Bei einem Besuch des bayerischen Antisemitismusbeauftragten Ludwig Spaenle im Tel Aviver Büro der ARD Ende Oktober soll es zu einem Eklat gekommen sein. Wie die »Welt« unter Berufung auf Teilnehmer der Runde berichtet, soll Sophie von der Tann, Israel-Korrespondentin des öffentlich-rechtlichen Senders, in dem Gespräch gesagt haben, dass die Hamas-Massaker vom 7. Oktober 2023 eine »Vorgeschichte« gehabt hätten.
Auf Nachfrage, was von der Tann damit meine, soll die Journalistin geantwortet haben, dass man bis zum Zerfall des Osmanischen Reiches zurückgehen müsste, um diese Frage zu beantworten.
Teilnehmer werteten die Aussage der Journalisten als Verharmlosung der Massaker, bei denen rund 1200 Menschen von Terroristen der Hamas und des Islamischen Dschihad getötet und 253 weitere in den Gazastreifen als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt wurden.
Die ARD teilte auf Anfrage von »Welt« mit: »Die Korrespondenten des ARD-Studios stehen auf Anfrage regelmäßig für einen persönlichen Austausch mit verschiedenen Funktionsträgern zur Verfügung. Wir werden daraus nicht zitieren.«
Der »Welt« zufolge ging es bei dem Gespräch zwischen Ludwig Spaenle - selbst ehemaliger Journalist des Bayerischen Rundfunks - und den ARD-Vertretern, darunter auch Studioleiter Julio Segador, um Vorwürfe der voreingenommenen Berichterstattung. Gerade Vertreter Jüdischer Gemeinden, aber auch Israels Botschafter Ron Prosor, kritisierten die Berichterstattung aus dem Tel Aviver ARD-Studio als einseitig. Prosor selbst hatte gar von einer »Dämonisierung Israels« gesprochen.
Im Gespräch sollen Julio Segador und Sophie von der Tann die Vorwürfe zurückgewiesen haben. Offiziell teilte die ARD der »Welt« mit »Die Berichterstattung des gesamten Korrespondenten-Teams des ARD-Studios Tel Aviv erfolgt auf professionellem Niveau nach internationalen Standards. Für seine differenzierte Berichterstattung erhält das ARD-Studio Auszeichnungen, Lob und Zuspruch, allerdings immer wieder auch Kritik sowohl von Pro-israelischer wie Pro-palästinensischer Seite.«
Sophie von der Tann soll am 4. Dezember mit dem in der Branche bekannten Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis für ihre Berichterstattung ausgezeichnet werden. Die Journalistin berichtet seit 2021 aus Israel. ja