Psychologische Kriegsführung

Lebenszeichen von drei jungen Israelinnen

Foto: Screenshot

Die drei jungen Israelinnen sind offenbar am Leben. Ein neues Propagandavideo der Hamas zeigt die Geiseln Doron Steinbrecher (30) sowie die beiden 19-jährigen Soldatinnen Daniella Gilboa und Karina Ariev in Gaza. Das Video beginnt mit der Überschrift »Die Zeit wird knapp« und weist darauf hin, dass die Frauen seit 107 Tagen festgehalten werden (offenbar zum Zeitpunkt der Aufnahme).

Das fünfminütige Video zeigt in zusammengeschnittenen Clips die drei Frauen, die auf den ersten Blick physisch unversehrt scheinen. Sie identifizieren sich mit ihren Namen und fordern die israelische Regierung auf, sie nach Hause zurückzubringen. Sie sprechen auch darüber, wie sehr sie ihre Familien vermissen. Die Terrororganisation gab an, das Video sei Anfang der vergangenen Woche gefilmt worden, lieferte jedoch keine Beweise für die Behauptung.

Erstes Lebenszeichen von Doron Steinbrecher

Während die jungen Soldatinnen bereits in Bildern aus Gaza nach ihrer Entführung aufgetaucht waren, ist es nach über dreieinhalb Monaten das erste Lebenszeichen von der 30-jährigen Steinbrecher, eine Tierarzthelferin aus dem Kibbutz Kfar Aza. Ihre Mutter äußerte sich nach der Veröffentlichung erleichtert und gleichzeitig zutiefst besorgt: »Es ist ermutigend, dass wir sie endlich gesehen haben«, so Simona Steinbrecher in israelischen Medien. Zuvor hätte es nur eine Sprachnachricht ihrer Tochter gegeben, dass sie als Geisel mit nach Gaza genommen wurde. »Das war’s. Sie haben mich«, sprach sie damals auf ihr Handy, als die Terroristen in ihre Wohnung drängten und sie mit sich rissen.

Die Mutter hat große Angst um ihre Tochter. »Schauen Sie sich ihr Gesicht an, ihre eingefallenen Augen, sie sieht blass aus.« Zum Teil liege es daran, dass sie Medikamente nehmen müsste, die sie seit 114 Tagen nicht mehr bekommen hat, erklärt sie. »Zusätzlich zu den harten Bedingungen, unter denen sie leidet. Hunger und Durst - was alle Geiseln dort erleben.«

»Ich stelle eine Forderung, eine Bitte, ein Flehen an den Premierminister und das Kabinett: Tun Sie alles, was möglich ist, um eine Einigung zu erzielen, die zur Befreiung von Doron und allen anderen Geiseln führt.«

»Wir müssen sie schnell rausholen, bevor sie in Gaza Hamas-Kinder zur Welt bringen.«

Simona steinbrecher, mutter von doron

Sie hat eine eindringliche Warnung für die Regierung: »Unsere Familienangehörigen in Gaza befinden sich in einer schrecklichen Situation, sie leben einen Alptraum, werden misshandelt, sowohl Männer als auch Frauen. Frauen, die vielleicht schwanger sind. Wir müssen sie schnell rausholen, bevor sie in Gaza Hamas-Kinder zur Welt bringen. Das fordere ich jetzt!« Es werde »weder Sieg noch Trost geben«, wenn die Geiseln nicht lebend zurückkämen.

Die Regierung in Jerusalem ist in den vergangenen Wochen zunehmendem Druck ausgesetzt, eine Einigung für die Geiseln zu erzielen. Angehörige veranstalteten Kundgebungen, blockierten Straßen und versuchten, die Einfuhr von Hilfsgütern in den Gazastreifen zu blockieren. Eine Gruppe von Familien veröffentlichte zudem eine Petition, die zu Neuwahlen auffordert.

Treffen in Europa soll entscheidend sein

Der »Fernsehkanal 12« zitierte am Donnerstagabend einen hochrangigen israelischen Beamten, der ein bevorstehendes Treffen in Europa als »entscheidend« für das Ziel bezeichnete, Druck auf die Hamas auszuüben und die Lücken zu schließen, die eine Einigung zur Freilassung aller Geiseln verhindern. Angeblich weigere sich Israel, einem dauerhaften Waffenstillstand zuzustimmen, was die Hamas fordere.

In dem Bericht hieß es, dass zu den Bedingungen der Hamas eine Feuerpause von zehn Tagen bis zwei Wochen gehöre, bevor sie mit der Freilassung von Geiseln beginnen wolle. Dann sollen 100 palästinensische Sicherheitsgefangene für jede zivile Geisel in der ersten Phase freigelassen werden und weitere Hunderte von Sicherheitshäftlingen in den folgenden Schritten des Abkommens.

Am Sonntag reisten die Direktoren des israelischen sowie US-Geheimdienstes Mossad und CIA, David Barnea und William Burns, nach Paris, um den Premierminister von Katar in Europa treffen und Näheres zu einem vorübergehenden Waffenstillstand im Gazastreifen und der Freilassung von Geiseln zu besprechen.

Jerusalem

Bischof Azar bedauert Irritation durch »Völkermord«-Äußerung

Weil er in einem Gottesdienst in Jerusalem von »Völkermord« an den Palästinensern sprach, hat der palästinensische Bischof Azar für Empörung gesorgt. Nun bedauert er, dass seine Worte Irritation ausgelöst haben

von Christine Süß-Demuth  07.11.2025

Diplomatie

Kasachstan will sich den Abraham-Abkommen anschließen

US-Präsident Donald Trump kündigte den Schritt wenige Tage vor dem Besuch des saudischen Kronprinzen im Weißen Haus. Auch Saudi-Arabien solle seine Beziehungen zu Israel normalisieren, so die Hoffnung des US-Präsidenten

 07.11.2025

Israel

Spion auf vier Rädern

Israels Armee mustert ihre Dienstfahrzeuge »Made in China« aus. Der Grund: Sie könnten ein Risiko für die nationale Sicherheit sein

von Ralf Balke  07.11.2025

Ko Pha Ngan

Thailand: Israelisches Paar hat in der Öffentlichkeit Sex - und wird verhaftet

Die Hintergründe

von Sabine Brandes  06.11.2025

Kommentar

Wo Israel antritt, rollt der Ball ins moralische Abseits

Israelische Spieler und Fußballfans werden schon lange dafür diskriminiert, dass sie von anderen gehasst werden.

von Louis Lewitan  06.11.2025

Kommentar

Warum Zürichs Entscheid gegen die Aufnahme von Kindern aus Gaza richtig ist

Der Beschluss ist nicht Ausdruck mangelnder Menschlichkeit, sondern das Ergebnis einer wohl überlegten Abwägung zwischen Sicherheit, Wirksamkeit und Verantwortung

von Nicole Dreyfus  06.11.2025

Geiselhaft

»Sie benutzten mich wie einen Boxsack«

Die befreite Wissenschaftlerin Elisabeth Tsurkov berichtet über »systematische Folter und sexuelle Gewalt« durch die Entführer im Irak

von Sabine Brandes  06.11.2025

Gaza

Ex-Geisel Rom Braslavski: »Ich wurde sexuell missbraucht«

Es ist das erste Mal, dass ein aus der Gewalt der Terroristen freigekommener Mann über sexuelle Gewalt berichtet

von Sabine Brandes  06.11.2025

Ehrung

»Wir Nichtjuden sind in der Pflicht«

Am Mittwochabend wurde Karoline Preisler mit dem Paul-Spiegel-Preis des Zentralrats der Juden in Deutschland ausgezeichnet. Wir dokumentieren ihre Dankesrede

 06.11.2025 Aktualisiert