Botschaft

Kisten packen!

US-Konsulatsgebäude in der David-Flusser-Straße in Jerusalem Foto: Flash 90

Es ist ein logistisches Mammutprojekt und soll doch in weniger als drei Monaten umgesetzt werden: der Umzug der amerikanischen Botschaft von Tel Aviv nach Jerusalem. Rechtzeitig zum Unabhängigkeitstag des Staates Israel im Mai wollen die Amerikaner dort ihre Pforten eröffnen. An der Hayarkonstraße Nummer 71 in der Mittelmeerstadt heißt es also sicher bald: »Kisten packen«. Während die Regierung in Jerusalem frohlockt, sorgen sich manche Sicherheitsexperten, dass es durch die Verlegung zu neuen Unruhen im Heiligen Land kommen könnte.

Die Frage um Jerusalem ist eine der komplexesten und sensibelsten Angelegenheiten bei Verhandlungen zwischen Israelis und Palästinensern. Die internationale Gemeinschaft erkennt keine israelische Souveränität über die gesamte Stadt an. Nachdem US-Präsident Donald Trump im Dezember Jerusalem offiziell als Hauptstadt Israels bestätigt und angekündigt hatte, die Vertretung seines Landes dort anzusiedeln, will er seinen Worten offenbar Taten folgen lassen.

Terror Nach der damaligen Anerkennung hatte es wochenlang gewalttätige Unruhen von Palästinensern mit mehreren Toten und Hunderten von Verletzten auf palästinensischer Seite gegeben. Die Zahl der Terroranschläge hatte sich nach Angaben des israelischen Inlandsgeheimdienstes verdreifacht.

Das US-Außenministerium bestätigte vor wenigen Tagen, dass der Botschaftsbetrieb zunächst im bestehenden Jerusalemer Konsularkomplex im südlichen Stadtteil Arnona aufgenommen werden soll und »mit dem 70. Geburtstag Israels zusammenfallen wird«.

Die Einweihungsfeier, hieß es aus israelischen Regierungsquellen, solle am 14. Mai stattfinden, dem internationalen Datum der israelischen Unabhängigkeit.
Nach dem israelischen Kalender jedoch fällt der Jom Haazmaut 2018 auf den 19. April. Das Datum für die Eröffnung wird von Politikexperten als hauptsächlich symbolisch angesehen. Der amerikanische Vizepräsident hatte während seines letzten Israelbesuches einen Umzug für Ende 2019 anvisiert.

sicherheitsmassnahmen Dennoch heißt es aus dem Außenministerium, dass Außenminister Rex Tillerson bereits den Plan für die Sicherheitsmaßnahmen in Jerusalem unterzeichnet habe. Zunächst werde es sich um ein kleines Team um den Botschafter David Friedman handeln, das von dort aus agiert. Friedman gilt als einer der vehementesten Unterstützer dieses Schrittes.

Nur zwei Tage später will auch der Präsident von Guatemala seine Vertretung nach Jerusalem verlegen. Das versprach Jimmy Morales im Rahmen des AIPAC-Kongresses in Washington DC einem strahlenden Netanjahu. Morales bezeichnete Trumps Schritt als »mutig« und war sich sicher, dass viele Staaten folgen werden. Bislang indes hat dies außer Guatemala lediglich noch Honduras angekündigt. Netanjahu antwortete Morales: »Vielen Dank für alles, was Sie für Israel tun!«

Mit der Anerkennung Jerusalems hatte Trump die Palästinenser so sehr verärgert, dass sie sich bis heute weigern, an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Auch die arabische Welt kritisierte die Entscheidung scharf. Im Anschluss stimmten 128 Staaten der Vereinten Nationen für eine (nicht bindende) Resolution, die Washington auffordert, die Entscheidung zu revidieren. Präsident Trump hatte anschließend allen Staaten, die US-Finanzhilfen erhalten, gedroht, die Gelder zu stoppen, sollten sie nicht mit ihm auf einer Linie sein. Guatemala ist finanziell von den USA abhängig.

Zweigstelle Einem Fernsehbericht zufolge wurde den Konsulatsangestellten in Jerusalem bereits mitgeteilt, dass sie ab Mai »Mitarbeiter der Botschaft sein werden«. Die jetzige Botschaft in Tel Aviv werde zunächst die hauptsächliche Arbeit weiterhin erledigen, jedoch als »Zweigstelle der Jerusalemer Botschaft« bezeichnet, so der Bericht auf Kanal 10, während an der Erweiterung in Arnona gearbeitet werde. Dazu solle vor allem ein angrenzendes Gebäude dienen, das derzeit ein Altenheim beherbergt, jedoch in einigen Jahren in amerikanischen Besitz übergeht. Zusätzlich soll ein gänzlich neuer Bau entstehen.

Für den würde gerne der Milliardär und persönliche Freund Netanjahus aus Las Vegas, Sheldon Adelson, bezahlen. Das verkündete der Kasino-Mogul nach dem Bekanntwerden des Umzugsdatums. Angeblich überlegt die Trump-Verwaltung, das Angebot anzunehmen, und prüft derzeit, ob dies legal wäre. In israelischen Politikkreisen hingegen ist man darüber wenig erfreut. »Embassy for sale« habe einen merkwürdigen Beigeschmack, ließen Oppositions- und sogar Regierungsmitglieder hinter vorgehaltener Hand indes verlauten.

kosten Während Netanjahus US-Reise bestätigte Trump das Vorhaben des Umzugs und fügte hinzu: »Wenn ich kann, werde ich dazu nach Jerusalem kommen.« Schätzungen, der Botschaftsumzug werde eine Milliarde US-Dollar kosten, hielt Trump entgegen: »Eine Milliarde? Wofür? Wir machen das für 250.000 Dollar.«

Obwohl der israelische Premier betonte, dass er nicht derjenige gewesen sei, der die Umzugspläne beschleunigt habe, dürften sie ihm äußerst gelegen kommen. Die Korruptionsvorwürfe gegen Netanjahu weiten sich zunehmend aus. Je mehr positive Schlagzeilen, desto besser.

Knesset

Umfrage: Netanjahu-Regierung ohne Mehrheit

Im Herbst 2026 wählen die Israelis ein neues Parlament. Laut einer Meinungsumfrage liegen die Parteien der amtierenden Koalition weit hinter der Opposition

 19.12.2025

Tel Aviv/Berlin

Israel unterzeichnet weiteren Vertrag mit Deutschland über Raketenabwehr

Es handelt sich um das größte Rüstungsgeschäft in der Geschichte des jüdischen Staates

 19.12.2025

Israel

Zahl der Verkehrstoten steigt

Die Statistik verzeichnet mehr Verkehrsunfälle mit tödlichem Ausgang denn je

 19.12.2025

Kairo

Ägypten: Angeblich Pläne für USA-Reise von Präsident al-Sisi

Seit Beginn des Gaza-Kriegs sollen Israels Premier und Ägyptens Staatschef keinen Kontakt gehabt haben. Wird sich al-Sisi mit Hilfe eines Gas-Deals zu einem Treffen in den USA bewegen lassen?

 18.12.2025

Zahl der Woche

1437

Funfacts & Wissenswertes

 18.12.2025

Tschechien

Prag plant Botschaftsverlegung nach Jerusalem

Der neue Prager Außenminister Petr Macinka sagt, der Schritt sei überfällig

 18.12.2025

Jerusalem

Israel schließt 30-Milliarden-Deal mit Ägypten

Das Geschäft mit Ägypten soll die Position des jüdischen Staates als Energielieferant stärken. Was steckt hinter dem Abkommen?

 18.12.2025

Washington D.C.

Trump erklärt Nahost für befriedet – Waffenruhe in Gaza bleibt fragil

Unerwähnt bleibt das Schicksal der letzten noch im Gazastreifen festgehaltenen Geisel, Ran Gvili

 18.12.2025

Nachrichten

Väter, Gaza, Abriss

Kurzmeldungen aus Israel

von Imanuel Marcus, Sophie Albers Ben Chamo  17.12.2025