Israel

Kurz gemeldet

Gegen Massenentlassungen: Sozial- und Arbeitsminister Haim Katz (l.) mit Demonstranten am Sonntag vor den Toren von Teva Foto: Flash 90

Kontakt
Österreich hat eine neue Regierung. Sebastian Kurz ist neuer Bundeskanzler, Vizekanzler ist Heinz-Christian Strache von der rechtspopulistischen FPÖ, ein Mann mit eindeutig antisemitischer Vergangenheit. Das Büro des Regierungschefs Benjamin Netanjahu veröffentlichte eine kurze Erklärung dazu: »Der Premier- und Außenminister Netanjahu hat Kontakt und wird auch in Zukunft Kontakt zum gewählten Kanzler von Österreich halten. Er hat zudem den Generaldirektor im Außenministerium angewiesen, eine professionelle Haltung auszuarbeiten, wie sich Israel dieser neuen Regierung gegenüber verhalten soll.« Zwischenzeitlich werde man »Arbeitsbeziehungen mit Beamten in den Ministerien der FPÖ unterhalten«. Im Klartext heißt das, dass man lediglich mit Offiziellen niederen Ranges kommunizieren werde. Weiterhin heißt es in der Erklärung, dass Israel das Gedenken an den Holocaust und den Kampf gegen Antisemitismus in den Vordergrund stelle.

Raketen

Auch in der Nacht zum Montag landeten wieder Hamas-Raketen auf israelischem Gebiet. Eine von ihnen schlug im Garten eines Hauses der Eschkol-Region an der Grenze zum Palästinensergebiet ein, eine zweite auf offenem Feld. Eine dritte, die abgefeuert wurde, schaffte es nicht bis über die Grenze. Der Vorsitzende der Lokalverwaltung Sderot, Tamir Idan, sagte dazu: »Es war eine weitere Nacht, in der der Alarm losging. Glücklicherweise gab es keine Verletzten.« Die Armee flog im Anschluss nach eigenen Angaben Vergeltungsangriffe gegen Hamas-Stellungen im Norden.

Zustimmung
Premierminister Benjamin Netanjahu hat seine Zustimmung für eine Zusammenarbeit mit der Europäischen Union erteilt, bei der Vorbedingung ist, dass die jüdischen Siedlungen auf Palästinensergebiet ausgeschossen sind. Die Vereinbarung mit dem Namen »Grenzübergreifende Mittelmeer-Kooperation« (ENI CBC Med) vergibt Dutzende von Millionen Euro für Unternehmen, die die Zusammenarbeit zwischen Mittelmeeranrainern unterstützen, die nicht EU-Mitglieder sind. Dazu gehören neben Israel auch der Libanon, die Türkei, Ägypten, Jordanien und die Palästinensergebiete. Die Hardliner Zipi Hotovely (Likud) und Ayelet Shaked (Jüdisches Haus) haben bereits unterzeichnet. Sollte sich kein Minister dagegen aussprechen, gilt die Vereinbarung automatisch als angenommen. Damit hätte die Regierung in Jerusalem dann de facto dem Boykott von Siedlungen zugestimmt – wogegen sie sich sonst vehement ausspricht.

Jobs
Dramatische Ankündigungen bei Teva. Der israelische Pharmazie-Riese wird ein Viertel seiner Belegschaft feuern – 14.000 Menschen. Die Entlassungen sollen innerhalb der nächsten zwei Jahre geschehen. In Israel werden zwei Werke, in Jerusalem und Kiriat Schmona, geschlossen und ein weiteres verkauft. 1750 Angestellte sollen dabei ihren Job verlieren. Viele demonstrierten vor den Toren von Teva gegen die Massenentlassungen. In den vergangenen zwei Jahren hatte das Unternehmen zunehmend rote Zahlen geschrieben. Der neue Geschäftsführer Kare Schultz wurde vor sechs Wochen eingestellt, um das Ruder herumzureißen. In Solidarität mit den Teva-Arbeitern beschloss die Gewerkschaft Histadrut einen Generalstreik. Am Sonntag arbeiteten bis zum Mittag weder Banken noch öffentliche Behörden, sogar der Flughafen hatte seinen Betrieb eingestellt.

Proteste
Zwei Tage, nachdem Premier Benjamin Netanjahu zum siebten Mal wegen des Verdachts der Korruption verhört worden war, fand der dritte »Marsch der Schande« im Zentrum von Tel Aviv statt. Über die sozialen Netzwerke hatten die Organisatoren, vornehmlich Anti-Korruptionsaktivisten, zum Mitmachen aufgerufen. »Runter vom Sofa – rauf auf die Straße« war das Motto. Wieder protestierten Tausende Israelis gegen die Korruption in der Regierung, vor allem gegen Regierungschef Benjamin Netanjahu. Viele skandierten: »Netanjahu ab in den Knast!«. Am selben Tag waren auch inhaltliche Details der Aussage des australischen Geschäftsmannes und Milliardärs James Packer zur Korruptions-Affäre um den israelischen Premier bekannt geworden. Nach Angaben in israelischen Medien habe er zugegeben, die Netanjahu Familie mit Geschenken versorgt zu haben – und zwar auf Wunsch von Benjamin Netanjahu und Ehefrau Sara. »Ich bewundere den Ministerpräsidenten«, habe der Australier bei der Befragung erklärt, »und ich bin glücklich, dass ich sein Freund sein darf. Es hat mich gefreut, dass ich ihm Geschenke geben konnte – ja, oft auf Wunsch von ihm und seiner Frau Sara.« Netanjahus Kommentar: »Aus nichts wird nichts herauskommen.«

Diplomatie

Israel berät sich mit Griechenland und Zypern

Israel, Griechenland und Zypern wollen noch enger kooperieren – von Verteidigung bis Energie. Grund dafür ist auch die israelfeindliche Haltung der Türkei

 22.12.2025

Jerusalem

Israel will Armeesender schließen - Protest der Opposition

Ist die angestrebte Schließung nur der Anfang? Vor der Wahl im kommenden Jahr sieht der Oppositionschef die Meinungsfreiheit in Gefahr

 22.12.2025

7. Oktober

Netanjahu soll Untersuchungskommission auswählen

Scharfe Kritik am neuen Gesetzesvorschlag zu den israelischen Versäumnissen vor dem verheerenden Hamas-Massaker

von Sabine Brandes  22.12.2025

Internet

Völkermord-Vorwurf in Wikipedia-Eintrag zu Israel als Fakt dargestellt

In der Enzyklopädie heißt es ausdrücklich, Israel begehe einen Genozid an den Palästinensern. Die deutsche Version ist ebenfalls parteiisch

 22.12.2025

Gedenken

Die letzte Kerze für die letzte Geisel

»Wo ist unser Rani«, rufen die Angehörigen von Ran Gvili verzweifelt und fordern die Rückführung seiner Leiche

von Sabine Brandes  22.12.2025

Medienbericht

Israel soll die USA vor erneuten Angriffen des Iran gewarnt haben

Die Wahrscheinlichkeit dafür soll unter 50 Prozent liegen. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu will derweil Präsident Donald Trump militärische Handlungsoptionen präsentieren

 22.12.2025

Tel Aviv

Lindsey Graham fordert Erhöhung des Drucks auf die Hamas

Der Senator sagt, die Regierungen in Washington und Jerusalem müssten der palästinensischen Terrororganisation ein Ultimatum setzen und damit drohen, »Israel auf sie loszulassen«, falls es keine Bewegung gebe

 22.12.2025

Tel Aviv

6. Oktober 2023: Armee ignorierte Geheimdienst-Infos über bevorstehenden Terrorangriff

Am Vorabend des Hamas-Massakers vom 7. Oktober haben die IDF laut KAN einen Warnhinweis erhalten, diesen jedoch nicht als akute Bedrohung eingestuft

 22.12.2025

Gaza

Das Problem mit der Entwaffnung

Die Hamas weigert sich strikt, die Waffen niederzulegen. Was Zustimmung in der palästinensischen Bevölkerung findet und den Friedensplan stocken lässt

 21.12.2025 Aktualisiert