Nach zwei Jahren Krieg im Gazastreifen steht ein entscheidender Wendepunkt bevor: Israel und die Terrororganisation Hamas haben sich nach Angaben von US-Präsident Donald Trump auf die erste Phase eines Friedensplans geeinigt, der sowohl einen Waffenstillstand als auch die Freilassung aller Geiseln vorsieht. Trump sprach von einem »großen Tag für Israel, den Nahen Osten und die Welt«.
In der vergangenen Nacht bestätigten sowohl israelische als auch arabische Medien, dass Vertreter beider Seiten das Dokument in Scharm el-Scheich unterzeichneten. Die Unterzeichnung markiert den Beginn eines schrittweisen Prozesses, in dessen Verlauf die Kampfhandlungen eingestellt und israelische Truppen aus weiten Teilen des Gazastreifens abgezogen werden sollen.
»Alle Geiseln werden sehr bald zurückkehren, darunter auch die Körper der Toten«, erklärte Trump in einem Interview mit dem US-Sender Fox News. Zunächst hatte es in in Meduenberichten geheißen, Trump halte eine Freilassung der Geiseln noch heute für möglich.
Freude in Israel
Auf dem »Hostages Square« in Tel Aviv brachen in der Nacht Szenen der Erleichterung und des Jubels aus. Hunderte Menschen, darunter Angehörige und Unterstützer der Verschleppten, umarmten sich und sangen die Nationalhymne. Einav Zangauker, deren Sohn Matan seit mehr als 700 Tagen in Geiselhaft war, kämpfte mit den Tränen, als sie die Nachricht hörte. »Endlich können wir wieder atmen«, sagte sie gegenüber israelischen Medien.
Auch im Gazastreifen feierten Menschen die Nachricht über das Ende der Kämpfe. In Khan Younis tanzten Dutzende Palästinenser auf den Straßen, viele mit Fahnen in den Händen. »Zwei Jahre Bomben, Zerstörung und Angst – jetzt spüren wir zum ersten Mal, dass wir einen Moment der Ruhe bekommen«, sagte der Vertriebene Samer Joudeh der Nachrichtenagentur AFP.
»Historischer Moment«
Israels Präsident Isaac Herzog sprach von einem »Morgen historischer und bedeutender Nachrichten«. Er dankte Premierminister Benjamin Netanjahu, dem Verhandlungsteam und den Vermittlern aus den USA, Katar, Ägypten und der Türkei. Besonders würdigte er Trumps »außergewöhnliche Führungsstärke«: »Er verdient zweifellos den Friedensnobelpreis«, sagte Herzog. Das Abkommen biete »eine Chance zu heilen, zu versöhnen und einen neuen Horizont der Hoffnung für unsere Region zu eröffnen«.
Auch Netanjahu selbst reagierte mit Genugtuung. »Mit Gottes Hilfe bringen wir alle nach Hause«, erklärte er.
Wie das Weiße Haus bestätigte, plant Trump, in den kommenden Tagen in den Nahen Osten zu reisen. Er werde eine Einladung Netanjahus annehmen, in der Knesset zu sprechen – ein symbolischer Akt, der die enge amerikanisch-israelische Partnerschaft unterstreichen soll.
»Vielleicht fliege ich schon am Sonntag nach Ägypten und weiter nach Israel«, sagte der Präsident vor Reportern in Washington. Begleitet wird er voraussichtlich von Außenminister Marco Rubio und Sondergesandtem Steve Witkoff, die beide eine zentrale Rolle bei den Verhandlungen spielten.
Hintergründe des Abkommens
Laut dem israelischen Unterhändler Nitzan Alon umfasst die erste Phase die Freilassung aller 20 noch vermutlich noch lebenden Geiseln, bevor die sterblichen Überreste der anderen 28 Geiseln sowie die Überreste weiterer Opfer übergeben werden sollen. Die Umsetzung wird von den USA, Ägypten, Katar und der Türkei garantiert. Fünf Grenzübergänge sollen umgehend geöffnet werden, um mehr humanitäre Hilfe in den Gazastreifen zu bringen.
Israels Botschafter in den USA, Jechiel Leiter, sagte gegenüber CNN, das Ende des Kriegs hänge von der konsequenten Umsetzung des Abkommens ab. »Wir hoffen, dass dies zu einem vollständigen Ende der Feindseligkeiten führt – und zu einem Wiederaufbau Gazas, zum Wohl seiner Bewohner und Israels.«
In Interviews betonte Trump, das Abkommen bedeute weit mehr als nur eine Waffenruhe. »Das ist mehr als Gaza. Das ist Frieden im Nahen Osten«, sagte er. »So viele Länder, von denen man es nie erwartet hätte, haben ihre Unterstützung zugesagt. Die Welt ist in diesem Punkt zusammengekommen.«
Skepsis und Hoffnung zugleich
Trotz der Euphorie mahnen israelische Sicherheitskreise zur Vorsicht. In Teilen des nördlichen Gazastreifens sei die Lage weiterhin instabil, erklärte die Armee. Bewohner wurden aufgerufen, vorerst nicht in ihre Häuser zurückzukehren.
Ein hochrangiger israelischer Offizier sagte, man beobachte die Entwicklungen mit »vorsichtigem Optimismus«.
Trump selbst ließ keinen Zweifel daran, dass er den Deal als persönlichen Triumph sieht: »Das ist ein großer Tag für Israel, für die Arabische Welt – und für die Vereinigten Staaten von Amerika.«