Kurzmeldungen

Mail aus Jerus@lem

Radler mit Beifahrer in Tel Aviv Foto: Flash 90

KLAGE
Wem gehört die Westmauer? Um diese Frage geht es in einem in den Niederlanden anhängigen Gerichtsverfahren. Dabei müssen die Richter entscheiden, ob niederländische Reiseveranstalter mit der »Kotel Ma’arawi« für Israelreisen werben dürfen. Gegner der Mauer-Werbung fordern ein Verbot, und zwar mit der Begründung, die heilige Stätte liege außerhalb des international anerkannten Territoriums des Staates Israel und sei dem künftig zu gründenden Staat Palästina zuzuschlagen. Demgegenüber verficht das von einem niederländischen Anwalt vertretene israelische Fremdenverkehrsministerium die These, Israel sein der tatsächliche Souverän in der Jerusalemer Altstadt – von der historischen und religiösen Bindung ganz abgesehen. Ein Werbeverbot, meinen Beobachter, wäre nicht nur für Israel höchst peinlich, sondern drohte auch Nachahmung in anderen Ländern zu finden.

Kost
Ein Ausdauersportler und ein Ringer haben nicht die gleiche Diät. Warum dann, fragte sich das Sanitätskorps der israelischen Armee, sollten alle Soldaten – wie bisher – das Gleiche essen? Gesagt, getan: Dieser Tage tritt bei den israelischen Streitkräften ein nach Truppenteilen und Einsatzplänen differenzierter Ernährungsplan in Kraft. So etwa bekommen Soldaten vor dem Einsatz in Hochlagen Spaghetti und Kartoffeln, während Taucher Energiesnacks und Piloten einen halben Teelöffel Salz zusätzlich zu ihrer Mahlzeit erhalten – letzteres soll das Wohlbefinden im Cockpit steigern. Nach erschöpfendem Einsatz dient beispielsweise ein Hähnchengericht mit Reis der Muskelregeneration.

Kompromiss
Vor drei Jahren wollte die Universität Tel Aviv ein Studentenwohnheim errichten. Allerdings wurde gegen die Pläne Widerspruch eingelegt, und zwar nicht etwa von Nachbarn, die keine Wohntürme vor ihrer Haustür sehen wollten, sondern von den Sicherheitsbehörden. Diese beanstandeten, die Fenster der geplanten Wohnungen ermöglichten den Einblick in eine streng geheime Sicherheitsanlage. Jetzt wurde der Streit mit einem Kompromiss beigelegt. Teils werden die Fenster in eine andere Richtung als ursprünglich geplant weisen, teils werden sie mit undurchsichtigem Milchglas ausgestattet und lassen sich auch nicht öffnen. Um welche Geheimanlage es sich handelt, blieb aus Gründen der Geheimhaltung, versteht sich, geheim.

Kraftakt
Muskel- statt Motorkraft. Tel Aviv ist nicht nur die erste hebräische Stadt der Moderne, sondern wird ab April auch die erste israelische Stadt mit einem Netz von Mietfahrrädern sein. Kunden, die über eine Tages-, Wochen- oder Jahreskarte verfügen, erhalten die Möglichkeit, an jeder der 75 Leihstationen einen der 750 verfügbaren Drahtesel zu besteigen und ihn an einer Station in Zielortsnähe wieder abzugeben. Bei einer Nutzung von bis zu 30 Minuten ist keine weitere Gebühr zu entrichten, danach wird es teurer. Bis Jahresende wird das Netz auf 150 Stationen mit 1.500 Fahrrädern ausgebaut. Im Verlustfall – Diebstahl inklusive – haftet der Benutzer jedoch mit umgerechnet 900 Euro.

Kinder
Das Recht der Eltern, den Vornamen ihrer Kinder zu wählen, soll zum Wohle der Kleinen eingeschränkt werden. Das sieht ein vom Knessetabgeordneten Sewulun Orlew eingebrachter Gesetzentwurf vor. Nach Orlews Meinung muss der Staat Kinder vor Namen schützen, die sie ihr Leben lang in Verlegenheit bringen würden. Als Beispiele, die zu seiner Kenntnis gebracht wurden, nannte er Adolf – unter europäischen Juden einst populär, heute aber aus verständlichen Gründen verpönt –, Chamor (auf Hebräisch »Esel«) und Srubawel (ein ehrenvoller biblischer Name, der heute aber vor allem Kichern auslöst). Orlews Entwurf sieht vor, dass sich Eltern auf Verlangen des Innenministeriums von Fachleuten wie Psychologen und Sozialarbeitern beraten lassen müssten. Allerdings hätte der Staat nur in Extremfällen, in denen dem Kind ein schwerer seelischer oder sozialer Schaden droht, das Recht, den beanstandeten Namen auch wirklich zu verbieten.

Kanada
Wenn Israelis eine blühende Landwirtschaft in einem Land ohne Wasser aufbauen konnten, müsste es doch auch möglich sein, dass israelische Eishockeyspieler in einem Land ohne Eis zur Bestleistung auflaufen. Und genauso ist es auch gekommen: Bei einem internationalen Turnier für Elf- bis Dreizehnjährige in Kanada, an dem 91 Mannschaften teilnahmen, erkämpften die israelischen Kids den ersten Rang. Dabei sind die Spieler, die aus Bat Yam und Rishon Lezion bei Tel Aviv kommen, kaum mit richtigem Eis vertraut. Weil Israels einzige Eishockeyhalle im 160 Kilometer entfernten Metula steht, trainieren die Kleinen zumeist mit Rollschuhen auf Asphalt. Aber: Wer nicht an Wunder glaubt, sagte doch schon David Ben-Gurion, ist kein Realist.

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