Jerusalem

Krawall an der Kotel

Demonstration am vergangenen Freitag Foto: Flash90

Es wurde gerempelt, gespuckt, geschrien, getreten und geschlagen. Eigentlich nichts Neues für die Women of the Wall, die sich seit Jahrzehnten für ihr Recht auf egalitäres Gebet an der Kotel in Jerusalem einsetzen. Doch am Freitag habe die Gewalt von Ultraorthodoxen gegen sie eine nie dagewesene Stufe erreicht. Außerdem hätten die Sicherheitskräfte sie »im Stich gelassen«, beklagt die Frauenorganisation.

Tausende von charedischen Frauen und Männern seien in Bussen an die heilige Stätte gefahren worden, um die Versammlung der rund 800 Frauen aufzulösen. Einige der Women of the Wall seien dabei zu Boden gestoßen worden. Die Gruppe hatte nach eigenen Angaben ihr Gebet zum Rosch Chodesch inklusive der Feierlichkeiten zum 30. Jahrestag der Gründung bei der Polizei angemeldet. Die jedoch wirft den Frauen vor, die Ultraorthodoxen »absichtlich provoziert und Reibungen initiiert zu haben«. Ein Vorwurf, den die Gruppe von sich weist.

sicherheitskräfte »Die Sicherheitskräfte hätten alle Maßnahmen nutzen sollen, um uns zu schützen und das Recht auf Gebet entsprechend der Bräuche an der Kotel zu sichern. Aber dies ist nicht geschehen. Es ist ein sehr ernstes Versagen der Polizei«, schrieb die Organisation in einem Brief. Der charedische stellvertretende Gesundheitsminister Yaakov Litzman (Vereinigtes Tora-Judentum) äußerte sich zu den Ausschreitungen: »Die Gruppe musste rausgeschmissen werden. Das ist alles.« Auf die Frage, ob er Gewalt gutheiße, sagte Litzman: »Die Gewalt der Women of the Wall? Nein, das tue ich nicht.«

Der Leiter der Bewegung konservativer Juden in Israel, Yizhar Hess, ist jeden Monat bei den Treffen der Women of the Wall dabei. »Um sie zu unterstützen«, wie er sagt. Auch am Freitag war er da und bezeugt die Gewalt der strengreligiösen Demonstranten. Auch beklagt er die Teilnahmslosigkeit der Regierung: »Hätten sich Araber so verhalten, es wäre keine halbe Stunde vergangen, bis sich der Ministerpräsident geäußert hätte, inklusive Zitaten von Makkabäern bis zu israelischen Fallschirmspringern.« Letztere aber bedürfen keines Zitats. Denn sie waren persönlich da. Rund 40 Männer aus dem Bataillon, das 1967 die Altstadt befreit hatte, standen wieder vor der Kotel – aus Solidarität mit den Frauen.

Israel

Drei Brüder werden an einem Tag Väter - von vier Kindern

Zwillinge inklusive: Drei Brüder und ihre Partnerinnen schenken den Großeltern an einem Tag vier Enkel. Wie es zu diesem seltenen Familienglück kam

von Sara Lemel  03.12.2025

Meinung

Gratulation!

Warum die Ehrung der ARD-Israelkorrespondentin Sophie von der Tann mit dem renommierten Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis nicht nur grundfalsch, sondern auch aberwitzig ist

von Lorenz Beckhardt  03.12.2025 Aktualisiert

Medien

»Antisemitische Narrative«: Vereine üben scharfe Kritik an Preis für Sophie von der Tann

Die Tel-Aviv-Korrespondentin der ARD soll mit dem Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis geehrt werden

 03.12.2025

Gesellschaft

Bennett: »Vorschlag für Armeegesetz ist Betrug«

Eine neue Einbringung zur Wehrpflicht für Charedim sorgt für Unruhe in der Koalition

von Sabine Brandes  03.12.2025

Naher Osten

Erstes offizielles Treffen zwischen Israelis und Libanesen

Ministerpräsident Benjamin Netanjahu will eine Grundlage für Beziehungen und wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen Israel und dem Libanon schaffen

 03.12.2025

Geiseldeal

»Funde« aus dem Gazastreifen stammen nicht von einer Geisel

Die Terroristen der Hamas hatten behauptet, es handele sich um die sterblichen Überreste einer Geisel. Forensiker widersprechen dem

 03.12.2025

Netanjahu fordert »entmilitarisierte Pufferzone« in Syrien

 02.12.2025

Israel

Israel erhält »Befunde« aus Gazastreifen

Israel wartet auf die Übergabe der beiden letzten getöteten Geiseln durch die Hamas. Nun ist die Rede von »Befunden«, die übermittelt worden seien. Der genaue Hintergrund ist unklar

 02.12.2025

Ehemalige Geiseln

»In Gaza war ich wie ein toter Mensch«

Der junge Israeli Alon Ohel erlebte in den Tunneln der Hamas unvorstellbare Qualen und sexuelle Gewalt. Jetzt spricht er zum ersten Mal darüber

von Sabine Brandes  02.12.2025