Dass das Coronavirus eine gewisse Zeit auch auf Oberflächen überlebt, weiß man mittlerweile. Daher ist am Dienstagmorgen die Kotel – das bedeutendste Heiligtum des Judentums – auf besondere Weise gereinigt worden.
Gläubige Normalerweise werden die Steine unterhalb des Tempelbergs jährlich von Tausenden Menschen aus aller Welt berührt und geküsst. Viele stecken Zettel mit Wünschen oder Gebeten in die Ritzen. Sogar in Zeiten der Covid-19-Krise kommen noch Gläubige an den heiligen Ort. Derzeit dürfen jedoch lediglich zehn Menschen mit einem Abstand von jeweils zwei Metern an die Kotel gehen, um zu beten.
Dieses Mal jedoch lassen die Helfer an der Kotel besondere Vorsicht walten.
Traditionell werden die Zettel zweimal jährlich aus den Ritzen zwischen den Steinen entfernt: vor dem Pessachfest und vor dem jüdischen Neujahr Rosch Haschana.
Dieses Mal jedoch lassen die Helfer besondere Vorsicht walten. Alles Papier wird mit Handschuhen und Holzwerkzeug entfernt, das anschließend entsorgt wird. In besondere Säcke gepackt, werden die Papierstücke dann zusammen mit anderen heiligen Papieren auf dem Ölberg in einer Genisa beerdigt.
Gebete Kotel-Rabbiner Schmuel Rabinowitz beaufsichtigte die Aktion persönlich. Dabei betete er für die Genesung der Erkrankten im jüdischen Staat und überall auf der Erde. »In diesen schweren Tagen, in denen die Plage sich überall ausbreitet und unser Leben gefährdet, sammeln wir die Gebete aus der ganzen Welt«, so der Rabbiner.
Zusätzlich zu den Zetteln aus Papier sind auf der Website der heiligen Stätte seit Rosch Haschana 18.000 Wünsche und Fürbitten eingegangen.