Israel

Ministerausschuss will Generalstaatsanwältin entlassen

Generalstaatsanwältin Gali Baharav Miara Foto: Copyright (c) Flash 90 2025

In Israel spitzt sich der Konflikt um Generalstaatsanwältin Gali Baharav-Miara zu: Ein eigens eingesetzter Ministerausschuss hat am Sonntag einstimmig empfohlen, sie aus dem Amt zu entlassen. Die Entscheidung soll in der nächsten Kabinettssitzung am 27. Juli zur Abstimmung gestellt werden.

Wie unter anderem die Armeerundfunkstation Galei Tzahal berichtete, steht der Punkt bereits auf der Tagesordnung. Eine offizielle Bestätigung durch das Büro des Kabinettsekretärs blieb zunächst aus.

Baharav-Miara reagierte umgehend: Am Sonntagmorgen wandte sie sich mit einem Eilantrag an das Oberste Gericht und forderte, das Entlassungsverfahren auszusetzen. Selbst wenn ein entsprechender Beschluss vorerst nicht umgesetzt werde, sei der laufende Prozess rechtswidrig und untergrabe das Vertrauen in den Rechtsstaat, so die Juristin.

Hüterin der Rechtsordnung

Die Position der Generalstaatsanwältin gilt in Israel als eine der wichtigsten Instanzen zur Sicherung rechtsstaatlicher Prinzipien. Sie entscheidet unter anderem, ob Maßnahmen der Regierung mit geltendem Recht vereinbar sind, und leitet die Staatsanwaltschaft.

Besonders umstritten ist der Versuch der Regierung, Baharav-Miara mit einem eigens geänderten Verfahren abzusetzen – nachdem ein erster Versuch auf Grundlage eines Kabinettsbeschlusses von 2000 gescheitert war.

Im März hatte die Regierung zunächst versucht, eine Fachkommission zur Bewertung ihrer Amtsführung einzuberufen – dieselbe, die sie 2022 in ihr Amt brachte. Als das Vorhaben im Juni scheiterte, wurde ein neuer Ministerausschuss ins Leben gerufen.

Ausschuss mit rechten Hardlinern

Der fünfköpfige Ausschuss, der nun die Entlassung empfiehlt, wird vom Minister für Diasporaangelegenheiten, Amichai Chikli, geleitet. Ihm gehören außerdem Finanzminister Bezalel Smotrich, Sicherheitsminister Itamar Ben Gvir, Wissenschaftsministerin Gila Gamliel und Religionsminister Michael Malkieli an – allesamt Mitglieder des rechts-religiösen Regierungslagers.

Lesen Sie auch

Die Generalstaatsanwältin war zu zwei Anhörungen eingeladen worden, verweigerte jedoch die Teilnahme mit Verweis auf die Rechtswidrigkeit des Verfahrens.

Der Ausschuss wirft Baharav-Miara unter anderem vor, politische Entscheidungen der Regierung systematisch blockiert, Gesetzentwürfe aus verfassungsrechtlichen Gründen verhindert, sowie mehrfach die rechtliche Vertretung der Regierung in Verfahren verweigert zu haben.

Aussetzung abgelehnt

Baharav-Miara kontert, sie habe lediglich darauf hingewiesen, wenn Regierungsentscheidungen gegen geltendes Recht verstoßen hätten – was das Oberste Gericht in der Mehrzahl der Fälle bestätigt habe.

Bereits am Freitag hatte der zuständige Richter am Obersten Gerichtshof, Noam Sohlberg, eine vorläufige Aussetzung des Entlassungsverfahrens abgelehnt. Gleichzeitig machte er deutlich, dass eine mögliche Entlassung nicht sofort in Kraft treten würde, damit das Gericht noch entscheiden könne.

Am Sonntagmorgen bekräftigte Baharav-Miara ihre Forderung nach einem sofortigen Stopp. Die Regierung betreibe seit fünf Wochen ein »offensichtlich rechtswidriges Verfahren«, das dem Justizwesen Schaden zufüge.

Rechtswidriger Vorgang

Selbst wenn das Gericht die Entlassung später für ungültig erkläre, sei allein das öffentliche Vorantreiben des Prozesses ein Problem – es legitimiere einen rechtswidrigen Vorgang im Nachhinein.

Die Chancen, dass das Oberste Gericht den Vorgang tatsächlich stoppt, gelten allerdings als gering. Richter Sohlberg hatte zuletzt klargestellt, dass das Gericht frühestens dann eingreifen werde, wenn die Regierung eine formale Entscheidung getroffen habe – nicht vorher. ja

Meinung

Wenn Wutausbrüche Diplomatie ersetzen

So verständlich der Frust ist, tut sich Israels Regierung mit ihrer aggressiven Kritik an westlichen Regierungen und ihren Einreiseverboten für europäische Politiker keinen Gefallen

von Michael Thaidigsmann  08.09.2025

Washington D.C.

Trump: »Letzte Warnung« an Hamas

»Die Israelis haben meine Bedingungen akzeptiert. Jetzt ist es an der Hamas, dasselbe zu tun«, schreibt der US-Präsident

 08.09.2025

Nahost

Israel und Dänemark prüfen Evakuierung von Gaza-Patienten

Außenminister Lars Løkke Rasmussen trifft seinen Amtskollegen Gideon Sa’ar in Jerusalem

 08.09.2025

Gaza-Stadt

Israel zerstört weiteres von Hamas genutztes Hochhaus

Vor dem Angriff wurden die Bewohner der Armee zufolge mehrfach zur Flucht aufgefordert

 08.09.2025

Terror

Schüsse am Jerusalemer Stadteingang: Mehrere Tote

Zwei Terroristen sollen einen Bus bestiegen und dann das Feuer eröffnet haben

 08.09.2025 Aktualisiert

Israel

Huthi-Drohne trifft Ramon-Flughafen

Nach einem Raketenangriff aus Gaza am Morgen heulten auch am Nachmittag im Süden des Landes die Sirenen. Diesmal waren es Huthi-Drohnen

 07.09.2025

Vermisst

Er war erst 19

Itay Chen wurde entführt, als er Kibbuzim schützte

von Sabine Brandes  07.09.2025

Israel

Massenprotest in Jerusalem und blanke Angst um die Geiseln

Israels Armee bereitet die Einnahme von Gaza-Stadt vor. Geisel-Angehörige fürchten das Schlimmste. Am Samstagabend kamen Tausende Israelis zu Protesten zusammen

 07.09.2025

Essay

Das Gerücht über Israel

Die Geschichte des Antisemitismus ist eine Geschichte der Lüge. Was früher dem Juden als Individuum unterstellt wurde, wird nun Israel als Nation vorgeworfen

von Daniel Neumann  06.09.2025 Aktualisiert