Gazakrieg

Keine Ruhe am Schabbat

Das Raketenabwehrsystem Iron Dome Foto: Flash90

In Israel beginnt das Wochenende. Doch statt Ausflügen in die Umgebung oder Feiern mit Familie und Freunden stehen den Menschen offensichtlich wieder Tage im Schutzraum bevor. Denn kaum hatte die dreitägige Waffenruhe zwischen Jerusalem und der Hamas geendet, da feuerte diese wieder Raketen aus dem Gazastreifen in Richtung Israel. In mehreren Orten zerrissen die Warnsirenen die Stille des Freitagmorgens. Unter anderem wurden die südlichen Städte Aschdod und Aschkelon von der Terrororganisation attackiert.

Bis zum Nachmittag wurde Israel mit mehr als 40 Raketen und Mörsergranaten aus dem Gazastreifen beschossen. Zwei Menschen wurden durch Geschosse verletzt: der 71-jährige Nachmi Paz, Direktor des Sapir College in der Nähe von Sderot, sowie ein 20-jähriger Soldat. Ein Wohnhaus in Sderot wurde von einer Rakete getroffen, allerdings niemand verletzt.

Am 32. Tag der Militäroperation »Protective Edge« sprechen also wieder die Waffen. Aus dem Gazastreifen melden Nachrichtenagenturen, dass die Menschen vermehrt aus ihren Häusern fliehen, in die sie erst vor wenigen Tagen zurückgekehrt waren – in Angst vor Gegenschlägen der israelischen Armee (Zahal). Die hatte nach dem Beginn des Beschusses zweieinhalb Stunden mit einer militärischen Antwort gewartet, doch dann bestätigt, dass »Ziele im gesamten Gazastreifen angegriffen« würden.

Verhandlungen Premierminister Benjamin Netanjahu hatte sofort nach dem Bruch der Waffenruhe verkündet, dass »mit Härte auf die neuerlichen Attacken reagiert wird«. Armeesprecher Peter Lerner erklärte: »Die neuen Angriffe der Terroristen auf Israel sind inakzeptabel und kurzsichtig. Die falsche Entscheidung der Hamas, die Waffenruhe zu brechen, wird von uns geahndet werden. Wir werden ihre Infrastruktur bekämpfen.«

Noch bis zuletzt hatte es Verwirrung darüber gegeben, ob der Waffenstillstand ausgedehnt wird oder nicht. Die Vermittler in Kairo sollen offenbar alles versucht haben, um eine Verlängerung zu erreichen. Israel hatte dem zugestimmt, die Hamas jedoch lehnte ab – angeblich, weil Jerusalem ihre Forderungen nicht erfüllen wollte. Berichte darüber, was genau die Hamas verlangt, sind jedoch widersprüchlich. Die israelischen Regierungsunterhändler haben die ägyptische Stadt bereits wieder verlassen, heißt es.

Umfrage Laut einer Umfrage des Interdisziplinären Zentrums in Herzlija (IDC) vom Ende der Woche handelt die Hamas mit dem erneuten Beschuss Israels überhaupt nicht im Sinne der Bevölkerung. Eine überwältigende Mehrheit der Palästinenser im Gazastreifen (92 Prozent) spreche sich für ein Ende der Gewalt und einen langfristigen Waffenstillstand aus, hieß es. 72 Prozent wünschten sich außerdem, dass ihre Anführer in der Lage seien, einen Frieden mit dem jüdischen Staat zu schließen, so das IDC.

Bei israelischen Politikern sorgt die Aktion der Hamas für Wut und Unverständnis. Sogar Justizministerin Zipi Livni, die sich vehement für einen Frieden zwischen Israelis und Palästinensern einsetzt, schrieb auf ihrer Facebookseite als Antwort auf die erneuten Angriffe der Hamas: »Terroristen müssen die entsprechende Behandlung erhalten. Wir erlauben keinen Nahen Osten nach dem Modell der ISIS.«

Wirtschaft

Netanjahus unglücklicher »Sparta«-Vergleich

Israels Premierminister spricht in einer Rede von wirtschaftlicher Isolation und sieht sein Land in einer ähnlichen Situation wie einst der griechische Stadtstaat. Politik und Märkte reagieren unerwartet heftig

von Sabine Brandes  18.09.2025

Israel

Zwei Tote bei Anschlag an Grenze zu Jordanien

Der Angreifer ist offenbar in einem Lastwagen angekommen, der humanitäre Hilfsgüter für den Gazastreifen transportierte. Der Anschlag könnte laut Medien auch Auswirkungen auf Gaza-Hilfen haben

 18.09.2025 Aktualisiert

Nachruf

Sie trug ein strassbesetztes Krönchen

Tovia Ringer überlebte die Konzentrationslager Groß-Rosen und Schömberg, bevor sie 1948 nach Israel emigrierte. Nun ist die »Miss Holocaust Survivor 2018« im Alter von 102 Jahren gestorben

von Sara Klatt  18.09.2025

Kurznachrichten

Hotel, Datteln, Pilger

Meldungen aus Israel

von Sabine Brandes  18.09.2025

Tel Aviv

Israel: Entwicklung von Laser-Abwehrwaffe abgeschlossen

Das Hochleistungs-Lasersystem »Iron Beam« markiert einen Wendepunkt: Präzise, schnell und überraschend günstig. Wie verändert dies Israels Schutz vor Bedrohungen aus feindlichen Ländern der Region?

 18.09.2025

Meinung

Die Tränen des Kanzlers

Bei seiner Rede in München gab Friedrich Merz ein hochemotionales Bekenntnis zur Sicherheit jüdischen Lebens ab. Doch zum »Nie wieder dürfen Juden Opfer werden!« gehört auch, den jüdischen Staat nicht im Stich zu lassen

von Philipp Peyman Engel  18.09.2025 Aktualisiert

Gaza

»Gebt mir mein Mädchen zurück!«

Ifat Hayman fleht, dass ihre Tochter Inbar, die letzte weibliche Geisel der Hamas, zur Bestattung zurückgebracht wird

von Ifat Hayman  17.09.2025

Europäische Union

Wie die EU-Kommission Israel sanktionieren will

Ursula von der Leyens Kommission will Israel alle Handelsvergünstigungen streichen. Doch eine Mehrheit der Mitgliedsstaaten ist (noch) nicht in Sicht. Die Hintergründe

von Michael Thaidigsmann  17.09.2025

Israel

»The Sea« erhält wichtigsten israelischen Filmpreis

In Reaktion auf die Prämierung des Spielfilms über einen palästinensischen Jungen strich das Kulturministerium das Budget für künftige »Ophir«-Verleihungen

von Ayala Goldmann  17.09.2025