Tel Aviv

Israelis mehrheitlich für Abkommen mit Hamas-Terroristen

Demonstranten in Tel Aviv fordern am Mittwoch eine sofortige Rückkehr der Hamas-Geiseln aus Gaza. Foto: picture alliance / Anadolu

Fast drei Viertel aller Israelis, nämlich etwa 73 Prozent, unterstützen das zwischen Israel und der palästinensischen Terrororganisation Hamas geschlossene Abkommen über einen Waffenstillstand und die Freilassung der in Gaza festgehaltenen Geiseln – im Gegenzug für eine Entlassung palästinensischer Häftlinge aus israelischen Gefängnissen.

Dies geht aus einer Umfrage der Zeitung »Maariv« hervor. Deren Ergebnisse zeigen auch: Knapp ein Fünftel der israelischen Bevölkerung (19 Prozent) ist gegen die Vereinbarung, während 8 Prozent der Befragten keine Meinung dazu haben.

Deutliche Unterschiede gibt es je nach Wahlverhalten: Israelis, die Oppositionsparteien wählen, sind zu 91 Prozent für die Waffenruhe und den Austausch. Bei den Wählern der Parteien, die der Koalition von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu angehören, sieht es anders aus: Nur 52 sind für den Deal, 37 Prozent dagegen.

Schwierigkeit der Situation

Die Menschen im jüdischen Staat wurden auch gefragt, ob Israel seine Kriegsziele erreicht hat. Das Ergebnis: 45 Prozent meinen, dass dies nur teilweise der Fall ist, während 36 Prozent der Ansicht sind, ihr Land habe kein einziges seiner Kriegsziele erreicht.

Diese Zahlen spiegeln die Schwierigkeit der Situation wider: Einerseits sind viele Israelis der Ansicht, es sei falsch, eine Vereinbarung mit einer Terrororganisation zu unterschreiben, die weiterhin eine Vernichtung Israels anstrebt, bereits weitere Massaker im Stil des 7. Oktobers 2023 angekündigt hat und offenbar dabei ist, sich neu zu gruppieren.

Andererseits müssen die 98 Geiseln, die sich weiterhin in der Gewalt der Hamas befinden, unbedingt so schnell wie möglich freikommen, damit zumindest ein Teil von ihnen eine Überlebenschance hat. Dieser Aspekt ist für die meisten Israelis offensichtlich ausschlaggebend.

Cousin ermordet und verschleppt

Auch Angehörige der Geiseln sehen das Problem. Die »Times of Israel« zitierte Udi Goren, dessen Cousin Tal Chaimi am 7. Oktober vom palästinensischen Terror ermordet wurde. Seine Leiche wurde damals von der Hamas nach Gaza verschleppt.

Lesen Sie auch

Goren, der Teil des Leitungskomitees der Organisation Hostage Forum ist, der die Geisel-Familien angehören, sagte demnach, der Geisel-Deal sei schrecklich, »aber keine Vereinbarung mit Terroristen ist jemals gut«. Goren äußerte die Ansicht, der einzige Weg habe darin bestanden, die Vereinbarung einzugehen.

Nun müsse sich Israel aber für diejenigen einsetzen, die seit der Hamas-Attacke am 7. Oktober 2023 gelitten hätten. »Wenn Leute sagen, sie hätten Angst davor, dass Terroristen im Rahmen des Deals freikommen könnten, haben sie recht«, so Oren.

»Aber dies ist nunmal der Deal, den wir haben. Ich will, dass Liri Albag nächste Woche Zuhause ist, und dass die Terroristen sie nie mehr anfassen.« Die 19-jährige Liri Albag ist Soldatin. Zusammen mit vier IDF-Kolleginnen wurde sie am 7. Oktober 2023 von den Terroristen verschleppt. Vor allem junge weibliche Geiseln wurden in der Geiselhaft sexuell missbraucht.

Sexualisierte Gewalt

Ex-Geisel: »Ich dachte, ich werde für immer ihre Sexsklavin sein«

Fast ein Jahr nach ihrer Freilassung spricht die junge Israelin Romi Gonen zum ersten Mal über ihre zutiefst verstörenden Erlebnisse in Gaza

von Sabine Brandes  26.12.2025

Israel

Zwei Tote bei Terrorangriff mit Auto und Messer

Palästinenser rammte Passanten mit seinem Auto und stach auf Frau ein – ein Sicherheitsmann schoss auf den Attentäter und verletzte ihn

 26.12.2025

Israel

Winterwarnungen und das Warten auf Schnee

Am Samstag zieht ein stärkeres Tiefdruckgebiet auf, begleitet von Starkregen, starken Winden und spürbarer Kälte

von Sabine Brandes  26.12.2025

Gazastreifen

Erneut tödlicher Zwischenfall

Israels Armee: Zwei Terroristen wurden getötet, die eine »unmittelbare Bedrohung« dargestellt hätten

 26.12.2025

ANU-Museum Tel Aviv

Jüdische Kultobjekte unterm Hammer

Stan Lees Autogramm, Herzls Foto, das Programm von Bernsteins erstem Israel-Konzert und viele andere Originale werden in diesen Tagen versteigert

von Sabine Brandes  25.12.2025

Sicherheit

Katz sagt erneut, Israel werde nicht komplett aus Gaza abziehen

Nach Kritik nach ähnlichen Äußerungen war der Verteidigungsminister zunächst zurückgerudert. Nun erklärt er: »Ich lege nie den Rückwärtsgang ein«

 25.12.2025

Israel

US-Botschafter: Iran zieht falsche Lehren aus Angriffen auf Atomanlagen

»Ich hoffe, sie haben die Botschaft verstanden, aber offenbar haben sie sie nicht vollständig verstanden«, sagte Mike Huckabee

 25.12.2025 Aktualisiert

Spionage-Verdacht in Israel

Ex-Premier Bennett im Visier des Iran

Ein israelischer Staatsbüger soll den einstigen Ministerpräsidenten Naftali Bennett ausspioniert haben. Dem Verdächtigen steht eine Anklage bevor

von Sabine Brandes  25.12.2025

Israel

Regierung will Waffenproduktion des Landes ausbauen

Laut Premier Netanjahu ist dafür eine Summe von 93 Milliarden Euro vorgesehen – Lehre aus Rüstungsbeschränkungen verbündeter Staaten

 25.12.2025