhaus, bei dem demnach 500 Menschen umkamen. Was sich dann herausstellte: Eine fehlgeleitete Rakete des Islamischen Dschihad hatte eine Explosion auf dem Parkplatz der Klinik verursacht.

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