Covid-19

Litzman gegen Lockdown

Haus- und Bauminister Yaakov Litzman Foto: Flash90

Der ehemalige Gesundheitsminister Yaakov Litzman, der in der aktuellen israelischen Regierung das Wohnungs- und Bauressort leitet, will beim Thema Pandemie noch immer mitreden.

Er verurteilte die Entscheidung des Corona-Kabinetts, einen Lockdown über 30 »rote Gemeinden« in Israel zu verhängen, in denen die Infektionsrate überdurchschnittlich hoch ist. Die Bevölkerung ist in den entsprechenden Gegenden vornehmlich ultraorthodox oder arabisch.

KALKÜL Litzman, Vorsitzender der ultraorthodoxen Partei Vereintes Tora-Judentum, sieht rein politisches Kalkül in der Maßnahme: »Dieser Schritt ist ein Teil des ausgetüftelten Plans von einigen Elementen, um einen Lockdown während der Feiertage über uns zu bringen und die Synagogen an Rosch Haschana, Jom Kippur und Sukkot zu schließen. Was wir in keinem Fall erlauben werden.«

Der Coronavirus-Beauftragte der Regierung, Gesundheitsexperte Ronni Gamzu, wird von Litzman und anderen charedischen Politikern sogar aufgefordert, von seinem Amt zurückzutreten. Gamzu hatte vor einigen Tagen einen neuen Plan vorgestellt, um die weitere Ausbreitung des Virus zu verhindern, der von der Regierung angenommen wurde. Die Infektionszahlen lagen rund sechs Wochen bei 1800 bis 2000, waren jedoch vor einigen Tagen auf 3000 sprunghaft angestiegen.

QUARANTÄNE Gamzu sprach sich gegen die Forderung von Ultraorthodoxen aus, trotz steigender Infektionszahlen am jüdischen Neujahr an das Grab des Rabbi Nachman in Uman in der Ukraine zu pilgern und kritisierte offen den prominenten Rabbiner Chaim Kanievsky für dessen Aufruf an Jeschiwa-Studenten, sich nicht auf Corona testen zu lassen. Eine mögliche Quarantäne würde das Tora-Studium gefährden, führte der Rabbiner aus.

»Heute treffen wir die Entscheidung, in Übereinstimmung mit den Behörden, um diese Steigerung zu blockieren.«

Premier Benjamin Netanjahu

Regierungschef Benjamin Netanjahu stellte sich hinter den Corona-Beauftragten Gamzu und lobte dessen Arbeit ausdrücklich. »In den vergangenen Tagen haben wir einen dramatischen Anstieg der Infektionen gesehen«, erklärte Netanjahu in einer Videobotschaft an die Israelis. »Heute treffen wir die Entscheidung, in Übereinstimmung mit den Behörden, um diesen Anstieg zu stoppen.«

GEMEINDEN Die Restriktionen in den entsprechenden Gemeinden – unter anderem gehören dazu die vorwiegend charedische Stadt Bnei Brak, Tiberias und Nazareth – sollen erst am Montag beginnen, damit sich die Menschen und Behörden darauf vorbereiten können.

Dann dürfen sich Bewohner aus einem Umkreis von 500 Metern nicht entfernen. Niemand wird in die abgeriegelten Gegenden hineingelassen und niemand darf sie verlassen. Bis auf lebensnotwendige Geschäfte müssen alle Läden schließen, der öffentliche Nahverkehr wird eingestellt, der Schulunterricht findet nicht statt.

WELT Währenddessen berichteten die israelischen Fernsehkanäle zwölf und 13, dass Israel derzeit die höchste Infektionsrate pro Kopf weltweit habe. Die Statistiken basieren auf Angaben der Johns Hopkins Universität. Mit einem Durchschnitt von 199,3 neuen Fällen pro einer Million Einwohner steht Israel noch vor Brasilien, Spanien und den USA.

Während ein »nationaler Lockdown am jüdischen Neujahr Rosch Haschana« ebenfalls am Donnerstag auf der Tagesordnung des Corona-Kabinetts stand, vertagten die Politiker das Thema. Eine Entscheidung hierzu wird nun erst in einigen Tagen erwartet. Rosch Haschana beginnt am Abend des 18. Septembers.

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